DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
19-02-2023 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.02.2023 um 10.30 UTC
Nach sehr mildem Beginn zum kommenden Wochenende deutliche Abkühlung. Dann sehr
unsichere Entwicklung, Tendenz zu Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.02.2023
Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, befindet sich ein Höhenrücken
im Bereich Mitteleuropas und Skandinaviens, der ein Hochdruckgebiet über
Fennoskandien stützt. Ein umfangreiches Höhentief mit Kaltluft befindet sich
über Russland. Ein weiterer Trog schwenkt über die Britischen Inseln hinweg und
beginnt abzutropfen. Von Westen nähert sich eine Tiefdruckrinne mit leichten
Regenfällen, ansonsten bleibt es noch recht sonnig bei mildem Temperaturniveau.
Am Donnerstag wird der Höhenrücken langsam abgehobelt und der Trog westlich von
uns tropft endgültig ab. Das Trogresiduum schwenkt über den Norden Deutschlands
hinweg und die Tiefdruckrinne mit den leichten Regenfällen kommt bis in die
Osthälfte Deutschlands voran.
Am Freitag stößt am Ostrand eines kräftigen Höhenrückens über dem Atlantik ein
Trog nach Süden vor und erreicht in der Nacht zum Samstag Deutschland. Von
Norden greift dabei eine Kaltfront über und bringt etwas Regen, bei deutlich
sich abkühlendem Temperaturniveau (850 hPa bis etwa -5°C) im Bergland auch
wieder Schnee.
Am Samstag weitet sich der atlantische Höhenrücken zunehmend Richtung
Skandinavien aus, während der Trog über Deutschland nach Südwesten langgezogen
wird. Bodennah weitet sich eine Hochdruckzone über den Britischen Inseln, die
nördliche Nordsee und Skandinavien aus, während im nördlichen Mittelmeerraum
eine Tiefdruckzone liegt. Damit dreht der Wind bei uns langsam auf Richtung Nord
bis Nordost und es kommt weiterhin recht kalte, zunehmend kontinentaler geprägte
Luft zu uns. Im Süden kommt es zu recht ergiebigen Niederschlägen, im Bergland
als Schnee. In der Nordhälfte gibt es Schauer.
Am Sonntag verstärkt sich der Druckgegensatz und es gelangt immer kältere, aber
auch trockenere Luft zu uns. Auch im Süden lassen die Niederschläge nach. Der
Wind weht böig aus Nordost.
In den folgenden Tagen stellt sich eine High-over-Low-Lage ein mit hohem Druck
und Potential über Skandinavien und tiefem Druck vor allem im Mittelmeerraum,
wobei Hebungsgebiete von Süden mit Niederschlägen immer wieder übergreifen. Mit
zunehmender Winddrehung Richtung auf Ost wird aber immer weniger kalte Luft
angezapft und in der Höhe steigt das Temperaturniveau wieder. Es bleibt dabei
sehr windig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen Vorgängerläufen ist insofern
mittelgut, dass alle deterministischen Läufe zum kommenden Wochenende eine
deutliche Abkühlung zeigen und sich nachfolgend ein kräftiges Hoch über der
Nordsee und Skandinavien aufbauen soll, so dass der Wind bei uns auf Ost dreht
und durchaus auffrischen soll.
Im Detail wird der erste übergreifende Trog im jüngsten Lauf früher gerechnet
als in den Vorgängerläufen und soll schon am Freitagnachmittag auf den
Nordwesten übergreifen. Zudem soll nach dem aktuellen Lauf dieser nachfolgend
rasch abtropfen, so dass von Süden Hebungsgebiete übergreifen. Nach den
Vorgängerläufen sollte der Trog dagegen über dem Südosten Deutschlands länger
hängen bleiben, so dass die Hebungsgebiete auf der Vorderseite viel weiter
südlich im Bereich des Mittelmeerraumes simuliert wurden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die aktuell vorliegenden deterministischen Modelle zeigen ab Freitag erheblich
unterschiedliche Entwicklungen, auch wenn die Tendenz zu einem Kaltlufteinbruch
zum Beginn des nächsten Wochenendes und nachfolgend ein kräftiges Hoch nördlich
bzw. nordwestlich unseres Landes allen Modellen zu Eigen ist. Die Konfiguration
der Höhenströmung auch die Temperatur der mittleren Troposphäre wird aber sehr
unterschiedlich simuliert. Vor allem ICON und UK10 zeigen eine
Sturmtiefentwicklung am Freitag im Bereich des Baltikums, GFS und GEM zeigen
dies später und schwächer. IFS überhaupt nicht.
Im weiteren Verlauf zeigen die Modelle recht unterschiedliche Varianten bei der
Lage und Entwicklung des Troges. Auch die Lage des Hochs wird sehr
unterschiedlich simuliert, z.B. in der Nacht zum Sonntag: Bei ICON liegt es bei
Irland und erstreckt nicht mal einen Keil nach Skandinavien. UK10 und GFS zeigen
den Schwerpunkt bei Schottland, aber noch eine nördliche Strömung mit dem Trog
über dem östlichen Mitteleuropa. IFS zeigt das Hoch über weiten Teilen
Nordeuropas, den Trog dagegen bei uns und damit noch Hebung über dem Süden
Deutschlands. GEM liegt zwischen GFS und IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das IFS-Ensemble verteilt sich im Zeitraum von Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00
UTC auf insgesamt fünf Cluster. Schon zu Beginn zeigen sich Unterschiede bei der
Behandlung des Troges, der am Freitag von Nordwesten hereinschwenken soll. Am
Sonntag stellt sich die Situation dann folgendermaßen dar: C1 (18 Mitglieder,
Hauptlauf und Kontrolllauf) zeigt einen abtropfenden Trog genau über unserem
Land, der westliche Höhenrücken hat seine Achse noch nordwestlich Schottlands.
Bei C2 (11 Mitglieder) liegt der Trog langgezogen schon über dem Südosten
Deutschlands. Das Höhenhoch liegt direkt über den Britischen Inseln. Ähnlich
sieht die Situation bei C3 mit 8 Mitgliedern aus. Bei C4 (8 Mitglieder) ist der
Trog schon komplett abgetropft und das Höhenhoch noch näher bei uns. Bei C5 (6
Mitglieder) liegt das Höhenhoch über der Nordsee und Skandinavien, allerdings
beeinflusst noch ein Kaltlufttropfen den Südosten Deutschlands.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen alle vier Cluster außergewöhnlich hohes
Geopotential im Gebiet nördlich unseres Landes, teils aber mit Schwerpunkt eher
bei den Britischen Inseln, teils eher über Skandinavien. Der Atlantik ist aber
auf jeden Fall abgeblockt (Regime Blocking). Es gibt aber unterschiedliche
Varianten bezüglich der Zyklonalität von Süden her. Die Tendenz geht aber schon
stark in Richtung Hochdruckeinfluss.
Sehen wir uns die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands an, so
stellen wir fest, dass es mit Geopotential und Temperatur bis zum Wochenende
erst einmal zurück geht, dann aber eine sehr große Streuung einsetzt, auch wenn
beim Geopotential die Gesamttendenz eher ansteigend ist. Bei der Temperatur
liegt der Hauptlauf eher im kalten Bereich des Ensembles. Niederschlagssignale
fokussieren sich im Süden auf das Wochenende, im Norden sind diese tendenziell
schon früher zu finden.
Die GFS-Rauchfahnen ähneln recht stark jenen des IFS. Allerdings sind die kalten
Hochdruckvarianten dort noch etwas prominenter vertreten. Demnach bestünde ein
gewisses Potential für einen trocken-kalten Spätwinter. Nach echtem Winter mit
Wintersportfreuden oder auch nur dem Bauen von Schneepersonen oder Schnatzen
sieht das alles nicht aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Sturm:
Am Freitag und Samstag zeigt das IFS-EPS leichte Wahrscheinlichkeiten für
stürmische Böen im Nordseebereich. Auch im höheren Bergland könnte es stürmisch
werden.
Schnee: Am Samstag bzw. in der Nacht zum Sonntag zeigt IFS-EPS geringe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 10 cm Neuschnee in den Alpen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann