DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-12-2022 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 22.12.2022 um 10.30 UTC



Unbeständig und zunächst mild bis sehr mild, erst am Dienstag hinter einer
Kaltfront kälter und im Bergland und im Südosten Nachtfrostgefahr. Ab Mittwoch
von Westen erneut Milderung. Vor allem an der See und auf den Bergen mitunter
stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 29.12.2022


Am Sonntag schwenkt ein kräftiger Höhenkeil von Deutschland nach Polen und wir
kommen auf die Vorderseite eines nach Großbritannien ziehenden Höhentroges. Das
zugehörige Frontensystem beeinflusst im Tagesverlauf fast ganz Deutschland. Nur
der äußerste Südosten ist weitgehend ausgespart.

Der Höhentrog überquert am Montag fast ganz Deutschland ostwärts. Eine damit
korrespondierende erste Kaltfront zieht von Nordwesten her zu den Alpen und eine
zweite Kaltfront eines Tiefs über dem südlichen Nordmeer erreicht von der
Nordsee und England kommend bis zum Abend etwa die Mitte Deutschlands.
Postfrontal sinken im Westen und Norden die Temperaturen in 850 hPa auf -1 bis
-5 Grad mit den niedrigsten Werten an der Nordsee. Auch höhenkalte Luft ist
beteiligt, in 500 hPa sinken im Norden die Temperaturen auf -30 bis -32 Grad.

Am Dienstag erreicht die Kaltfront unter Auflösungstendenz auch die Alpen, wobei
die Temperatur in 850 hPa auf etwa null Grad sinkt. Von Frankreich folgt ein
Hochdruckgebiet, das im Tagesverlauf die Alpen erreicht. Dieses wird durch einen
flachen Höhenkeil gestützt, der dem Trog nachfolgt. Die eingeströmte subpolare
Meeresluft kommt damit zur Ruhe. Nur auf den äußersten Norden greift bereits die
nächste Warmfront über.

Am Mittwoch schwenkt der Höhenkeil nach Osteuropa und es folgt rasch ein flacher
Kurzwellentrog nach. Ein weiterer Keil schwenkt anschließend über Deutschland
hinweg nach Polen und wir kommen auf die Vorderseite des nächsten atlantischen
Langwellentroges. Die zugehörige Kaltfront greift abends auf Nordwestdeutschland
über.

Die Kaltfront kommt am Donnerstag nur noch langsam südostwärts voran und kommt
etwa über der Mitte Deutschlands ins Schleifen. Der Trog über dem Atlantik
tropft bis Tagesende zum Seegebiet dicht westlich von Irland ab und die
Trogachse erreicht die westliche Biskaya. Zwischen dem Höhenkeil über Osteuropa
und dem Trog spannt sich bei uns eine recht glatte Südwestströmung auf.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die synoptischen Basisfelder werden bereits ab Dienstag leicht unterschiedlich
simuliert, was sich aber noch nicht wesentlich beim Wetter auswirkt. Erst ab
Donnerstag gibt es größere Differenzen. Im alten 00-UTC-Lauf von gestern sollten
die nächsten atlantischen Tiefausläufer durch eine Südströmung blockiert werden,
so dass es abgesehen vom Küstengebiet trocken bleiben sollte. Der aktuelle Lauf
und der von gestern Mittag zeigen aber erneut von Westen das Übergreifen eines
Frontensystems mit Regen, nur der Südosten soll noch vom Regen verschont
bleiben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle einschließlich ICON zeigen ähnliche synoptische
Basisfelder. Lediglich JMA bringt am Donnerstag ein rascheres Übergreifen des
oben erwähnten Troges und damit auch in 850 hPa bis Tagesende eine Abkühlung auf
-4 bis -7 Grad mit entsprechend absinkender Schneefallgrenze. GEM (Kanada) zeigt
eine Lösung zwischen IFS und JMA: Hier nähert sich der Trog an und es gibt etwas
niedrigere Temperaturen in 850 hPa als bei IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS berechnet heute 3 Cluster, die allesamt eine Westlage
zeigen bei positvem NAO. Nur die Tröge und Rücken haben ein leicht
unterschiedliches Timing bzw. eine leicht differierende Amplitude. Dabei zeigt
der 3. Cluster mit insgesamt 16 Modellläufen am Mittwoch und Donnerstag etwas
stärkeren Hochdruckeinfluss, der am Donnerstag in der Südosthälfte auch noch
länger andauert.
Die Rauchfahne von Offenbach startet recht mild mit 850-hPa-Temperaturen
zwischen 3 und 7 Grad. Dann geht die Temperatur bis Dienstag auf -6 bis -1 Grad
zurück, wobei der Trogdurchgang in 500 hPa schon Montagabend erfolgt.
Anschließend steigen die Temperaturen in 850 hPa bei erhöhter Streuung wieder an
auf meist 0 bis 7 Grad. Nach vorübergehend geringer Regenwahrscheinlichkeit am
Dienstag werden Regenfälle ab Mittwoch langsam wieder wahrscheinlicher.
Bei den EPS-Meteogrammen starten wir sehr mild mit Temperaturen, die rund 6 Grad
über den mittleren Dezembertemperaturen liegen. Erst am Dienstag liegen wir fast
im Normalen Temperaturbereich. Ab Mittwoch wird es langsam wieder milder, so
dass wir ab Donnerstag wieder bei rund 5 Grad Temperaturabweichung nach oben
landen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen sind abseits der
Küste und in tiefen Lagen nur gering.
An der Küste sind zeitweise stürmische Böen, exponiert Sturmböen möglich. Auf
den Bergen sind zeitweise teils schwere Sturmböen zu erwarten.
Dauerregen ist vor allem am Montag in exponierten Staulagen nicht ganz
ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden