DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
25-02-2023 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.02.2023 um 10.30 UTC
Blockierung über Nordwesteuropa, Hochdruckeinfluss bei uns. Am nächsten
Wochenende wahrscheinlich von Norden her erneut Polarluft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 04.03.2023
Am Dienstag ist die Strömung durch eine umfangreiche Antizyklone über
Nordwesteuropa und dem Nordmeer blockiert. Davon ausgehend reicht ein Keil über
Norddeutschland ins östliche Europa. Südlich daran schließt sich ein großes
Höhentief mit Zentrum über dem westlichen Mittelmeer an, dessen Randtröge uns im
Süden zwar streifen, die aber kaum wetterwirksam sind. Unter Hochdruckeinfluss
herrscht leichtes Absinken, lediglich im Süden ziehen Wolkenfelder durch, sonst
bilden sich nur flache Quellwolken. Dabei gelangt kalte Festlandsluft zu uns, in
der die 850 hPa Temperaturen zwischen -5°C im Norden und -10°C im Südwesten
liegen. Entsprechend steigen die Werte in 2m Höhe nach kalter Nacht (loc.
Strenger Frost) nur auf +1 bis +6°C. Der Kälteeindruck wird vor allem im
Südwesten durch den kräftigen Ostwind noch verstärkt. Hier sind im Bergland,
allen voran im Schwarzwald Sturmböen nicht ausgeschlossen.
Am Mittwoch ändert sich an der Gesamtkonstellation nichts Gravierendes. Der Keil
bleibt nach Norddeutschland gerichtet und der Süden in der kalten Ostströmung,
auch wenn die niedertroposphärisch kälteste Luft nach Westen abzieht und sich
durch Absinken eine leichte Erwärmung zeigt. Nach frostiger Nacht, die über
Schnee teils unter -10°C bringt, steigen die Temperaturen tagsüber trotz
anhaltender Einstrahlung nur langsam an. Die Maxima liegen meist bei +1 bis
+8°C. Im Süden bleibt es windig, im Bergland mit stürmischen Böen, auch wenn der
Ostwind insgesamt etwas nachlässt.
Am Donnerstag hält sich die stationäre Antizyklone im Seegebiet zwischen
Schottland und Island. Der von da nach Südosten ausgehende Keil verläuft über
Norddeutschland, sodass der Süden in der Peripherie des Höhentiefs über dem
Mittelmeer liegt. Sonderlich viele Auswirkungen hat das aber nicht. Leichte
Hebung bringt im Süden Wolkenfelder und eine spürbare Ostströmung, die aber
keine warnrelevanten Böen bringt. Meist herrscht aber Absinken mit leichter
Erwärmung, was die 2 m Temperaturen bei kräftiger Einstrahlung auf 2 bis 9°C
steigen lässt. Ganz im Norden dreht der Wind in den unteren Schichten auf West
und von den Küsten kann sich feuchtere Luft mit tiefen St/Sc Wolken landeinwärts
ausbreiten.
Am Freitag dauert die Blockierung an. An der Ostflanke des Hochs dringt aber ein
Trog über Skandinavien Richtung Osteuropa vor, wodurch der Keil über
Norddeutschland und Osteuropa abgeschwächt wird. Er verschwindet aber nicht und
der Hochdruckeinfluss bei uns setzt sich fort. Bei nun auch im Süden
windschwachen Verhältnissen setzt sich die Tendenz zur leichten Erwärmung fort.
Die Nächte sind in trockener, wolkenarmer Luft frostig, bei vereinzelt über
Schnee nahe -10°C.
Am Samstag kann sich der Keil wieder kräftigen, vor dem nächsten markanten
Trogvorstoß, der sich über Skandinavien anbahnt und wohl weiter westlich
ansetzt. Die Vordergrenze der frischen Kaltluft erreicht in Form der Kaltfront
eines Tiefs über Finnland Dänemark und die südliche Ostsee. In deren Vorfeld
nimmt im Norden, der auf westliche Richtungen drehende Wind zu und es bleibt
wolkig, was allerdings auch schon für die Vortage galt.
Ansonsten sorgt der Hochkeil für Absinken und wolkenarmes Wetter. Die kräftige
Einstrahlung bringt im Südwesten und Westen stellenweise +10°C zustande, die
Nächte sind nach wie vor kalt.
In der erweiterten Mittelfrist weitet sich der Trog über Mittel- und Osteuropa
infolge der starker KLA wahrscheinlich nach Süden aus und bringt einen Schwall
kalter Polarluft (um -10°C in 850 hPa) nach Mitteleuropa. Rasch verstärkt sich
dabei wieder Hochdruckeinfluss.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Blockierungslage ist unstrittig. Abweichungen gibt es bei den kurzen Wellen,
die Deutschland im Süden streifen. Die Auswirkungen sind fast vernachlässigbar.
Spannender wird es am nächsten Wochenende, denn bei der Frage in welchem Maße
und wann uns der nächste Ausbruch arktischer Polarluft trifft, laufen die
Simulationen deutlicher auseinander. In der neuen Version, die freilich nicht
die Letzte ist, kommt die Kaltluft später, trifft uns aber in stärkerem Maße.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen einschlägigen Globalmodelle simulieren den Ablauf kommende Woche
ähnlich, was sich kurz in "ruhiges Wetter mit langsamer Milderung"
zusammenfassen ließe. UKMO scheint zwischenzeitlich, am Donnerstag etwas
zyklonales Geplänkel im Südwesten auf dem Schirm zu haben, hier soll ein
Randtrog des Mittelmeertief durchziehen. Ansonsten fokussieren sich die
Unterschiede auf die Abläufe zum Ende. ICON und GFS haben schon am Freitag die
Kaltfront von Norden, bzw. von Nordosten her im Programm, wobei ICON den
Hauptteil der kalten Luft östlich vorbeirauschen lässt. UKMO stützt vom Timing
her die Aussagen des europäischen Modells.
Insgesamt sieht es aktuell auch danach aus, dass Aufgrund der Nähe zum Blocking
die Kaltfront im Westen stark abgeschwächt durchzieht und dort der Trogvorstoß
ohne große Auswirkungen bleiben könnte, wenn man mal von den Temperaturen
absieht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufes über weite Strecken. Allerdings beginnen die
Temperaturkurven 850 hPa ab Donnerstag stärker zu streuen, für das Geopotential
500 hPa gilt das erst für das nächste Wochenende. Insofern ist unsicher, ob
nicht schon eher zumindest in flacher Schicht wieder Kaltluft zu uns gelangt.
Auch hinsichtlich des Troges zur erweiterten Mittelfrist bleiben größere
Unsicherheiten. Nennenswerte Niederschlagssignale sind erst ab dem Wochenende zu
sehen, von daher darf wenigstens der Hochdruckeinfluss bis dahin als gesichert
gelten.
Die Clusterung zeigt eigentlich nichts als Blocking, wobei Lage und Geometrie
der Rücken und Tröge nicht identisch ist. Das begründet dann auch die 4 Cluster
bis +96h und die 2 bis +168h, wobei dann der Hauptlauf im mit 21 Membern
besetzten Cluster 2 landet. Der Größere hat sogar einen noch opulenteren
Höhenrücken zu bieten, der vor allem zum Ende über Südskandinavien höheren
Potential zeigt. In der erweiterten Mittelfrist verlagert sich das
Strömungsmuster retrograd und die Cluster werden zunehmend in "Atlantic Ridge"
einsortiert. Das würde eher den Weg freimachen für Polarluft aus dem Norden und
die Wahrscheinlichkeit für besagten Kaltluftvorstoß nach Mitteleuropa hin steigt
an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Markante Wetterentwicklungen sind unter Hochdruckeinfluss Mangelware. In den
Nächten muss zumindest im Bergland über Schnee mit lokal strengem Frost unter
-10°C gerechnet werden. Der anfangs im Bergland im Südwesten starke Ostwind
lässt bald nach. Auch in den Ensembles oder im EFI lassen sich keine Hinweise
auf signifikante Entwicklungen entdecken.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS +EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner