DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
31-03-2023 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 31.03.2023 um 10.30 UTC
Kühle Nordostlage, anfangs antizyklonal, ab Mittwoch unbeständiger. Nachtfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 07.04.2023
Am Montag erstreckt sich ein ausgeprägter Rücken über Großbritannien Richtung
Nordmeer und Skandinavien. An seiner Nordostseite liegt ein ausgedehntes Hoch
mit Zentrum über Südskandinavien bis Nordwestrussland. Dem gegenüber steht ein
Langwellentrog über Osteuropa, der bis ins Mittelmeer reicht. Mit einer
nordöstlichen Strömung wird dabei kontinentale Arktikluft Richtung Deutschland
geführt. Die 850-hPa Temperatur liegt somit bei -10 °C im Osten und bei -5 °C im
Westen. Deutschland wird dabei zumeist antizyklonal geprägt. Im Westen und in
der Mitte ist es heiter, im Osten laufen Wolkenfelder an einer Absinkinversion
breit. Letzte Niederschläge von einem nach Oberitalien abgezogenen Randtrog gibt
es noch im Süden. Diese Fallen am Alpenrand und im Bayerischen Wald als Schnee.
Bei verbreitet nächtlichem Aufklaren gibt es in der Nacht zum Dienstag leichten
bis mäßigen Frostzwischen -2 und -7 °C.
Am Dienstag ändert sich an der Gesamtsituation relativ wenig. Die Hochdruckzone
wird von einem Cut-Off Tief über Nordosteuropa und einem nachrückenden
Islandtief etwas in die Zange genommen und schwächt sich ab. So beginnt das
Geopotenzial von Osten her bei uns etwas zu sinken. Abgesehen von etwas
mittelhoher Bewölkung, hat dies aber keine wesentlichen Auswirkungen. Es
dominiert immer noch die Absinkinversion, an der sich im Osten tagsüber
Cumuluswolken breit laufen. Die Nacht zum Mittwoch wird dann wieder größtenteils
frostig.
Am Mittwoch hat sich der nördliche Teil des Hochdruckgebites vollständig
abgebaut. Es bleibt ein in die Nordsee gerichteter Höhenkeil. Das Bodenhoch
bildet nur noch einen schwachen Keil über Frankreich und Süddeutschland,
währenddessen die Warmfront des ins Nordmeer gezogenen Islandtiefs auf den
Nordwesten vorrückt. Sie wird allerdings von dem immer noch stationären
Cut-Off-Tief über Nordosteuropa zurückgehalten. Die eingeflossene arktische Luft
beginnt sich zu erwärmen und von Westen setzt Warmluftadvektion ein, sodass die
850-hPa-Temperatur im Westen auf etwa -1 °C und im Osten auf -6 °C ansteigt. In
der Nacht zum Mittwoch wird der Nordwesten von Aufgleitniederschlägen der
Warmfront erfasst.
Am Donnerstag liegt dann die Warmfront des Tiefs über der Mitte Deutschlands und
bringt vor allem dort Regen, in den östlichen Mittelgebirgen anfangs Schnee. Im
Westen steigt die 850-hPa-Temperatur im Warmsektor auf +3 °C.
Am Freitag wölbt sich ein Keil vorderseitig eines neuen Atlantiktiefs Über
Westeuropa auf. An seiner Ostflanke werden mehrerer schwache Tiefdruckgebiete an
einer von Nordwest nach Südost über Deutschland reichenden Luftmassengrenze
simuliert. Diese laufen Südostwärts ab und bringen die Front zum Wellen. Dadurch
kann es besonders im Nordweststau der Mittelgebirge kräftiger regnen.
Auch das Osterwochenende wird von dieser Luftmassengrenze geprägt, bei der +6 °C
auf 850-hPa im Südwesten -4 °C im Südosten gegenüber steht. Diese
Luftmassengrenze wird aber von Westen her von Hochdruck überlaufen, sodass die
Wetteraktivität deutlich nachlässt. Zu bemerken ist noch, dass der neue IFS-Lauf
dann ein blockierendes Hoch über dem Nordmeer simuliert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die vergangenen IFS-Läufe waren allesamt ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass
es die Warmfront und somit auch die Warmluft am Donnerstag nicht so weit nach
Osten geschafft hat. Dies lag an einer westlicheren Position des
entgegenhaltenden Cut-Off-Tiefs über Nordosteuropa in den Vorläufen. Da sich
hier das Hoch über Skandinavien nicht aufgelöst hat.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis Mittwoch sind die Simulationen der Modelle recht ähnlich. Dann ergeben sich
einige, für uns wesentliche Unterschiede. GFS und ICON simulieren ebenfalls
keine Auflösung des nördlichen Teils des Hochdruckgebietes. Im Gegenteil, sie
lassen das Hoch über Nordskandinavien stärker werden. An seiner Ostflanke setzt
sich dadurch das Cut-Off-Tief Richtung südwestwärts Richtung Südosteuropa, im
GFS sogar Richtung Süddeutschland in Bewegung. Atlantische Fronten würden
dadurch zurückgehalten und Mitteleuropa würde unter den Einfluss hochreichender
Kaltluft mit unter -30 °C auf 500 hPa gelangen. In dieser Kaltluft würden sich
bei 850-hPa-Temperaturen von ~ 6°C, leichte Schneeregen- und Graupelschauer
bilden. Im Bergland wäre es leicht winterlich. Erst zu Ostern würde sich die
Kaltluft allmählich erwärmen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-Rauchfahnen zeigen den kalten antizyklonal geprägten Witterungsabschnitt
von Montag bis Mittwoch recht einheitlich. Danach nimmt die Streuung deutlicher
zu. Ein gewisser Erwärmungstrend ist aber sichtbar. Der IFS-Hauptlauf nimmt
allerdings mit seiner stärkeren Erwärmung am Donnerstag und den größeren
Niederschlagssummen in den Nordweststaulagen eine Ausenseiterposition ein. Die
Mehrzahl der Ensembles ist deutlich kälter. Auch die zahlreichen Cluster gehen
zu einem großen Teil hin zu einer Westwärtsverlagerung des Cut-Off-Tiefs. Die
Lösung mit der Luftmassengrenze über Deutschland ist somit unwahrscheinlich.
FAZIT:
Die kalte antizyklonale Phase mit verbreiteten Nachtfrösten bis Mittwoch ist
sicher. Danach beginnt es zunehmend unsicherer zu werden. Eine
Westwärtsverlagerung des Cut-Off-Tiefs erscheint derzeit am Wahrscheinlichsten,
sodass es ab Mittwoch wahrscheinlich zunehmend etwas unbeständig wird und die
"Erwärmung" sich nur langsam durchsetzt. Ein Blick auf das Osterwetter zeigt
eine erhebliche Streuung in den Ensembles. Ein gewisser Erwärmungstrend ist aber
deutlich zu sehen. Dennoch erreicht das Ensemblemittel kaum die 0°C-Marke auf
850-hPa. So ist ein grober Trend, leicht unbeständig und für die Jahreszeit
voraussichtlich etwas zu kühl.
Ein Blick in die erweiterte Mittelfrist zeigt, dass in den Clusteranalysen ein
Block über dem Nordmeer und Fennoskandien favorisiert wird, mit Tendenz zu
High-over-Low-Lagen. Ob es dann bei uns eher zyklonal, oder antizyklonal wird,
bleibt abzuwarten. Die Optionen auf freundliches und gleichzeitig warmes
Frühlingswetter, werden dadurch jedoch eingeschränkt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Bei der IFS-Lösung mit der Luftmassengrenze könnte es am Donnerstag und Freitag
markante Regenmengen in den Nordweststaulagen der Mittelgebirge geben. Diese
Lösung gilt derzeit allerdings als weniger wahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX, ab Mittwoch ENS/ICON
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold