Thema des Tages
16-03-2023 14:50
Wissenschaft kompakt
Kopfschmerzen, Schwindel, Unwohlsein - kommt´s vom Wetter?
Der Schädel brummt oder man fühlt sich nicht so wohl, doch am letzten
Abend kann es nicht liegen und auch sonst deutet nichts auf eine
Erkältung hin. Was ist das nur? Es könnte sich um Wetterfühligkeit
handeln! Doch was hat es damit eigentlich auf sich?
Unter Wetterfühligkeit versteht man im Allgemeinen die wetterbedingte
Veränderung des körperlichen und seelischen Allgemeinbefindens. Die
Beschäftigung mit ihr reicht weit zurück. Bereits der griechische
Arzt Hippokrates (460-370 v. Chr.) wusste seinerzeit davon zu
berichten.
Ein Blick in unseren Körper zeigt, dass im Inneren eine Temperatur
von etwa 37 Grad herrschen muss, damit unsere Organe optimal
funktionieren. Kommt es beispielsweise zu einem Wetterumschwung, der
mit einer Temperaturänderung einhergeht, muss der Körper entsprechend
auf diese Änderung reagieren. Dies geschieht durch die Regulation des
vegetativen Nervensystems, was wiederum Auswirkungen auf den
Hormonhaushalt hat.
Nun gibt es Menschen, die von dieser körpereigenen Anpassung
überhaupt nichts mitbekommen, aber auch andere, an denen das Ganze
nicht einfach so spurlos vorübergeht. Zu welcher Personengruppe man
gehört, ist von zwei Dingen abhängig: zum einen von der
Anpassungsfähigkeit des eigenen Organismus und zum anderen von der
Intensität des Wettereinflusses (je stärker die Wetteränderung, desto
größer die Auswirkungen auf die Gesundheit). Wetterfühlige Menschen
besitzen ein sehr empfindliches Nervensystem, dessen Reizschwelle bei
Luftdruck- und/oder Temperaturänderungen schnell überschritten wird.
In einer Studie zum Thema Wetterfühligkeit, die vom Deutschen
Wetterdienst im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde,
gaben von 1623 Befragten 50 % an, dass das Wetter einen Einfluss auf
ihre Gesundheit habe. Die häufigsten Symptome waren dabei
Kopfschmerzen und Migräne (59 %), Müdigkeit (55 %), Abgeschlagenheit
(49 %), Gelenkschmerzen (42 %) und Schlafstörungen (40 %). 29 % der
Wetterfühligen waren im Jahr vor der Befragung mindestens einmal
nicht in der Lage, ihrer normalen Tätigkeit nachzugehen.
Diverse Studien zu diesem Thema ergaben auch, dass vor allem
kurzfristige Wetteränderungen wie zum Beispiel die mit der Passage
von Tiefdruckausläufern verbundenen Luftmassenwechsel bei
Wetterfühligen für Beschwerden sorgen. Dagegen ist im Bereich eines
Hochdruckzentrums die geringste negative Beeinflussung der
menschlichen Gesundheit zu finden, sofern gleichzeitig keine
thermische oder lufthygienische Belastung vorliegt (Bucher, 1993).
In den heutigen Grafiken (Link 1) des Deutschen Wetterdienstes, in
denen täglich für die erste und zweite Tageshälfte des aktuellen
sowie der zwei Folgetage Gefahrenindizes für die Wetterfühligkeit in
Deutschland dargestellt werden, zeigt sich genau der Ansatz dieser
Studien. Im Nordwesten ist ein erhöhter Einfluss für Wetterfühlige zu
erkennen, denn dort streift ein Tiefausläufer das Vorhersagegebiet.
Je weiter man nach Südosten und Osten vorankommt, umso geringer wird
dieser Einfluss. Das liegt daran, dass sich über Ost- und
Südosteuropa das Hochdruckgebiet JEANINE befindet.
Morgen früh beeinflusst dieser Ausläufer dann den Norden und sorgt
dort für eine recht hohe Gefährdung. Auch im Osten und Südosten ist
die gesundheitliche Beeinträchtigung für Wetterfühlige stark
ausgeprägt. Dies dürfte wahrscheinlich an den großen
Temperaturunterschieden zwischen den Früh- und Mittagsstunden liegen.
Im weiteren Tagesverlauf nimmt der Einfluss des Wetters auf die
Gesundheit dann allgemein ab.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.03.2023
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