DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
19-03-2023 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.03.2023 um 10.30 UTC
West bis Südwest zyklonal. Sehr windig, im Bergland Dauerregenpotential.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.03.2023
Am Mittwoch liegen wir zunächst unter einer westlichen Strömung, in der ein
Höhenrücken ostwärts abzieht. Wir gelangen damit auf die Vorderseite eines
breiten Langwellentroges über dem Nordostatlantik und Nordwesteuropa in eine
kräftige, dann zunehmend zyklonale westsüdwestliche Strömung. Mit ihr wird
feuchte und milde Meeresluft nach Deutschland geführt. Dabei greift im
Tagesverlauf das okkludierte Frontensystem eines Tiefs über, das an Schottland
vorbei ins Nordmeer zieht. Die Gradientverschärfung sorgt in weiten Landesteilen
für kräftig auffrischenden Südwestwind und Regen, der nur den Südosten ausspart.
Dort scheint noch längere Zeit die Sonne, bei fast 20°C. Im Norden zeigt sie
sich kaum bei 11 bis 16°C.
Am Donnerstag weitet sich der Trog nach Skandinavien aus, was auch bei uns für
leichten Geopotentialabbau sorgt. Die Strömung dreht mehr auf westliche
Richtungen und auf der Rückseite der nach Osten abziehenden Tiefausläufer
gelangt erwärmte Meereskaltluft nach Norddeutschland. Kurzwellige Tröge sorgen
für unbeständiges Wetter. Wahrscheinlich wird die zurückhängende Kaltfront über
Süd- oder Mitteldeutschland schleifend und geht in die Warmfront einer Welle
über, die zum Ärmelkanal zieht. Entsprechend fällt im frontalen Bereich teils
länger anhaltender Regen. Zumindest im Bergland ist der Auftakt einer
Dauerregenlage nicht ausgeschlossen. Es bleibt sehr windig, im Bergland
teilweise stürmisch.
Am Freitag zieht die Welle weiter über Norddeutschland zur Ostsee. Ihr
Entwicklungspotential ist unsicher, die Bildung eines eigenständigen,
kleinräumigen Tiefs ist jedenfalls nicht ausgeschlossen. Dahinter folgt
Kaltluftluftadvektion, die die Kaltfront und den Trog in der Höhe nach Süden
vorankommen lässt. Der Druckgradient bleibt auf jeden Fall gut aufgestellt,
sodass es in tiefen Lagen zu stürmischen Böen und im Bergland zu teils schweren
Sturmböen reicht. Je nach Entwicklung an der Welle, wäre auch mehr möglich. Mit
den Regenfällen besteht nach wie vor im Bergland Dauerregenpotential. Erst in
der Nacht zum Samstag mischen sich in der nur wenig kälteren Meeresluft (ca. 0°C
in 850hPa) auf einigen Berggipfeln ein paar Schneeflocken unter den Regen.
Am Samstag breitet sich der Langwellentrog über Nordeuropa sowohl nach Osten als
auch etwas nach Süden aus. Die Frontalzone wird somit weiter nach Süden
gedrückt, was uns auf deren kalte Seite in den Zustrom einer zwar erwärmten,
aber ursprünglich kalten Luftmasse Ursprungs bringt. Bei instabiler Schichtung
und kurzwelligen Trögen treten schauerartige Regenfälle oder Schauer sowie
vereinzelt kurze Gewitter auf. Der Druckgradient am Rand des Tiefdrucksystems
über Nordeuropa nimmt kaum ab, weshalb der Wind auf der Warnkarte weiter
prominent vertreten bleibt.
Am Sonntag folgt nach Passage eines kurzwelligen Rückens rasch der nächste Trog
mit Bodentiefdruckgebiet auf recht weit südlicher Zugbahn.
Es bleibt damit sehr windig in der Südhälfte mit wiederholten oder anhaltenden
Regenfällen, sonst stehen die Zeichen auf Schauerwetter. Vor allem im Bergland
bleibt es stürmisch. Akkumuliert über längere Zeiträume, auch über mehrere Tage,
kann es insbesondere im Bergland Dauerregen geben. Das Temperaturniveau ändert
sich gegenüber den Vortagen kaum, die Maxima liegen meist zwischen 9 und 14°C.
Winterliche Wettererscheinungen spielen, wenn überhaupt, nur auf einigen
Berggipfeln eine Rolle.
Für die erweiterte Mittelfrist deutet sich die Passage eines Hochkeils mit
vorderseitiger Kaltluftadvektion an. Der Trend geht damit in Richtung einer
vorübergehenden Abkühlung und Wetterberuhigung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des europäischen Modells zu den Vorläufen ist gut. Einheitlich
wird der Übergang in eine westsüdwestliche, zyklonale Strömung simuliert.
Unterschiede sind bei den kurzen Wellen zu finden, was die Vorhersage dann im
Detail doch unsicher macht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Große Abweichungen und damit echte Alternativen haben die einschlägigen
Globalmodelle ICON, GFS und UKMO nicht zu bieten. Die genaue Lage der
Frontalzone, Timing der Wellen und Lage der Regenbänder werden natürlich
variabel simuliert, an der grundsätzlichen Ausrichtung bestehen aber keine
Zweifel. Zum Wochenende deuten alle Modelle den Trend zu einer leichten
Abkühlung an.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles die Aussagen des Hauptlaufs. Bei
den Temperaturen 850 hPa und Geopotential zeigen die Kurven mittelfristig einen
nur leichten Abnahmetrend, verlaufen dabei aber über weite Strecken eng
gebündelt. Erst am Wochenende beginnen die Kurven stärker zu streuen.
Schwingungen der Temperatur- und Geopotentialkurven und stetige
Niederschlagssignale deuten den wechselhaften Charakter an.
Die 3 Cluster im Zeitraum bis 96h unterscheiden sich kaum, sie werden NAO+
klassifiziert. Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h ist nur ein Cluster
vorhanden, der schön die zyklonale Westlage abbildet.
Für die erweiterte Mittelfrist werden 4 Cluster gebildet mit fast ausschließlich
zyklonalen Lösungen. Die Passage des Rückens wird in Cluster 3, in dem auch der
Hauptlauf liegt, angedeutet. Sie ist aber eher unwahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Vor allem der Wind dürfte mittelfristig im Focus stehen. Die westliche Strömung
bringt mit Tiefausläufern nicht nur einiges an Regen, sie wartet auch mit
ordentlichem Druckgradient auf. Nicht umsonst verläuft ein Jet Streak zeitweise
genau über Mitteleuropa. Es dürfte also insgesamt windig werden und vor allem am
Donnerstag und Freitag, im Süden am Samstag bis ins Flachland stürmisch, im
Bergland mit Sturmböen. Darauf springen auch die probabilistischen Verfahren und
EFI an. Je nach Entwicklung der Wellen wäre auch mal etwas mehr, sprich
Sturmböen im Flachland nicht ausgeschlossen.
Die wiederholten Regenfälle sind vor allem in Staulagen der Gebirge für
(markanten) Dauerregen gut. Hier zeigen sich bei ECM EPS Hinweise in den 48 und
72h Regensummen. Die Details dazu sind aber noch unsicher. Trotz langsam wieder
sinkender Temperaturen spielen winterliche Warnelemente keine Rolle.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS und MosMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner