DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
04-01-2023 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.01.2023 um 10.30 UTC
Zyklonale Westlage ohne die großen Windentwicklungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 11.01.2023
Am Samstag liegen wir vor einem Sturmtief bei Irland unter einer südwestlichen
Strömung mit der milde Meeresluft nach Mitteleuropa verfrachtet wird. Eine über
dem Norden abziehende Warmfront bringt dort starke Bewölkung und etwas Regen,
das okkludierende Frontensystem des Sturmtiefs nähert sich zwar über Westeuropa,
erreicht uns tagsüber aber noch nicht. Dank eines Höhenrückens, der uns ostwärts
passiert stellt sich zwischen den Tiefausläufern somit in weiten Landesteilen
recht freundliches Wetter ein. Bei 850 hPa Temperaturen von +3°C im Norden und
bis +7°C im Süden werden Höchsttemperaturen 8 bis 15°C erreicht. Der
Druckgradient ist nicht übermäßig stark, lediglich an der Nordsee und im höheren
Bergland frischt der Süd- bis Südwestwind in einzelnen Böen stürmisch auf. Die
Grenze zu kontinentaler Kaltluft verläuft übrigens über die mittlere Ostsee
Richtung Schwarzes Meer, ohne die Chance nach Westen auszubrechen.
Am Sonntag wird die Strömung von der Höhe her zyklonaler, da sich der
Langwellentrog nähert, seine Achse greift auf GB und Frankreich über. Die
Ausläufer des zugehörigen nach Schottland ziehenden Sturmtiefs überqueren uns
langsam, schleifend von Westen her. Von Westen her kommt Regen auf, der sich bis
in die Mitte ausbreitet. Im Osten und Süden bleibt es noch meist recht
freundlich. Während in den Norden langsam kältere Meeresluft einströmt, liegt
Deutschland ansonsten noch im Zustrom sehr milder Meeresluft. Das
Temperaturniveau ändert daher sich zunächst kaum, während der Südsüdwestwind
leicht zulegt und stürmische Böen, exponiert Sturmböen im höheren Bergland und
an der Nordsee etwas wahrscheinlicher werden.
Am Montag weitet sich der Trog eher Richtung Mittelmeer aus und stößt über
Oberitalien eine Zyklogenese an, als dass er nach Osten vorankommt. Somit kommt
auch das Sturmtief, das sich beginnt aufzufüllen nur wenig nach Nordosten in
Richtung Färöer voran. Die Tiefausläufer über Deutschland machen allerdings
deutlicher Boden nach Osten hin gut und verlassen uns in Richtung Polen.
Postfrontal dreht der Wind nach West und Kaltluftadvektion gewinnt die Oberhand.
In der einströmenden erwärmten Meereskaltluft sinken die 850er Temperaturen auf
ca. -2°C. Da der Trog die Schichtung labilisiert kommt es zu weiteren
schauerartigen Niederschlägen, die in einigen Kamm- und Gipfellagen sowie in den
Alpen oberhalb von 1000m als Schnee fallen.
Am Dienstag wölbt sich durch kräftige Warmluftadvektion vor einem Sturmtief über
dem Nordatlantik über Westeuropa ein Höhenrücken auf, der den Trog über
Mitteleuropa nach Osten drängt. Er wird zwischen dem über Osteuropa stabilen
Rücken in die Zange genommen, verkürzt seine Wellenlänge deutlich und tropft
schließlich zur Adria ab. Druckanstieg am Boden führt zum Aufbau eines
Zwischenhochs, was sich aber im Wetter nicht sofort niederschlägt, da die
Schichtung unter dem Trog zunächst instabil bleibt und die schauerartigen
Niederschläge nur langsam abklingen. Die Temperatur geht auf der Rückseite des
Troges noch leicht zurück, in 850 hPa bis -5°C, was aber bestenfalls dem
Bergland etwas winterliches Wetter bringt. Ansonsten liegen die Temperaturen
tagsüber bei teils aufgelockerter Bewölkung bei 4 bis 9°C, in den Nächten dürfte
es zumindest im Bergland mal für leichten Frost reichen.
Am Mittwoch passiert uns der abflachende Höhenrücken nach Osten. Er wird von
kräftiger Warmluftadvektion überlaufen, die im Zusammenhang steht mit den
Ausläufern des Sturmtiefs, dass ins Seegebiet nordwestlich Irlands zieht. Mit
der Warmfront kommen erneut Regenfälle auf, die Sonne macht sich rar und die
kältere Luft wird abgedrängt. Im Warmsektor steigt in sehr milder Meeresluft die
Temperaturen in 850 hPa schließlich auf +5°C, was bodennah wieder teilweise mehr
als +10°C möglich macht. Dazu frischt der Südwestwind stärker auf, bei stabiler
Schichtung wird es vor allem im Bergland stürmisch.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die zyklonale Westlage wahrscheinlich
fort. Die Frontalzone kann dabei über Mitteleuropa nach Osten vorstoßen, mit
steigender Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von Sturmtiefs.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des europäischen Modells ist aktuell gut. Die Unterschiede zu den
Vorläufen werden erst zum Ende größer, wobei die letzten beiden Läufe, den Trend
zur neuerlichen Milderung verstärkt haben. Aus dieser Sicht bestehen an der
großräumigen Entwicklung kaum Zweifel, die Prognosen scheinen recht sicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen globalen Modelle sind sich weitgehend einig und zeigen keine echten
Alternativen. Angesehen von Details sieht der Wetterablauf ähnlich aus. Nur UKMO
schert aus und hat den Trog zu Wochenbeginn deutlich schwächer im Programm. Er
greift auch erst nach Abzug eines Wellentiefs über, das deutlich mehr Regen
bringen könnte. Die dann zur Wochenmitte folgende Warmfront ist auch schneller
bei uns. GFS hat am Sonntag an der Kaltfront ein markantes Wellentief mit
Sturmfeld im Gepäck über Deutschland, simuliert dies aber nicht konsistent,
sodass eine solche Entwicklung unwahrscheinlich sein dürfte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des deterministischen Laufes. Recht enggebündelt folgen die Kurven der
meisten Member denen von Haupt- und Kontrolllauf und erst zum Ende wird der
Spread größer. Das Auf und Ab machen aber viele der Ensemblelösungen, auch vom
Timing her recht gut mit. Während im Norden fast durchgehend
Niederschlagssignale vorhanden sind, zeigt sich über dem Süden am Wochenende ein
Minimum. Bis in die erweiterte Mittelfrist bleibt die Windrichtung nahezu
durchgehend auf Südwest, was für die Fortdauer der milden Witterung spricht.
Die 3 Cluster im ersten Zeitschritt bis +96h unterscheiden sich nicht großartig.
Bis +168h werden 4 Cluster gebildet. Der Hauptlauf liegt in Cluster 1 mit 17
Membern. Hier wird die mal mehr, mal weniger zyklonale Strömung abgebildet, die
aber unvermindert auf West bleibt. Die anderen 3 Cluster sehen grundsätzlich gar
nicht so verschieden aus, die Wellen haben lediglich andere Amplituden und
Phasen. In allen Cluster baut sich übrigens über Osteuropa eine positive
Geopotentialanomalie, sprich: ein blockierender Höhenrücken auf. Seitens der
Großwetterlagen ginge es dann von W z (west zyklonal) zu W w (Winkel West), was
aber zunächst mal nicht zwingend für uns den großen Unterschied macht.
Der eine Cluster der erweiterten Mittelfrist liefert wieder die Westströmung und
wird in NAO + einsortiert.
Die ENS des GFS sehen im Grundsatz nicht viel anders aus und sprechen auch für
eine Fortdauer der milden Witterung mit höchstens moderaten Windentwicklungen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die überwiegend sehr milde Westlage bietet keine Chancen auf winterliche
Entwicklungen. Nur vorübergehend mischen sich im Bergland Schneefälle unter den
Regen. Dafür ist der Wind prominenter dabei, aber ohne, dass aktuell markante
Sturmlagen erkennbar sind. Vor allem an der Nordsee und im höheren Bergland
spielen stürmische Böen oder Sturmböen eine Rolle.
EFI liefert nur Signale für zu mildes Wetter am Wochenende und einen weiteren
Warmluftberg, der zur Wochenmitte auf uns zu rollt. Auch sonst gibt es seitens
der Probabilistik keine Hinweise auf markante Entwicklungen hinsichtlich Wind
oder Niederschlag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos, IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner