Thema des Tages

14-04-2023 13:50


Wetter aktuell
Bergwetter Teil 1: Das richtige Equipment für Bergtouren


Mit dem Fortschreiten des Frühjahrs nimmt auch die Wander- und
Bergsportsaison Fahrt auf. Die Alpen erhalten unterdessen dieser Tage
nochmal eine ordentliche Portion Neuschnee. Eine gute
Tourenvorbereitung inkludiert daher auch immer die richtige
Interpretation des Wetters. Wir geben heute und am kommenden Montag
ein paar hilfreiche Tipps.


Mit dem Ende der Osterferien geht abgesehen von einigen
Gletscherregionen in den Skigebieten der Alpen die Wintersaison zu
Ende. Im zurückliegenden Winterhalbjahr verzeichneten die meisten
Alpenregionen ein Niederschlagsdefizit von im Mittel rund 20 %.
Insbesondere in den Südalpen und einigen östlichen Gebirgsgruppen
fiel das Defizit teils noch deutlicher aus. Das hatte auch zur Folge,
dass der Winter in den Alpen bis in alle Höhenlagen vielfach
schneearm verlief.
Kurz vor Beginn des kalendarischen Frühlings kommen die Alpen nun
seit dem gestrigen Donnerstag im Zuge eines Tiefs, das sich vom
Mittelmeer kommend ins östliche Mitteleuropa verlagert (siehe auch
Thema des Tages vom 13.04.2023 -> VERLINKUNG:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2023/4/13.html), nochmal
in den Genuss einer ordentlichen Portion Neuschnee. Die
Schneefallgrenze schwankt dabei je nach Intensität zwischen 500 und
1000 m, meist pendelt sie sich aber bei 800-1000 m ein. Oberhalb von
etwa 1500 m werden - mit einer kleinen Pause am Samstag - über das
Wochenende aufsummiert und mit den bereits gefallenen Mengen rund 30
bis 80 cm erwartet. In einigen besonders exponierten Gebirgsgruppen
bzw. -lagen ist auch über einen Meter Neuschnee möglich. Die
Abbildung 1 zeigt die berechneten 48-stündigen Neuschneemengen von
heute Morgen bis Sonntagmorgen. In Höhenlagen unter 1500 m fallen die
Neuschneemengen entsprechend geringer aus, aber der Schnee ist dort
besonders nass und schwer. Zumindest lässt sich konstatieren, dass
die Gletscher endlich die lang ersehnte fettere Schneeportion
abbekommen, die hoffentlich nicht gleich wegschmilzt und von denen
sie noch länger zehren können.

Manche Wintersportbegeisterte könnte es daher noch einmal zum
Tourengehen oder für eine Abfahrt in die Alpen ziehen. Allerdings
sollte die ansteigende und teils erhebliche Lawinengefahr (Stufe 3
von 5) für die Tourenauswahl beachtet werden (siehe Abbildung 2).

Die Mehrheit wird jedoch die Wintersportgeräte bereits in Keller oder
Garage bis zum nächsten Winter eingemottet haben. Denn wenn der
Schnee sich im Frühjahr sukzessive weiter in die Hochlagen
zurückzieht und die Wanderwege auch in den Alpen zunehmend frei
werden, wird die neue Bergsaison eingeläutet. Die enthusiastischen
Bergsportlerinnen und Bergsportler packt dann zunehmend die
Wanderlust. Die Bergschuhe werden aus dem Schrank hervorgeholt und
bekommen die notwendige Pflege, damit sie auch bei jeglichem Wind und
Wetter die beanspruchten Füße möglichst trocken halten.
Oftmals sind im April in den Mittelgebirgen bis in die Kammniveaus in
den Alpen zumindest bis in mittlere Lagen schon kürzere Bergtouren
möglich. Mit der anvisierten frühlingshaften Erwärmung in der
kommenden Woche, dürften in den Alpen schneefreie Routen eher an
südseitigen Hängen und meist nur bis 1000-1200 m, vereinzelt
vielleicht bis etwa 1500 m zu finden sein. Insbesondere an
nordseitigen, schattseitigen Hängen hält sich der Schnee länger.
Daher ist insbesondere beim Queren von steilen und gegebenenfalls
hart gefrorenen Schneefeldern Vorsicht geboten.
Für den gelungenen Start in die Wandersaison ist es deshalb ratsam,
die richtigen Touren auszusuchen. Jeder Alpinist fürchtet die
Gefahren durch Sturmböen, nebelverhangene Bergsteige und
wolkenbruchartige Regenschauer. Das Wetter kann innerhalb weniger
Minuten umschlagen und das alpine Gelände in eine Gefahrenzone
verwandeln. Damit die Bergtour ein angenehmes Abenteuer wird, gehören
Kenntnisse über das Wetter und den Umgang mit unterschiedlichen
Wetterbedingungen ins Repertoire eines jeden Wanderers. Mit diesem
Wissen lassen sich wetterbedingte Gefahrenquellen minimieren.

Eine gute Wandervorbereitung beginnt mit dem Check der aktuellsten
Wetterprognosen vor dem Beginn der Bergtour. Der Deutsche
Wetterdienst bietet über Web und Warnwetter-App schriftliche
Wetterberichte für die Bundesländer aber auch Punktprognosen für die
nächsten 10 Tage an. Eine spezielle Textprognose für das Wetter im
Ostalpenraum kann über die App abgerufen werden (siehe Abbildung 2).
Auch der Deutsche Alpenverein stellt regionale Textprognosen für
mehrere Alpengebiete sowie für die deutschen Mittelgebirge bereit,
die von den österreichischen Kolleginnen und Kollegen von GeoSphere
Austria (vormals Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik)
erarbeitet werden.
Neben dem Wetter empfiehlt es sich grade bei den ersten
Frühjahrstouren auch die konditionellen Ziele noch nicht so hoch zu
stecken. Muskeln, Kreislauf und der Bewegungsapparat müssen sich erst
wieder an die neuen Belastungen gewöhnen.
Weitere Tipps und Hinweise zum Erkennen von Wetteränderungen in den
Bergen gibt es im Thema des Tages am kommenden Montag.


M.Sc.-Met. Sebastian Altnau
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 14.04.2023

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