DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-03-2023 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.03.2023 um 10.30 UTC



Wechselhaft, zeitweise windig und meist mild bis sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 22.03.2023


Am Samstag liegt Deutschland unter der Vorderseite eines von Schottland bis zum
westlichen Atlasgebirge reichenden Troges. Mit der hieraus resultierenden
steilen südwestlichen Strömung gelangt feuchte und sehr milde Luft nach
Deutschland. Niederschläge, die in Verbindung mit der Kaltfront sehen, die
diesem Trog vorgelagert ist, erfassen allenfalls den Nordwesten Deutschlands und
das westliche Bergland. Einzelne Gewitter können sich in der labil geschichteten
Luft vorrangig im Osten und Süden Deutschlands entwickeln.
In der Nacht zum Sonntag erfasst der Trog den Westen, am Sonntag dann ganz
Deutschland. Die vorgelagerte Kaltfront dringt über die Mittelgebirge hinweg
nach Süden vor. Die Niederschläge nehmen einen konvektiven Charakter an, im
Trogbereich sind am Sonntag im Norden und in der Mitte tagsüber einzelne kurze
Gewitter mit Graupel nicht auszuschließen. Aufgrund der Durchmischung zeichnet
sich nur ein leichter Temperaturrückgang ab. Bereits in der Nacht zum Montag
verabschiedet sich der Trog nach Polen. Eine ausgeprägte Wetterberuhigung ist
jedoch nicht erkennbar; dennoch ist bei Aufklaren im Norden und in den mittleren
Landesteilen leichter Frost vorstellbar.
Im Laufe des Montags überquert ein flacher Rücken das Vorhersagegebiet;
nachfolgend stellt sich wieder eine west-südwestliche Strömung ein, was eine
erneute Milderung zur Folge hat. Da Deutschland unter der Frontalzone liegt,
sind weitere Niederschläge zu erwarten, die bei schleifenden Fronten staubedingt
im Bergland auch länger andauern können.
Am Dienstag ist auch dieser Rücken bereits wieder Geschichte. Ein neuer Trog
überquert die Britischen Inseln, wodurch die südwestliche Strömung über
Mitteleuropa (und somit die Zufuhr milder Luft) vorerst bestehen bleibt. Eine
auf Deutschland schleifend übergreifende schwache Kaltfront bringt erneut
zeitweisen Regen zustande, im westlichen Bergland kann Dauerregen nicht ganz
ausgeschlossen werden. Rückseitig ist in der Nacht zum Mittwoch im Norden in
ungünstigen Lagen leichter Frost möglich.
Am Mittwoch überquert von der Nordsee kommend der Trog unter Abflachung
Mitteleuropa, gefolgt von einem ebenfalls flachen Rücken. Somit sorgt die
Kaltfront lediglich im Norden eine vorübergehende Abkühlung. Absinken im Bereich
eines schwachen Zwischenhochkeils lässt die Wolkendecke vor allem im Osten und
Süden auflockern, bevor mit der Annäherung eines weiteren Frontensystems von
Westen her wieder Wolkenaufzug mit Niederschlägen einsetzt. Im Süden sind im
Bereich der dort noch schleifenden Kaltfront weitere Niederschläge zu erwarten,
wobei im Schwarzwald und auch im Allgäu markant zu bewarnende Regenmengen
zusammenkommen können.
In der Nacht zum Donnerstag greift eine weitere schwache Kaltfront auf den
Norden Deutschlands über und dringt schleifend bis in den Mittelgebirgsraum vor.
Ein auf den nahen Ostatlantik übergreifender breiter Trog lässt die
vorübergehend sehr zonale Strömung erneut auf Südwest drehen, so dass die
rückseitig der Kaltfront eingeflossene kühlere Luft wieder nach Norden
abgedrängt wird. Nach vorübergehendem leichten Zwischenhocheinfluss am
Donnerstag arbeitet sich bis Samstag ein weiterer Trog nach Mitteleuropa vor,
was die Niederschlagstätigkeit aufleben lässt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Lauf im Vergleich zu den gestrigen
Modellrechnungen konsistent. Am Mittwoch wird von der heutigen Simulation der
Zwischenhocheinfluss etwas schwächer gerechnet als dass dies gestern noch der
Fall war.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum deutet sich nach dem neuesten
Modelllauf vom Atlantik bis in die Biskaya übergreifend eine Zonalisierung an,
wogegen die Modellläufe zuvor die Strömung noch ausgeprägter mäandrieren ließen.
Demzufolge wird sich das Zwischenhoch am Donnerstag nicht lange halten können.
Insgesamt lässt diese Konstellation vorerst einen erneuten Wintereinbruch eher
unwahrscheinlich werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Wie bei der Konsistenzbetrachtung ergeben sich auch bei einem Vergleich mit den
externen Modellen bis einschließlich Dienstag keine prognoserelevanten
Unterschiede.
Bis Mittwoch ändert sich jedoch dieses Bild. Während EZMW auf den Norden
Deutschlands eine Kaltfront übergreifen lässt, die rasch unter antizyklonalen
Einfluss gelangt, lässt ICON über dem Norden Deutschlands eine Luftmassengrenze
mit länger andauernden Niederschlägen, die in eine Tiefdruckrinne eingelagert
ist, entstehen. Nach GFS setzt sich mit einer steilen, nach dem Modell des
kanadischen Wetterdienstes mit einer weniger steilen südwestlichen Strömung
rasch wieder mildere Luft durch.
Der Zwischenhocheinfluss am Donnerstag ist nach GFS schwächer ausgeprägt als
nach EZMW. Das kanadische Modell zeigt dann bereits eine sehr zonale Strömung.
Den bis Samstagfrüh auf Deutschland übergreifenden Trog belässt GFS über dem
Atlantik, so dass die südwestliche und relativ straffe Strömung über
Mitteleuropa bestehen bleibt. Das kanadische Modell lässt diesen Trog bis in die
Biskaya vorrücken und die Strömung über Mitteleuropa vorübergehend auffächern.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt weitgehend die Version des hauseigenen Hauptlaufes, lässt
jedoch zum letzten Märzwochenende hin bzgl. des Troges über dem Atlantik eine
Doppelstruktur entstehen. Vorderseitig bleibt über Mitteleuropa die Zufuhr
milder bis sehr milder Luft bestehen. Der Spread ist nicht allzu ausgeprägt. Im
Vergleich zu weiter zurückliegenden Modelläufen wird die Anzahl der
Einzellösungen, die auf ein kaltes Szenario (mit Temperaturen im 850 hPa-Niveau
zwischen -5 und -10 Grad) setzen, reduziert, derartige Lösungen sind im Süden
Deutschlands kaum noch zu finden. Vielmehr wird etwas höheres Geopotential und
auch ein leicht erhöhter Luftdruck gerechnet. Eine erneute Einwinterung ist
demnach eher unwahrscheinlich.
Das EPS des EZMW zeigt ebenfalls über Mitteleuropa eine südwestliche Strömung
und wie GFS einen breiten Trog, lässt diesen aber bis unmittelbar vor die
Iberische Halbinsel vorrücken, was der Variante des kanadischen Modells ziemlich
nahekommt. Demnach dürfte der Nordwesten und Westen Deutschlands weiterhin im
Bereich oder zumindest in der Nähe der Frontalzone liegen. Allerdings ergibt
sich beim Clustering ein hiervon leicht abweichendes Bild. Das mit 27 Membern
etwas stärker besetzte Cluster lässt zum letzten Märzwochenende hin einen
breiten Trog auf Mitteleuropa übergreifen. Das zweite Cluster, dem 24
Einzelläufe und auch die beiden ungestörten Läufe zugeordnet werden, verlagert
diesen Trog erst auf das Seegebiet unmittelbar westlich der Iberischen
Halbinsel.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt bis in den erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinein eine Dominanz zyklonaler West- oder
Südwestlagen. Diese schwindet zum letzten Märzwochenende hin, wobei dann eine
zunehmende Anzahl von EPS-Membern auf eine Troglage über Mitteleuropa, teils
auch auf antizyklonale Nordlagen, setzen. Die Folge wäre dann wieder ein
Temperaturrückgang, wodurch dann in den Nächten zumindest bei Aufklaren wieder
Frostgefahr besteht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In der trogvorderseitig einfließenden Warmluft können sich am Samstag bevorzugt
über dem Osten und Süden Deutschlands einzelne Gewitter entwickeln. Dasselbe
gilt für den Sonntag für die nördlichen und mittleren Landesteile, wobei es sich
hier um typische Kaltluftgewitter (durchaus auch mit Graupel) handelt. Markante
Entwicklungen (am Samstag durch Starkregen und stürmische Böen, am Sonntag
ebenfalls durch stürmische Böen) sind wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz
auszuschließen.
Am Montag kommen mit der sich erneut verstärkenden west-südwestlichen Strömung
an der Nordseeküste (vor allem in Nordfriesland) sowie in einigen Hochlagen der
nördlichen und westlichen Mittelgebirge stürmische Böen auf. Ansonsten sind
keine markanten Wetterereignisse zu erwarten.
Ab Dienstag gelangt Deutschland in den Bereich einer schleifenden Kaltfront,
dabei sind im westlichen Bergland (Eifel, Hochsauerland) und am Mittwoch eher im
Schwarzwald und im Allgäu markant zu bewarnende Niederschlagsmengen vorstellbar.
Dies ergibt sich hauptsächlich aus synoptischen Überlegungen. Seitens der
Modelle sind hierzu noch kaum Signale zu finden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann