DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-03-2023 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.03.2023 um 10.30 UTC



Vorübergehend Milderung, im Nordwesten weiterhin leicht unbeständig. Ab Sonntag
generell wechselhaft, windig und leichter Temperaturrückgang.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 20.03.2023


Am Donnerstag gelangt Deutschland unter einen Höhenrücken, der sich vom
westlichen Mittelmeer bis in die Nordsee erstreckt. Während sich im Randbereich
eines von Lappland bis in die Ägäis reichenden Troges im Osten Deutschlands
anfangs noch kühlere Luft hält, erfolgt von Südwesten her mit einer schwachen
südlichen bodennahen Strömung eine Milderung, die sich in der Nacht zum Freitag
auch im Nordosten Deutschlands durchsetzt.
Am Freitag überquert der Rücken unter Verkürzung seiner Wellenlänge und
Umwandlung in einem Keil das Vorhersagegebiet. Der Nordwesten wird von
mehrschichtiger Bewölkung gestreift, woraus vereinzelt Regen fällt. Ansonsten
erfolgt Absinken, im Süden lässt leicht föhniger Einfluss die Temperatur auf
Werte um 20 Grad steigen.
Mit dem nachfolgenden Trog, der im Laufe des Samstags auf Westfrankreich
übergreift, deutet sich eine Umstellung der Wetterlage ein. Diesem Trog ist eine
Kaltfront vorgelagert, die schleifend über dem Nordwesten und Westen liegt und
dort für zeitweisen Regen sorgt. Teils mehrschichtige Bewölkung setzt sich dann
auch weiter südostwärts durch, was die Temperaturentwicklung etwas dämpft. In
der Nacht zum Sonntag arbeitet sich der Trog bis nach Ostfrankreich vor. Die
o.g. Kaltfront greift auf Deutschland über, ohne nennenswerte Niederschläge zu
bringen. Erst mit einer weiteren Kaltfront erfassen in der Nacht zum Sonntag
kräftigere Niederschläge den Nordwesten.
Im Laufe des Sonntags tropft der sich über Deutschland hinweg ostwärts
verlagernde Trog zum westlichen Mittelmeer aus. Dem unter Abflachung über Polen
hinweg ostwärts ziehenden Resttrog folgt ein flacher Rücken, was die Kaltfront
alsbald als Warmfront rückläufig werden lässt. Mit dieser erfassen am Sonntag
und am Montag zeitweise Niederschläge weite Teile Deutschlands. An der Südflanke
eines Tiefdrucksystems über den Britischen Inseln und Nordeuropa erfolgt ein
Gradientzunahme, wodurch in höheren Berglagen mit Sturmböen und exponiert mit
schweren Sturmböen zu rechnen ist.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeichnet sich eine weitere
Trogpassage ab. Dabei bleibt es unbeständig mit zeitweisem Regen, wobei eine
Dauerregenlage eher unwahrscheinlich ist. Rückseitig stößt von Nordwesten her
wieder kühlere Luft südostwärts vor, was insgesamt einen Temperaturrückgang zur
Folge haben dürfte und bis in mittlere Lagen die Niederschläge wieder in Schnee
übergehen lässt. In den Nächten ist dann wieder vermehrt mit leichtem Frost zu
rechnen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Modellrechnungen relativ konsistent. Am Sonntag wird der auf Mitteleuropa
übergreifende Trog von den neueren Modellläufen beschleunigt und liegt mit
seiner Achse etwa 800 km weiter östlich, als dies noch beim gestrigen 00
UTC-Lauf der Fall war. Von einem Zwischenhocheinfluss, wie es die 24 Stunden
zurück liegende Simulation gezeigt hatte, kann nun nicht mehr die Rede sein.
Vielmehr stellt sich eine west-südwestliche Strömung ein, was sich ab dem
gestrigen 12 UTC-Lauf bereits angedeutet hatte.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bringen auch die beiden
gestrigen Modellrechnungen eine Trogpassage ins Spiel, was für einen sehr
wechselhaften Wettercharakter mit eher leicht zurückgehenden Temperaturen
spricht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Wie bei der Konsistenzbetrachtung ergeben sich auch im Vergleich zu externen
Modellen bis einschließlich Samstag keine prognoserelevanten Unterschiede.
Beginnend ab Sonntag divergieren die Prognosen. Während ICON und EZMW auf
Deutschland einen Trog übergreifen lassen, liegt dieser Trog nach GFS ca. 500
und UK10 etwa 800 km weiter westlich, d.h. über Frankreich, so dass die
südwestliche Strömung über dem Vorhersagegebiet noch bestehen bliebe. Dieser
Trog erfasst am Montag nach GFS Deutschland, UK10 belässt diesen Trog über
Frankreich. EZMW und ICON zeigen dann eine relativ straffe west-südwestliche
Strömung. Beim Modell des kanadischen Wetterdienstes ist dies bereits am Sonntag
der Fall.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum dringt nach GFS in Verbindung
mit einem breiten, aber nicht allzu weit nach Süden reichenden Trog Polarluft
bis in den Mittegebirgsraum vor, was die Niederschläge oberhalb etwa 600 m in
Schnee übergehen lässt. Beim kanadischen Modell ist dies bereits ab Montag der
Fall, wobei sich die Kaltluft mit einer bis in Lagen um 400 m absinkenden
Schneefallgrenze bis zu den Alpen durchsetzen kann. EZMW hat am Dienstag noch
eine zyklonale Südwestströmung mit milder Luft zu bieten. Der Kaltluftvorstoß
erfolgt hier erst in der Nacht zum Donnerstag, was allerdings auch noch unsicher
ist. Nach GFS kommt dann nach vorübergehendem Zwischenhocheinfluss erneut eine
Milderung in Gang. Beim kanadischen Modell beschränkt sich der Temperaturanstieg
auf den Westen und Südwesten Deutschlands.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS dämpft die nach Passage des Troges zu erwartende Abkühlung.
Wahrscheinlicher ist, dass dieser Trog zum westlichen Mittelmeer austropft als
dass dessen Passage erfolgt. Bis einschließlich Sonntag ist der Spread des EPS
relativ gering. Ab Wochenbeginn ergeben sich zwei Szenarien. Eines mit einer
ausgeprägten Abkühlung, welcher der Hauptlauf im Norden und Nordosten
Deutschlands folgt. Etwa die Hälfte der Member (im Südwesten und Süden
Deutschlands eher mehr) deuten nur einen leichten Temperaturrückgang an. In
diese Gruppe ordnet sich der ungestörte Lauf in der Südwesthälfte Deutschlands
ein. Folglich wäre am Wochenbeginn am ehesten eine Grenzlage (mit milder Luft im
Südwesten und Kaltluft im Nordosten) vorstellbar. Dies entspricht dem Szenario
des Modells des kanadischen Wetterdienstes etwa ab der Wochenmitte.
Das EPS des EZMW stützt bis etwa Sonntag weitgehend den Hauptlauf, wobei durch
das EPS der am Sonntag auf Deutschland übergreifende Trog etwas ausgebremst
wird. Auch den in der Nacht zum Donnerstag von Nordwesten her beginnenden
Temperaturrückgang lassen sich vom EPS noch keine belastbaren Indizien finden.
Auch das Clustering bringt nicht mehr Sicherheit in die Prognose. Nach dem mit
23 Membern am stärksten besetzten Cluster lässt der Temperaturrückgang gegenüber
dem deterministischen Lauf weiter auf sich warten, aber immerhin 10 Einzelläufe
lassen sich in einer wenn zunächst auch schwachen, aber südlichen Westlage
zusammenfassen. Eine durchgreifende Milderung ist demnach nicht in Sicht. Und
auch ein erneuter Wintereinbruch zeichnet sich nicht ab.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen zeigt eine Dominanz von zyklonalen West-
bzw. Südwestlagen. Erst nach Wochenmitte kommen einige Member (weniger als 10
Prozent) mit antizyklonalen Lagen ins Spiel. Die Idee von einem
Temperaturrückgang ab Wochenbeginn findet beim EPS nur wenig Anklang, hier sind
auch nur etwa 10 Prozent der Einzelläufe, die eine Abkühlung favorisieren. Als
wahrscheinlichste Variante dürfte die Kaltluft allenfalls den Nordosten
Deutschlands streifen. Vielmehr gelangt Deutschland unter eine west-südwestliche
und meist zyklonal geprägte Strömung und somit in den Bereich der Frontalzone.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag treten an der Nordfriesischen Küste und auf exponierten Gipfeln
der nördlichen und östlichen Mittelgebirge mit abnehmender Wahrscheinlichkeit
noch einzelne Sturmböen auf. Am Freitag muss dann durch leichten Föhn auf
Alpengipfeln mit Sturmböen gerechnet werden. In der Lausitz können durch
einsetzenden Böhmischen Wind in hierfür anfälligen Tälern stürmische Böen
auftreten. Auch an der Vorpommerschen Ostseeküste sind einzelne stürmische Böen
nicht auszuschließen. Sonst sind keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse
zu erwarten.
Auch am Samstag bestehen wahrscheinlich keine markanten Wettergefahren. Am
Sonntag muss in einigen höheren Mittelgebirgslagen sowie an der Nordseeküste mit
Sturmböen gerechnet werden. Am Montag sind, bedingt durch die nach Osten
durchgreifende straffe West-Südwestströmung, mit hoher Wahrscheinlichkeit im
Bergland Sturmböen zu erwarten; auf exponierten Gipfeln besteht die Gefahr
schwerer Sturmböen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), anfangs MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann