DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
10-01-2023 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.01.2023 um 10.30 UTC
Unbeständig und mild, in Staulagen teils kräftiger Dauerregen, teils auch
unwetterartig. Ab Sonntag Temperaturrückgang. Eine Einwinterung bis ins
Flachland ist nicht in Sicht.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.01.2023
Am Freitag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, befindet sich
Deutschland im Bereich einer kräftigen Frontalzone. Darin nähert sich von Westen
her ein Randtrog um ein Höhentief, dass sich im Tagesverlauf von den Britischen
Inseln nach Skandinavien verlagert. Der Randtrog überquert dabei bis Tagesende
den Vorhersagebereich ostwärts. Korrespondierend dazu erreicht am Morgen die
Kaltfront eines Bodentiefs bei Schottland den Nordwesten. Die Kaltfront passiert
rasch den Norden und dringt im Süden bis an die Alpen vor, wird aber dann durch
eine Wellenbildung im Ostatlantik rückläufig. Das führt bei uns zu meist dichter
Bewölkung und teilweise kräftigen Regen oder Regenschauer. Die Kaltfront bringt
etwas kühlere Meeresluft zu uns und so kann es im Bergland oberhalb von etwa
1000 m zu Schneefall kommen. Der Gradient bleibt recht stark und daher gibt es
vor allem im Westen bis ins Flachland Böen der Stärke 7 aus Südwest. Auf den
Bergen gibt es stürmische Böen (Bft 8) oder Sturmböen (Bft 9). Auch an der
Nordseeküste sind Böen der Stärke 7 bis 8 zu erwarten.
Die Höchsttemperaturen liegen bei sehr milden 8 bis 12. Die Nacht bleibt
abgesehen meist frostfrei.
Am Samstag überquert uns hinter dem abgezogenen Randtrog ein Hochkeil. Das führt
vor allem im Süden zu einem kurzfristigen Zwischenhocheinfluss, ehe in der
zweiten Tageshälfte bereits der nächste Tiefausläufer auf die Nordwesthälfte
übergreift. Die Kaltfront erreicht bis Tagesende eine Linie vom Oberrhein bis
nach Rügen. Mit der Kaltfront frischt im Nordwesten auch der Wind wieder auf vor
allem im Küstenbereich werden erneut steife bis stürmische Böen auftreten.
Weiterhin nimmt auf den Bergen der Wind zu, in Gipfellagen mit Böen der Stärke
Bft 7 bis 9, exponiert auch darüber. Das Temperaturniveau ist auf einem
ähnlichen Niveau wie am Vortag und auch in der Nacht ist es weitgehend
frostfrei.
Weiterhin findet über dem Ostatlantik eine Austrogung in Richtung Südwesten
statt. Die Achse des Troges erreicht am Sonntag die Iberische Halbinsel und
erstreckt sich von dort in Richtung Nordosten bis ins Baltikum. Die gesamte
Frontalzone verlagert sich im Tagesverlauf südostwärts und so kommt etwas
kühlere Luft zu uns.
Am Alpenrand liegen noch die Reste der alten Front, die zunehmend wellt. Daher
ist am Alpenrand den ganzen Tag mit teils kräftigen Niederschlägen zu rechnen,
die oberhalb von etwa 700 m zunehmend als Schnee fallen können. Auch in den
höheren Lagen der ostdeutschen Mittelgebirge kann es schneien. Das
Temperaturniveau sinkt um etwa 2 bis 3 K, sodass mit zweistelligen
Tageshöchstwerten allenfalls noch am Oberrhein zu rechnen ist.
Am Montag kippt der Langwellentrog allmählich in eine meridionale Ausrichtung,
verlagert sich ostwärts und erfasst unseren Vorhersagebereich. Damit wird
höhenkalte Luft zu uns geführt (T500 < -30°C, T850 < -1° C im Süden, -5°C im
Norden). Es gibt Schauer, die im Süden oberhalb von etwa 1000 m, im
Mittelgebirgsbereich oberhalb von etwa 600 m in Schnee übergehen können. Die
Tageshöchstwerte können allenfalls am südlichen Oberrhein nochmal die 10°C-Marke
erreichen, sonst meist 5° bis 8° C. Nacht gibt es in weiten Teilen Deutschlands
leichten Frost.
Am Dienstag kommt es über Italien zu einem Cut-Off und der Resttrog verlagert
sich weiter nach Osten, liegt aber weiterhin über unserem Vorhersagebereich.
Zwischen Cut-Off und Trogresiduum im Norden entsteht ein flacher Keil in
Richtung Osten und so kann sich bei uns die Bewölkung etwas auflockern, sonnige
Abschnitte sind aber allenfalls im äußersten Norden zu erwarten. Es gibt weiter
Schauer, die allerdings nicht sehr ergiebig sind und oberhalb von etwa 800 m
fällt Schnee. Der Wind bleibt auf den Bergen und teils auch and der Küste ein
Thema mit Böen der Stärke 7 bis 8. Die Temperaturen sind weiterhin recht mild,
mit Tageshöchstwerten zwischen 4 bis 7°C.
In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch nächster Woche bleibt es insgesamt
unbeständig. IFS simuliert am Donnerstag die Passage eines Sturmtiefs über die
nördliche Mitte hinweg in Richtung Osten. Am Temperaturniveau ändert sich
nichts, d.h. eine Einwinterung im Flachland ist nicht in Sicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis Samstag stimmt der aktuelle Lauf mit den Vorläufen recht gut überein. Dann
kommt es allerdings im aktuellen Lauf zu einer deutlicheren Austrogung in
Richtung Iberische Halbinsel, sodass der Trog eine zunehmend meridionale
Ausrichtung annimmt. Bei den Vorläufen erstreckt sich der Trog weiterhin von
Südwest nach Nordost und die meridionale Ausrichtung erfolgt erst wieder am
Dienstag. An den Folgetagen ist kaum noch eine Übereinstimmung zwischen
aktuellen Lauf und den Vorläufen zu erkennen. Ein Hochintermezzo, dass der
gestrige 12UTC-Lauf für den Norden und die Mitte simuliert wurdem ist weder beim
gestrigen 00UTC-Lauf noch beim aktuellen Lauf zu sehen und kann daher verworfen
werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Im Vergleich mit den anderen globalen Modellen besteht bis Sonntag eine recht
gute Übereinstimmung, ab Montag geht es deutlich auseinander. Sowohl ICON als
auch GFS und UK10 simulieren am Montag über dem Kanal eine
Wellentiefentwicklung. Nach Lesart von ICON wandert das Wellentief in Richtung
Alpen und schwächt sich ab. UK10 verlagert das Wellentief nach Norddeutschland,
wo es für uns interessant werden könnte, beim GFS verschwindet es recht schnell.
Das Szenario eines Übergreifens eines Sturmtiefs auf Norddeutschland am
Donnerstag nächster Woche hat übrigens auch GFS im Programm, allerdings deutlich
abgeschwächt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Von Freitag bis Sonntag dominiert in der Großwetteranalyse von Paul James die
Einstufung West zyklonal (WZ), danach wird es allerdings unübersichtlich.
Betrachtet man die Luftmassen, so dominieren bis zum Sonntag warme oder
gemäßigte Luftmassen. Ab Montag bringt eine Mehrheit der Läufe mehr und mehr
kalte und feuchtkalte oder sogar kalte Luftmassen ins Spiel. Erst gegen Ende der
erweiterten Mittelfrist kommt es etwa zum Gleichstand zwischen Einzellösungen
mit kalten und denen mit warm/gemäßigten Luftmassen.
Die Clusteranalysen zeigen für Freitag und Samstag 3 Cluster, alle dem
klimatologischen Regime positive NOA zugeordnet. Der aktuelle Lauf befindet sich
dabei in Cluster 1. Im anschließenden Zeitraum Sonntag bis Dienstag werden 4
Cluster gerechnet, wobei sich der aktuelle Lauf wiederum in Cluster 1 befindet.
Hier erfolgt in allen Clusterszenarien der Übergang von positiver NAO auf
negative NAO.
Für den erweiterten Mittelfristzeitraum Mittwoch bis Freitag werden 5 Cluster
berechnet, die sich recht markant in der Konturierung des auf Europa
übergreifenden Trogs unterscheiden. Dabei wird der aktuelle Lauf des IFS dem
Cluster 4 zugeordnet. Bei den meisten Clustern erfolgt wieder der Übergang zu
einer positiven NAO, nicht jedoch in Cluster 4.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt ab Samstag einen zunächst steilen Anstieg,
danach einen langsamen Rückgang der T850. Allerdings wird der Spread ab Montag
dann deutlich größer. Die Niederschlagsprognosen zeigen ein Maximum von Samstag
auf Sonntag, danach werden in der nächsten Woche nur geringe Niederschlagsmenge
simuliert.
Die EPSgramm zeigen als vorherrschende Windrichtung im ganzen Zeitraum Südwest.
Insgesamt gesehen kann die Prognose des aktuellen Laufs vom IFS als recht gut
eingestuft werden. Danach wird die Prognose allerdings recht unsicher in der
Abfolge der zyklonalen bzw. kurzen antizyklonalen Abschnitte. Ein markanter
Wintereinbruch steht allerdings nicht auf dem Programm, eher schon ein
Bergwinter.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Niederschlag:
Für Freitag und Samstag gibt EFI im Westen und im Süden Signale für Dauerregen.
Davon insbesondere betroffen sind neben dem Schwarzwald und dem Allgäu am
Freitag, am Samstag vor allem das Sauerland und die Eifel, sowie dann auch die
östlichen Mittelgebirge. Bis Montag 00UTC gibt es weiterhin Signale für
unwetterartige Mengen in den Staulagen der westlichen Mittelgebirge. In der
Spitze geht es hoch bis 100 l im Schwarzwald.
Wind:
Signale für markanten Wind gibt es im gesamten Zeitraum, am Freitag vor allem in
Hochlagen der Gebirge, weiterhin auch im Bereich der Nordseeküste und auf den
Inseln. Die MOS-Vorhersagen sehen neben dem Wochenende auch in der neuen Woche
neben den Berglagen auch im Küstenbereich die Gefahr von stürmischen Böen oder
Sturmböen, meist aus Südwest oder West.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich