Thema des Tages
20-10-2016 14:40
Wetter im Straßenverkehr
Im Herbst hört und liest man des Öfteren, dass gebietsweise mit Nebel
zu rechnen ist (siehe Thema des Tages vom 10.10.2016). Je nach Dichte
des Nebels führt dies vor allem im Straßenverkehr zu erheblichen
Einschränkungen der Sichtweite. Auch kann sich die Sichtweite
innerhalb kurzer Distanz sehr schnell verschlechtern, sodass in einer
solchen Situation besondere Vorsicht geboten ist. Zusätzlich ist es
möglich, dass ein Autofahrer bei Sonnenaufgang durch das an den
Nebeltröpfchen gestreute Sonnenlicht stark geblendet wird.
Insbesondere bei Strahlungsnebel, der durch nächtliche Ausstrahlung
und Abkühlung bei locker bewölktem oder klarem Himmel entsteht, ist
das der Fall. Mit fortschreitender Jahreszeit hält sich der Nebel auf
Grund der immer schwächer werdenden Sonneneinstrahlung teilweise auch
längere Zeit oder sogar ganztägig.
Abgesehen vom Nebel gibt es auch bei regnerischem Wetter einiges für
Autofahrer zu beachten. Kommen lokal hohe Regenmengen binnen
kürzester Zeit zusammen, kann dies zum sogenannten "Aquaplaning"
führen. Normalerweise wird Wasser auf den Straßen durch das
Reifenprofil seitwärts, sowie nach hinten abgeleitet. Fährt man in
einer solchen Situation jedoch mit erhöhter Geschwindigkeit und/oder
nutzt Reifen mit einem über den Grenzwert abgefahrenen Profil, bleibt
unterhalb der Reifen die Wasserschicht bestehen, was für das Fahrzeug
in einem kompletten Verlust des Bodenkontakts enden kann. Im
schlimmsten Fall kommt es dann sogar zu einem vollständigen
Kontrollverlust über das Fahrzeug. Daher ist es wichtig die Reifen
regelmäßig zu kontrollieren und spätestens im Oktober die Sommer-
gegen Winterreifen zu tauschen (siehe Thema des Tages vom
05.10.2016).
Besonders riskant wird es, wenn es zusätzlich noch zum Gefrieren von
Regenwasser auf den Straßen kommt, was durch einen zuvor gefrorenen
Straßenbelag (Glatteis) oder das Absinken der Temperatur in den
Frostbereich (Glätte durch überfrierende Nässe) schnell passieren
kann. Sogar im Sommer besteht in exponierten Lagen die Gefahr von
glatten Straßen. Insbesondere Höhenlagen sind davon betroffen, aber
auch Täler, in denen sich Kaltluft sammeln kann. In vielerlei
Hinsicht besonders tückisch sind dabei Moorgebiete. Zum einen sind
Moore wegen der nur langsamen Erwärmung ihres nassen Bodens
prädestiniert für Nebelbildung, zum anderen kann dort auch an kalten
Sommertagen oftmals Nachtfrost auftreten. In Verbindung mit der
Feuchtigkeit kommt es dann zu glatten Straßen. Ein weiteres Risiko,
das Moorgebiete bergen, besteht in einer teilweise - durch den
weichen Torfboden hervorgerufen - abgesenkten Fahrbahn. Dadurch
entstehenden langgezogenen Vertiefungen mit Ansammlungen von
Regenwasser, was die Gefahr von Aquaplaning erhöht.
Auch einsetzender Schneefall sorgt vielfach - hauptsächlich in
Großstädten und Ballungsräumen - für chaotische Straßenverhältnisse,
da sich die Autofahrer vor allem zu Beginn der Wintersaison noch
nicht auf eine Schneelage eingestellt haben. Die Folge sind lange
Staus nach Verkehrsunfällen und liegengebliebene Fahrzeuge. Straßen
können sogar in Folge von starkem Schneefall unbefahrbar sein.
Gefährliche Glätte entsteht auch tagsüber durch angetauten Schnee,
der in der Nacht wieder gefriert. Dies ist besonders tückisch, sobald
sich darüber eine - wenn auch nur dünne - Schneedecke ausbildet.
Dadurch wird die Glätte der gefrorenen Fahrbahn von den
Verkehrsteilnehmern nicht auf Anhieb erkannt.
Viele werden auch die Situation kennen, wenn bei stürmischem Wind das
Auto immer wieder nach links und rechts gedrückt wird. Dies ist vor
allem auf Brücken und Freiflächen gefährlich, wo der Wind ungehindert
von der Seite auf die Fahrzeuge trifft. Dabei sind Fahrzeuge mit
einer großen Seitenfläche, wie Wohnwagen oder mit wenig Gewicht, wie
etwa leere LKW, besonders gefährdet und können von Sturmböen sogar
umgeworfen werden.
Wer nun denkt, dass nur bei "schlechter" Witterung Gefahren im
Straßenverkehr lauern, der liegt leider falsch. Denn auch
sommerliches Wetter kann sich in gefährlicher Weise auf das
Autofahren auswirken. So kann im Autoinnenraum bei starker
sommerlicher Einstrahlung die Temperatur sehr schnell auf
gesundheitsgefährdende Werte ansteigen. Untersuchungen haben in
diesem Zusammenhang gezeigt, dass sich ab einer Innenraumtemperatur
von 37 Grad in Bezug auf das Reaktionsvermögen und die Aufmerksamkeit
im Straßenverkehr das Unfallrisiko um bis zu 33 Prozent erhöht.
Ein weiteres Problem stellt die Ozonbelastung in den Sommermonaten
dar. Wegen der intensiven Sonneneinstrahlung und dem langsameren
Luftmassenaustausch bei stabilen Hochdruckwetterlagen kann bei
erhöhtem Kohlenstoffdioxid-Ausstoß der Fahrzeuge die Ozonmenge in der
unteren Schicht der Atmosphäre deutlich zunehmen und beim Menschen
zur Reizung der Atemwege bis hin zur Schädigung von Lungengewebe
führen.
Von einer zu hohen Ozonbelastung haben wir aktuell sicher nichts zu
befürchten. Stattdessen zeigt sich das Wetter auch in den nächsten
Tagen noch von seiner wechselhaften und kühlen Seite. Die
Schneefallgrenze liegt dabei um die 1.000 m, wobei in den Nächten
lokal bis in Lagen von etwa 600 m auch nasse Schneeflocken dabei sein
können. Wie im Herbst üblich, tritt gebietsweise vor allem in den
Nacht- und Vormittagsstunden Nebel auf. Damit kann auch das aktuelle
Wetter je nach Region und Höhenlage den Straßenverkehr
unterschiedlich beeinflussen. Fahren sie also vorsichtig!
Stud. Geogr. Marc Senzig, Dipl.-Met. Robert Hausen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.10.2016
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