DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-04-2023 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.04.2023 um 10.30 UTC



Zunächst ruhiges und teils freundliches Wetter mit Nachfrost. Ab Donnerstag
unbeständiger und zögerlich milder, von Westen im Verlauf erneut
Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.04.2023


Es könnte so schön sein! Ab Samstag sehen die Mehrzahl der EPS-Member des IFS
antizyklonale Strömungsbedingungen dominierend. Die Chance auf ein freundliches
Osterfest wären demnach gegeben. Doch zum Start am Freitag mischt noch ein Trog
über Mitteleuropa gewaltig mit und lässt eher einen unbeständigen
Wettercharakter folgen. Auch an den Folgetagen halten sich im EPS weiter auch
zyklonale Anteile, die je nach Modelllauf mehr oder weniger Zuspruch bekommen.
Insgesamt soll aber ein Hoch über dem Nordmeer bzw. Nordmeer-Fennoskandien die
Strukturen beherrschen. Ab Montag kann dann sogar ein Hochdruckbrücke über
Mitteleuropa in der Wetterküche mitmischen. Auch wenn nahezu über den gesamten
mittelfristigen Zeitraum nach den aktuellen IFS-Läufen Hochdruckeinfluss Trumpf
ist, sollte man die Kleinen aber Feinen Andeutungen von Tiefdruckeinfluss samt
potentiellen Niederschlägen nicht unter den Tisch kehren. Nun aber die
Entwicklungen kurz der Reihe nach!

Am Karfreitag zu Beginn der Mittelfrist dominiert wohl passender Weise zum
Karfreitag die Farbe grau am Himmel. Ausgehend von einer Rinne tiefen
Geopotentials, die sich vom Nordmeer über die Nordsee und Mitteleuropa hinweg
bis nach in den Balkanraum zieht und in die einige kleine Drehzentren wirbeln,
drehen auch bodennah noch klein Tiefs ihre Kreise und schieben teilweise noch
okkludierte Frontenzüge umher. Insgesamt treiben in Mitteleuropa schließlich
zwei hochreichende, kleine Tiefs ihr Unwesen und sorgen für einen unbeständigen
Wettercharakter. Aufgrund der angefeuerten Labilität durch PVA sind im Westen
und Südwesten sogar einzelne Gewitter möglich. Der helfende Rücken liegt am
Freitag noch zu weit westlich und bäumt sich von der Iberischen Halbinsel über
die Britischen Inseln hinweg bis ins Seegebiet westlich von Island auf. Das
korrelierende Bodenhoch steht dabei über den Britischen Inseln und
Westfrankreich in den Startlöchern. Aufgrund der schwachen Luftdruckgegensätze
spielt der Wind keine Rolle. Entsprechend kann auch die eingeflossene Luft
polaren Ursprungs zunächst nicht aus Mittel- und Westeuropa vertrieben werden.
Daher liegen die Temperaturen in 850 hPa zwischen +1 und -6 Grad. Daher können
die Niederschläge an den Alpen und im östlichen Mittelgebirgsraum oberhalb von
1000 bis 1500 Meter als Schnee fallen.

Zum Karsamstag schiebt ein markanter Trog über dem Nordatlantik den Rücken
ostwärts und hobelt diesen dabei über dem Nordostatlantik ab. Was sich eher
schlecht anhört kommt dem Wetter in Deutschland (sofern man an Ostern eher
freundliches Wetter möchte) entgegen. Denn der Rücken baut nun eine Verbindung
mit hohem Geopotential über Nordosteuropa auf und sprengt die Geopotentialrinne
auf. Am Boden kann sich das Hoch entsprechend über dem Nordmeer sowie
Fennoskandien über die Nordsee und westliche Ostsee bis nach Frankreich
ausdehnen. Dabei blockt es auch gleichzeitig ein hochreichendes Tief über
Osteuropa, welches gezwungen wird unter Abschwächung Richtung Balkanraum zu
ziehen. Allerdings greifen die Reste der Warmfront noch auf den Osten über und
können von der Ostsee bis zum Erzgebirge und Zittauer Raum etwas Regen bringen.
Auch an den Alpen sind bevorzugt durch die nordöstliche Anströmung und somit
Staueffekte sowie einen geringen Input des angesprochenen Tiefs über dem
östlichen Balkanraums noch Niederschläge im Programm. Ansonsten sollte sich nach
den aktuellen Berechnungen des IFS zunehmend Wetterberuhigung durchsetzen. Die
schwächelnde Warmfront sorgt auch dafür, dass von Osten mildere Luft ins Land
gelangt und sich auch die alternde Luft langsam erwärmt. Daher liegen die
Temperaturen in 850 hPa meist zwischen -3 und +3 Grad, mit den milderen Werten
im Osten. Der Wind hat weiter keine signifikanten Aktien im Wetterlotto.

Am Ostersonntag liegt dann der Rücken mit seiner Achse ausgehend vom Ostatlantik
genau über Deutschland hinweg. Spielverderber könnte allenfalls ein kleinen
Höhentief über Südnorwegen sein, was sich aber am Boden kaum zu erkennen gibt.
Anders das korrelierende Hoch, welches sich weiter kräftigen kann und nun weite
Teile Nordost-, Nord-, Mittel- und Westeuropa umspannt. Tiefer Luftdruck ist
schwach ausgeprägt nur auf der Iberischen Halbinsel sowie Südosteuropa zu Hause.
Allerdings sieht es in der Höhe nicht ganz so wohlwollend aus. Denn da sin von
der Ostsee bis nach Sizilien weiter Höhentiefs in eine Zone tiefen Geopotentials
eingebettet. Vor allem da Höhentief über dem Balkanraum tangiert auch weiter den
Osten und Südosten Deutschlands. Resultierend können von Oder und Neiße bis zum
östlichen Alpenrand weiter schauerartige, im stau auch länger anhaltende
Niederschläge fallen. Ansonsten sorgt das Absinken im Hoch für einen trockenen
und teils freundlichen Wettercharakter. Die Temperaturen erholen sich aber nur
wenig und liegen auf 850 hPa weiter zwischen +3 und -3 Grad. Auch der Wind
schwingt in der Wetterküche nur einen kleinen Löffel.

Am Ostermontag löst sich die Zone tiefen Geopotentials auf, indem sich bei
Griechenland ein Cut-Off ausbildet und über dem Baltikum ein weiteres kleines
Höhentief stärkt. Den Raum dazwischen nutzt der Rücken ausgehend vom
Ostatlantik, der seine Amplitude und Wellenlänge ausbaut und mit seiner Achse
über Norddeutschland hinweg bis nach Finnland schiebt. Bodennah kann sich
nachfolgend vom Ostatlantischen Hoch über Deutschland hinweg zum Hoch über
Fennoskandien nun endgültig eine stabile Brücke einstellen. Entsprechend nimmt
die Niederschlagsneigung hierzulande weiter ab. Allenfalls in Teilen
Ostdeutschlands hat das zum Cut-Off gehörende Bodentief über der Westtürkei
weiter Einfluss. Dort stehen daher noch geringe Niederschläge im Programm. Aber
aufgepasst! Über den Britischen Inseln droht schon Ungemach. Dort schiebt sich
ein markanter Trog ostwärts, der bodennah mit einem Tief zwischen Schottland und
Island einhergeht. Ausgehend von diesem macht sich auch ein Frontenzug auf nach
Mitteleuropa vorzustoßen. Vorher bleibt es aber wie beschrieben noch recht
ruhig. Der Wind bleibt weiter ein laues Lüftchen und die Temperaturen in 850 hPa
erwärmen sich auch nur wenig.

Zum Dienstag schwenkt der Trog schließlich über den Norden des Landes hinweg.
Rückseitig kann sich rasch der Rücken wider stabilisieren und die
Strömungsbedingungen in der Höhe wieder antizyklonal gestalten. Analog bekommt
auch das Bodendruckfeld nur vorübergehend eine signifikante Delle, in die jedoch
ein teils okkludierten Frontenzug eingebettet ist. Entsprechend greifen von der
Nordsee schauerartige Niederschläge auf Deutschland über, die nach Südwesten zu
aufgrund des Hochs und den Absinktendenzen an Intensität einbüßen. Im Norden du
Osten kann es aber auch kräftiger regnen. Dort ist auch weiter etwas kühlere
Luft mit Temperaturen um 0 Grad in 850 hPa zu Hause. In der Südhälfte werden
dagegen nun schon +1 bis +4 Grad erwartet. Der Wind kann sich bevorzugt im
Nordseeumfeld auch mal wieder zu Wort melden und stark böig daherkommen.
In der Nacht zum Mittwoch ist dann aber wieder Rücken und das korrelierende Hoch
am Zug. Dieses nistet sich über Benelux ein und schiebt die Regenwolken nach
Polen. Allenfalls an den Alpen kann es staubedingt noch länger regnen. Da
Deutschland auf der Ostflanke liegt kann aber wieder kühlere Luft von
Skandinavien einfließen, sodass die Temperaturen in 850 hPa von Rügen bis zum
Breisgau zwischen -3 bis +3 Grad liegen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des det. IFS ist derzeit als mäßig zu bezeichnen. Zwar werden die
großskaligen Strukturen vergleichbar simuliert, im Detail ergeben sich jedoch
wesentliche Unterschiede. Auffällig ist zudem, dass sich die vergangenen
IFS-Läufe vor allem zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums von Freitag bis
Sonntag unterscheiden und sich danach sogar wieder annähern. Besonders der
gestrige 12-UTC-Lauf zeigt dabei ähnliche Prognosen wieder der aktuelle
00-UTC-Lauf, indem beide Mitte kommender Woche ein stabiles Hoch über Benelux
zeigen. Der gestrige 00-UTC-Lauf sah den Schwerpunkt über den Britischen Inseln
bzw. Österreich, sodass in jener Variante weiter Tiefausläufer mit Regen
durchziehen sollten. Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag und Samstag ist es ein
Geopotentialsumpf der einheitlich gezeigt wird. Die Lage der Drehzentren
variiert jedoch mit den Läufen. Aber auch in den ersten Tagen ist der gestrige
12-UTC-Lauf relativ nah an den Aktuellen Berechnungen, während der gestrige
00-UTC-Lauf teils konträre Verteilungen zeigt. Nach den neueren Berechnungen
würde es vor allem in der Westhälfte Deutschlands von Samstag bis einschließlich
Montag auch wesentlich trockener bleiben. Ansonsten ist Schauerwetter angesagt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch andere Globalmodelle im Vergleich zum IFS (ICON, GFS, UKMO, GEM) simulieren
die großskaligen Strukturen vergleichbar. Nahezu über den gesamten Zeitraum
zeigt vor allem das GFS zum IFS ähnliche Geopotential- und
Luftdruckverteilungen. Das ICON zeigt die Drehzentren in der Zone tiefen
Geopotentials in Lage und Ausprägung etwas abweichend und lässt auch den hohen
Luftdruck weniger weit Richtung Frankreich vorankommen. Insgesamt bleibt aber
die Niederschlagsverteilung vergleichbar, wenngleich das ICON die Tendenz hat
weiter nach Westen auszugreifen. Am Montag bleibt es nach GFS noch ganz trocken,
während IFS erste Niederschlagshinweise im Norden bringt. Nach ICON könnte es
schon insgesamt unbeständiger werden. Ab der Nacht zum Dienstag gehen dann ICON
und GFS Hand in Hand, indem se den Trog weiter nach Süden vordringen lassen und
somit den Rücken komplett abhobeln. Im Gegensatz zum IFS würde am Dienstag somit
landesweit zyklonaler Einfluss mit intensiveren Niederschlägen vorherrschen.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener Städte in Deutschland zeigen bis Samstag bei einem
geringem Spread bei der Temperatur in 850 hPa und dem Geopotential in 500 hPa
ein hohe Vorhersagegüte.
Auch am Samstag und Sonntag spreizt sich der Spread nur wenig, allerdings gehen
Haupt- und Kontrolllauf einen anderen Weg als die Mehrzahl der EPS-Member, indem
sie einen tieferen Temperaturverlauf bevorzugen und damit zeitweise als
Ausreißer angesehen werden können. Beim Geopotential schwimmen sie dagegen
weiter in der Menge mit.
Ab Montag weitet sich der ENS-Raum signifikant. Der Spread erreicht bei der
Temperatur Werte von rund 9 Grad und beim Geopotential etwa 30 hPa. Vor allem
beim Geopotential bleibt die Mehrzahl der Member jedoch auf einem gleichen
Niveau, was auch Haupt- und Kontrolllauf stützen. Bei den Temperaturen weicht
der Bereich höchster Auftrittswahrscheinlichkeit langsam auf und wird breiter.
Bei den Niederschlägen scheint das Ereignis am Freitag sicher. Danach gibt es
noch einige Optionen in der Wetterküche, wenngleich im Osten und Süden
grundsätzlich eine höhere Niederschlagsneigung zu verzeichnen ist.

Bei der Klassifikation des EPS wird im Zeitraum von +72 bis +96h nur eine Lösung
gebraucht, um alle Unsicherheiten einzufangen. Dies korreliert schließlich mit
dem geringen Spread in den Rauchfahnen und zeugt ebenfalls von einer hohen
Vorhersagegüte.
Im Zeitraum von +120 bis +168h werden dann drei Cluster benötigt, um die
Unsicherheiten im ENS-Raum ausreichend zu beschreiben. Dabei werden alle
Lösungen dem Schema Blocking zugeschrieben. Unterschiede gibt es zum einen bei
der Ausprägung und Lage des Rückens und zum anderen bei der Positionierung sowie
Intensität des Troges über Nordwesteuropa. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich
dabei im ersten Cluster mit insgesamt 20 Member. Das mit 19 Unterstützern nahezu
gleichverteilte zweite Cluster zeigt das kräftigste Höhentief und den
markantesten Trog, der schließlich auch am weitesten nach Osten ausgreift. Das
dritte Cluster lässt den Trog dagegen am weitesten auf dem Atlantik und zeigt
dagegen einen breiten kräftigen Rücken. Insgesamt wären Cluster 2 und 3 aber die
freundlicheren Lösungen ab Ostermontag.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h erklären schon 5 Lösungen die
Unsicherheiten im ENS-Raum. Diese stützen auch die zunehmenden Unsicherheiten
bei den Rauchfahnen. Während Cluster 2 und 5 komplett beim Schema Blocking
blieben, wechselt Cluster 1 am Ende zur pos. NAO. Cluster 3 startet mit einer
pos. NAO und wechselt zurück zum Blocking. Cluster 4 als Außenseiter wechselt im
Verlauf von einer pos. NAO zur neg. NAO und beschreibt somit durchgehend
zonalere Strömungsbedingungen auf dem Atlantik. Für freundliches Wetter in
Deutschland steht dabei das erste Cluster mit Haupt- und Kontrolllauf sowie 12
weiteren Member. Bei Cluster 2 mit ebenfalls 12 Unterstützern wären auch weite
Teile von ruhigem Wetter geprägt. Aber in der Südosthälfte würde auch der
Cut-Off über dem zentralen Mittelmeerraum in der Wetterküche mitmischen. Bei den
Lösungen 3 und 4 ist das hohe Geopotential schwach aufgestellt und wird daher
von Kurzwellentrögen tangiert. Diese Varianten würden eher für einen
unbeständigen, aber auch milden Abschnitt sprechen. Cluster 5 trumpft dagegen
mit einer kühlen Ostlage auf.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vom EFI gibt es bezüglich des Modellklimas keine Hinweise signifikante
Wetterereignisse in Deutschland. Auch aus Sicht der Probabilistik gibt es weder
beim Wind noch beim Niederschlag Signale für markante Ereignisse. Allenfalls an
den Alpen kann eine leichte Dauerregenlage von Freitag bis Sonntag nicht völlig
ausgeschlossen werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, Anfangs auch det. ICON/IFS, TT zumindest bis Sonntag auch
MosMix, wenngleich die Nachtextreme anfangs wohl tiefer ausfallen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel