Thema des Tages
24-11-2022 18:20
Wetter aktuell
DENISE macht Rabatz am Mittelmeer
Das Tief VALERIE, das zur besseren Kommunikation auch den
international gültigen Namen DENISE trägt, hatte nicht nur starken
Regen bzw. Schneefall im Gepäck, sondern sorgte auch für starke
Mistralwinde und eine Sturmflut an der Adriaküste. Die Entwicklung
sowie die Auswirkungen dieses Tiefdruckgebietes werden im heutigen
Thema des Tages betrachtet.
Die Zyklogenese von DENISE begann am 21. November über dem Norden
bzw. der Mitte Italiens sowie der Adria. Die Entwicklung fand an der
südlichen Flanke des ursprünglich auf den Namen VALERIE getauften
Tiefdruckkomplexes, welches sich zu diesem Zeitpunkt über den
Britischen Inseln befand, statt. Ursächlich für die Entwicklung war
ein dazugehöriger Tiefdruckkomplex in der Höhe, an dessen südlicher
Flanke ein Randtrog in den westlichen Mittelmeerraum vordrang.
Innerhalb dieses Trogs gelangten kühle Luftmassen nach Süden und
begünstigten die voranschreitende Zyklogenese.
Der Kerndruck fiel im Laufe des 22. November für mehrere Stunden
unter 990 hPa. Bis zum Abend zog das Tiefdruckgebiet bis zur
nördlichen Adria. Auf der Rückseite kamen starke Mistralwinde in
Gang, die sich in Form von schweren Sturmböen bis hin zu Orkanböen
auch in Richtung Sardinien und Korsika ausdehnten. Die höchste
Windgeschwindigkeit wurde hierbei mit mehr als 140 km/h an der
exponiert gelegenen Station Cap Pertusato gemessen.
Der Mistral ist ein böiger und kalter Fallwind, der durch die
Kanalwirkung des Rhonetals in Südfrankreich weitere Beschleunigung
erfährt.
Auch der Scirocco kam an der südlichen Flanke des Tiefdruckgebietes
in Gang, wobei es sich hierbei um einen heißen und trockenen
Wüstenwind im Mittelmeerraum handelt. Dieser äußerte sich unter
anderem durch den Transport von Saharastaub in Richtung Griechenland.
Aufgrund der hohen Windgeschwindigkeiten tobten meterhohe Wellen über
das Mittelmeer. Des Weiteren sorgten die starke Flut in Kombination
mit einem starken Wind, der das Wasser von Osten in Richtung
Adriaküste drückte, für eine Sturmflut. In der Stadt Venedig kam es
zu einem Acqua alta (italienisch für hohes Wasser), das jährliche
winterliche Hochwasser, bei dem unter anderem der berühmte
Markusplatz regelmäßig unter Wasser steht. Das seit 2020 bestehende
Hochwasserschutzsystem MOSE wurde auf eine Bewährungsprobe gestellt
und konnte eine noch größere Überschwemmung verhindern.
Wie eingangs erwähnt, sorgte DENISE nicht nur für Wind auf dem
Mittelmeer und an dessen Küsten. Die Advektion warmer und feuchter
Luftmassen an der Ostflanke des Tiefdruckgebietes löste starke
Niederschläge insbesondere in der Po-Ebene aus, wobei örtlich
dreistellige Niederschlagsmengen innerhalb von 24 Stunden gemessen
werden konnten. Anders als zunächst angenommen, drehten die Winde
weiter südlich gen Osten und drückten daher die feuchtwarmen
Luftmassen nicht gegen den Alpenhauptkamm. Daher kam es auch nicht zu
einer ausgeprägten Staulage an den Südalpen, was unter Mithilfe des
orografischen Auftriebs zu hohen Neuschneemengen hätte führen können.
Dennoch kamen entlang des Alpenhauptkamms Neuschneemengen von mehr
als 40 cm innerhalb von 24 Stunden zusammen.
M.Sc. Tanja Sauter/Dipl.-Met. Jens Winninghoff
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 24.11.2022
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