DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
02-02-2023 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 02.02.2023 um 10.30 UTC
Anfangs Tiefdruckeinfluss mit teils kräftigen Schneefällen und -verwehungen in
den Bergen. Ab Montag Wetterberuhigung und nur etwas kühler, nachts verbreitet
Frost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 09.02.2023
Der Februar ist angebrochen und damit das letzte Drittel des meteorologischen
Winters. Stellt sich die Frage, ob noch einmal winterliches Wetter bis ins
Flachland kommt?
Ein kurzer Blick in die Stratosphäre zeigt einen stabilen polaren Wirbel,
Anzeichen für einen Split oder ein Major Warming liegen weiterhin nicht vor.
Weiter unten in der Troposphäre liegt zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag eine
Rossby-Wellenzahl von 4 bis 5 vor. Ausgehend von einem mächtigen Kaltluftkörper
bzw. Trog über Nordamerika und Grönland wölbt sich als Reaktion darauf östlich
ein Rücken auf, der vom Nordostatlantik bis ins Nordmeer reicht und eigentlich
als Blockierung fungieren könnte. Allerdings erhöht sich im Laufe der Woche die
Wellenzahl auf 6 bis 7, was den Rücken abflachen lässt und die Blockierung
wieder aufweicht.
Im Detail stützt der Rücken am Sonntag zunächst ein Bodenhoch mit Schwerpunkt
über den Britischen Inseln, wobei niedertroposphärisch aus Nordwesten erwärmte
Meereskaltluft polaren Ursprungs mit T850 hPa von -5 bis -7 Grad einfließt. Am
Boden bleibt bei recht straffem Gradienten und guter Durchmischung das
Temperaturniveau aber vorerst im positiven einstelligen, im Westen auch im
höheren einstelligen Bereich. Weil zudem in der nördlichen Höhenströmung ein
Randtrog über Deutschland nach Süden abläuft, gestaltet sich das Wetter noch
wechselhaft mit Niederschlägen und teils kräftigem Wind.
Ab Dienstag wird der Rücken durch die Ostwärts-Bewegung des Nord-Amerika-Trogs
abgehobelt bzw. nach Süden bzw. Südosten gedrückt. Infolgedessen verlagert das
Hoch seinen Schwerpunkt bis zum Donnerstag über Deutschland hinweg ins östliche
Mitteleuropa. Mit dem zunehmenden Hochdruckeinfluss stellt sich ruhiges Wetter
ohne nennenswerte Niederschläge ein. Ob auch die Sonne wie vom Modell angedeutet
vermehrt zum Zuge kommt, wird sich erst noch zeigen müssen, allerdings stehen
die Chancen bei einer zunehmend trockenen Luftmasse im Laufe der Woche nicht so
schlecht. Durch die Verlagerung des Hochs dreht die Strömung im Laufe der Woche
auf Süd, was die T850 hPa auf 0 bis 5 Grad steigen lässt. Dennoch geht das
Temperaturniveau am Boden bei nun fehlender Durchmischung etwas zurück, häufig
reicht es tagsüber aber noch für niedrige Plusgrade. Nächtlicher, meist leichter
Frost tritt bei klaren Nächten dagegen verbreitet auf, sollten nicht wieder
Grenzschichtphänomene wie Nebel und Hochnebel dazwischenfunken, was im Winter
nie ganz auszuschließen ist. Die trockene Luftmasse spricht aus heutiger Sicht
jedoch eher dagegen.
In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag schwindet der Hochdruckeinfluss
allmählich, ab Samstag rücken uns von Westen her Tröge und Tiefausläufer auf die
Pelle. Die dann beteiligten Luftmassen aus dem Südwesten sind bei T850 hPa um
oder über 0 Grad weiterhin mild, sodass Winterwetter im Flachland wohl weiterhin
außen vor bleibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des EZMW ist nur bis zum Montag gut. Danach hatten die gestrigen
Läufe ein Tief über dem Baltikum auf dem Zettel, dessen feuchte Luftmassen bzw.
Ausläufer vor allem dem Osten Niederschläge gebracht hätten. Das Tief liegt nun
weiter östlich, sodass mit dem neuesten Lauf nur noch der äußerste Osten bzw.
Südosten von leichten Niederschlägen betroffen sind. Nachfolgend liegen die
Läufe mit dem Hochdruckeinfluss wieder auf einer Linie, das Temperaturniveau ist
mit dem heutigen Lauf aber 6 bis 8 Kelvin höher. Der gestern angedachte
Dauerfrost in Teilen Deutschlands käme damit nicht zustande. Der gestrige 12
UTC-Lauf brachte ab Donnerstag außerdem einen weiteren Randtrog von Norden her
ins Spiel, der sich als Höhentief über Süddeutschland abgekapselt hätte. Das
hätte bei niedrigerem Temperaturniveau ein durchaus winterliches Szenario mit
Schneefällen teils bis in tiefe Lagen bedeutet, wurde mit dem heutigen Lauf aber
wieder verworfen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
ICON, NAVGEM und das kanadische GEM sind dem EZMW ziemlich ähnlich.
GFS jedoch verlagert das Hoch nach Skandinavien. Damit würde bei uns eine
östliche bis südöstliche Strömung herrschen, die auf gebietsweisen Dauerfrost
hinauslaufen würde. Dazu könnten durch ein über Mitteleuropa nach Westen
laufendes Höhentief sogar auch Schneefälle auftreten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles sind für diverse deutsche Städte nur bis
Sonntag eng gebündelt, danach öffnen sich die Kurven. Ab Donnerstag besteht bei
T850 hPa ein Spread von über 20 Kelvin. Die Mehrheit zeigt im Wochenverlauf
einen langsamen Anstieg auf oder etwas über 0 Grad bei nur bis Sonntag oder
vereinzelt Montag vorhandenen Niederschlagssignalen. Beim Geopotenzial ist das
Niveau ab Montag hoch mit nur wenigen Ausreißer nach unten. Ab
Mittwoch/Donnerstag nimmt die Anzahl der Ausreißer nach unten zu, womit entweder
doch das GFS-Höhentief oder der neue EZMW-Trog zum Ende der Woche hin gemeint
sein könnten.
CLUSTER:
Der erste Zeitraum ist wie fast immer uninteressant, weil er trotz 3 Cluster
über Mitteleuropa sehr ähnlich aussieht.
Der zweite Zeitraum (Montag-Mittwoch) bietet 5 Cluster, jeweils mit
Blocking-Regime. Der Casus knacksus mit der Frage, wohin das Hoch sich
verlagert, wird aber von allen entweder mit östliches Mitteleuropa (C1 bis C4)
oder mit Mitteleuropa (C5) beantwortet.
Im dritten Zeitraum (Donnerstag bis Samstag) gibt es 3 Cluster (weiterhin meist
Blockierung). C2 entspricht etwa dem Hauptlauf, C1 und C3 dagegen lassen den
Hochdruckeinfluss länger anhalten.
FAZIT:
Am Sonntag herrscht noch Tiefdruckeinfluss mit Niederschlägen und teils
kräftigem Wind, bevor ab Montag Wetterberuhigung unter zunehmendem
Hochdruckeinfluss eintritt. Zum Wochenbeginn sind dabei leicht zurückgehende
Temperaturen zu erwarten. Dauerfrost wird vermutlich nicht so prominent
vertreten sein wie gestern noch angedacht, in den Nächten ist jedoch verbreitet
mit Frost zu rechnen. Zum Ende der Woche hin ist wieder zunehmender
Tiefdruckeinfluss denkbar bei leicht ansteigenden Temperaturen. Dieser Prozess
könnte sich allerdings auch verzögern. Die GFS-Lösung mit Hoch Skandinavien ist
ein absoluter Ausreißer, der mit den heutigen Erkenntnissen (siehe
Ensembleergebnisse und Modellvergleich) als eher unwahrscheinlich angesehen
wird, aber weiter beobachtet werden muss, da das Modell sehr hartnäckig an
diesem Szenario festhält.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND:
Am Sonntag liegen im Nordwesten und in den Alpen erhöhte Wahrscheinlichkeiten
für stürmische Böen Bft 8 vor, exponiert kann es mit geringer Wahrscheinlichkeit
Sturmböen Bft 9 geben. Dafür liefert EFI keine Signale.
SCHNEEFALL/SCHNEEVERWEHUNG:
Am Sonntag im Erzgebirge und im Lausitzer Bergland 5 bis 10, lokal bis 15 cm
Neuschnee in 24 Stunden. In den Alpen 10 bis 20, lokal bis 25 cm Neuschnee
innerhalb von 24 Stunden. In den Alpen daher auch Schneeverwehungen. Seitens EFI
gibt es hierfür ebenfalls keine Hinweise.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX. Bei den Temperaturen im Wochenverlauf eher DMO als MOS, da MOS aufgrund
der zunehmenden Klimalastigkeit vermutlich zu hohe Temperaturen generiert.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler