DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-04-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.04.2023 um 10.30 UTC



Am Wochenende wechselhaft und leicht zu kühl, im Erzgebirge und am östlichen
Alpenrand Dauerregen gering wahrscheinlich. Zum Wochenanfang Druckanstieg und
langsam etwas wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.04.2023


Freunde des "gepflegten" Frühlingswetters im Sinne von milden Temperaturen und
viel Sonnenschein mehrere Tage hintereinander kamen im nun fast schon zur Hälfte
absolvierten meteorologischen Frühling bisher kaum auf ihre Kosten. Vielmehr
traten immer wieder Kaltlufteinbrüche auf, die eher den "Winterfans" nach dem
milden Winter Freude bereiteten. Kaltlufteinbrüche sind bis weit ins Frühjahr
die Regel (Eisheilige, Schafskälte), aber werden nun auch mal die
"Frühlingswetterfans" bedient?

Ein kurzer Blick in die ab Freitag beginnende Mittelfrist offenbart eine
allmähliche Abkehr von tiefdruckgeprägtem Wetter hin zu einer Hochdruckrandlage.
Bei den Temperaturen muss allerdings ein Aber verkraftet werden. Da die Strömung
zunächst auf Ost bis Nordost dreht, sind für die Jahreszeit eher leicht zu kühle
oder normale Temperaturen zu erwarten. Erst in der erweiterten Mittelfrist
könnten die Temperaturen bei weiterer Drehung auf Südost steigen.

Im Detail ist am Freitag zunächst noch ein Trog für uns zuständig, der von
Grönland und Island über die Nordsee bis zur Adria reicht. Im Südteil des Trogs
findet dabei ein Abtropfprozess statt, wobei über der Adria ein Drehzentrum zu
sehen ist. Dieses ist mit einem leicht nördlich davon gelegenen Bodentief
verbunden, das östlich des Alpenhauptkamms zunächst nach Norden und im weiteren
Verlauf Richtung Westen und damit nach Deutschland zieht. Ausläufer des Tiefs
gestalten das Wetter bei uns wechselhaft, mit T850 hPa von 0 bis 4 Grad gelangt
jedoch etwas mildere Luft als in den Vortagen nach Deutschland.

Am Samstag spaltet sich der aus nun mehreren Drehzentren bestehende
Höhentiefkomplex über dem zentralen Mittelmeer und dem südlichen Mitteleuropa
ab. Das über Deutschland angekommene Bodentief füllt sich mangels Support zwar
auf, Reste der Ausläufer bescheren uns aber erneut einen wechselhaften Tag. Der
äußerste Südwesten wird außerdem vorübergehend von Ausläufern eines Tiefs über
Frankreich touchiert. Die Temperaturen ändern sich im Vergleich zum Vortag kaum.


Am Sonntag dreht sich der Höhentiefkomplex über dem östlichen Mitteleuropa und
dem zentralen Mittelmeer ein. Damit werden von Osten und Nordosten weiterhin
Feuchtefelder nach Deutschland gesteuert, die das wechselhafte Wetter bei wenig
geänderten Temperaturen anhalten lassen. Über der Biskaya und den Britischen
Inseln beginnt allerdings auch eine Aufwölbung, die den Wetterwechsel einläutet.


Am Montag wölbt sich dieser Rücken weiter Richtung Skandinavien auf, womit eine
Brücke zu einem Hoch über Russland geschlagen werden kann. Damit steigt der
Druck von Nordwesten her und der Höhentiefkomplex muss allmählich nach Südosten
zurückweichen. So gehen die Niederschlagssignale von Norden her sukzessive
zurück, die Temperaturen in 850 hPa verharren bei nun auf östliche bis
nordöstliche Richtung drehender Strömung allerdings bei 0 bis 3 Grad.

Am Dienstag expandiert der Rücken von der Nordsee und Skandinavien nach Osten
hin Richtung Baltikum und legt sich über den Höhentiefkomplex über Mitteleuropa
und dem zentralen Mittelmeer (klassisches "High-over-Low"). Ein kleines
Höhentief zieht dabei von Polen kommend nach Luxemburg, was den weiter
steigenden Druck ein wenig untergräbt und leichte Konvektion provozieren könnte.
Bei den Temperaturen ist weiterhin keine große Änderung zu verzeichnen.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch formiert sich über Skandinavien aus
dem hohen Geopotenzial ein Höhenhoch, das ein Bodenhoch an gleicher Stelle
stützt und Deutschland in die Randlage an seiner südwestlichen Seite versetzt
(HNFa). Die Strömung dreht dadurch auf Südost, sodass etwas mildere Luft mit
T850 hPa von 4 bis 8 Grad den Weg zu uns findet und mit diabatischer Erwärung
die 20 Grad in 2 m in Reichweite bringt. Gleichzeitig ist die Luft aber auch
leicht feucht, sodass die Sonne vermutlich nicht von einem komplett blauen
Himmel scheinen wird und insbesondere über dem Bergland vereinzelte Schauer
generiert werden könnte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Vergleich zu den Vorläufen werden die grundsätzlichen Strukturen im heutigen
0 UTC-Lauf des EZWM beibehalten, sodass man von einer guten Konsistenz sprechen
kann. Ab Montag treten zwar kleinere Unterschiede zutage, die Auswirkungen auf
das Wetter in Deutschland sind aber eher gering. So wurde beispielsweise das
kleine, von Polen hereinziehende Höhentief am Dienstag im gestrigen 0 UTC-Lauf
kräftiger gerechnet, was eine um rund 2 Kelvin kühlere Luftmasse und etwas mehr
Konvektion bedeutet hätte. In der erweiterten Mittelfrist wäre die Strömung
zudem nicht auf Südost gedreht und der Einfluss des Höhentiefkomplexes noch
größer. Die mit dem neuesten Lauf angedeutete Erwärmung wäre damit geringer
ausgefallen und der Anteil von Wolken und einzelnen Schauern ein wenig größer.
Der gestrige 12 UTC-Lauf gleicht in weiten Teilen dem heutigen 0 UTC-Lauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS, UK10 und JMA sind bis auf Details dem EZMW ziemlich ähnlich. ICON hat bis
zum Montag ebenfalls große Ähnlichkeit, am Dienstag ist der Höhentiefeinfluss
allerdings noch größer als beim EZMW. Damit ähnelt es eher noch dem gestrigen 0
UTC-Lauf des EZMW, von dem die Mehrheit der Modelle mittlerweile abgekehrt ist.
So auch GEM und NAVGEM, die am Dienstag gar kein Höhentiefeinfluss mehr bei uns
zeigen, was aber auch an einer jeweils etwas weiter südlich ansetzenden
Aufwölbung des Höhenrückens liegen kann.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles zeigen für diverse deutsche Städte einen
gutmütigen Verlauf mit einem engen Spread und gut im Median eingebetteten Haupt-
und Kontrolllauf. Bei T850 hPa ist dabei zunächst eine Seitwärtsbewegung zu
sehen, ab Mitte kommender Woche ein Anstieg. Beim Geopot 500 hPa gibt es bis
Montag einen Anstieg bis auf 570 gpdam, danach eine Seitwärtsbewegung. Ab
Sonntag öffnen sich die Kurven zwar allgemein ein wenig, das liegt aber
hauptsächlich an wenigen Ausreißern. Niederschlagssignale gibt es vor allem bis
Sonntag, danach nur noch spärlich. Alle Aussagen bestätigen somit oben
beschriebenen Ablauf.

CLUSTER:
Die Clusteranalyse macht zwischen Sonntag (0 UTC) und Dienstag (0 UTC) nur ein
Cluster mit Regime Blockierung auf, sodass am deterministischen Lauf keine
großen Zweifel gelassen werden. Zwischen Mittwoch (0 UTC) und Freitag (0 UTC)
werden 3 Cluster gezeigt, die ebenfalls alle dem Blocking-Regime angehören.
Fraglich ist, wo genau sich das Hoch unter dem Rücken platziert. C1 entspricht
mit 19 Mitgliedern dem deterministischen Lauf, C2 und C3 mit jeweils 16
Mitgliedern verlegen den Schwerpunkt zum Ende hin dagegen zu den Britischen
Inseln. Das würde der vom Hauptlauf anvisierten Erwärmung entgegenstehen, da die
Strömung eher aus Ost bis Nordost statt aus Südost kommen würde.

FAZIT:
Das wechselhafte und leicht zu kühle Wochenende ist größtenteils sicher. Zum
Wochenbeginn steigt der Luftdruck, die Temperaturen aber nur geringfügig. Ob
kleine Höhentiefs dann noch große Wirkung entfalten können, bleibt abzuwarten.
Zur Mitte der Woche hin könnte durch adiabatische Erwärmung die 20 Grad-Schwelle
angekratzt werden, sodass dann bei längeren sonnigen Abschnitten tatsächlich
frühlingshaftes Wetter aufkommt. Hinter der Erwärmung stehen allerdings noch
größere Fragezeichen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


NIEDERSCHLAG:
Am Freitag und Samstag gibt es beim EFI im Osten und Südosten Deutschlands
schwache Signale für überdurchschnittlich viel Niederschlag. In den Ensembles
findet das vor allem durch erhöhte Wahrscheinlichkeiten für jeweils mehr als 30
l/qm in 24 Stunden im Erzgebirge und am östlichen Alpenrand Niederschlag. Vor
allem am östlichen Alpenrand könnten damit rund 50 l/qm in 48 Stunden bis
Sonntagmorgen zusammenkommen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-ENS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler