DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-11-2022 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.11.2022 um 10.30 UTC



Mit Tiefdruckgebieten über Westeuropa wird es wechselhaft und windig, aber auch
milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 26.11.2022


Ich stelle das Fazit voran: Tiefdruckgebiete über Westeuropa sorgen für
wechselhaftes und wieder milderes Wetter. Die Nachtfröste werden weniger. Es
weht frischer südlicher Wind in den Bergen und an der Nordsee. Ob uns in der
erweiterten Mittelfrist ein Hoch über Skandinavien den Winter bringt, ist
unsicher.

Zu Beginn der Mittelfrist liegt Deutschland zwischen zwei Tiefdruckgebieten.
Eines liegt über Ungarn - Weißrussland und verlagert sich im Verlauf nach
Nordrussland. Sein Einfluss auf unser Wetter schwindet also. Ein weiteres Tief
hat sein Zentrum über den Britischen Inseln und wabert tagsüber über England und
der Nordsee. Die Luftmassengrenze zwischen den beiden Gebilden wird von einer
Okklusion markiert, die sich ostwärts über Deutschland hinwegbewegt. Ein vom
westlichen Tief ausgehender Randtrog schwenkt am Vormittag von West-Südwest nach
Nord-Nordost über Deutschland hinweg. Ein zweiter flacher Randtrog folgt am
Abend aus der gleichen Richtung. Für den Großteil des Landes heißt es also
wechselhaftes Wetter. Allerdings ist die Schneefallgrenze zu hoch für weiße
winterliche Überraschungen. Lediglich Glätte ist in der Nacht zum Mittwoch in
den leicht frostigen Regionen im Osten sowie in den Mittelgebirgshochlagen
möglich. Aufgrund der Nähe zum Tief weht ein frischer Süd-Südwestwind mit
stürmischen Böen im Bergland und an der Nordsee.
Im Alpenraum hingegen sorgt ein Tief über Norditalien, das sich in der Nacht zum
Mittwoch in die Adria verlagert, für anhaltende Aufgleitniederschläge. Dabei
fällt Schnee zunehmend bis auf etwa 800 m herab. In der Nacht zum Mittwoch
lassen die Niederschläge langsam nach.

Am Mittwoch bildet sich aus dem sich immer weiter auffüllenden Tief über der
Nordsee ein markanterer Trog, der ab den Mittagsstunden auf den Südwesten
Deutschlands übergreift und in der Nacht zum Donnerstag den Norden erreicht. Die
0-Grad-Grenze in 850 hPa wird in den äußersten Nordosten verdrängt. Schneefall
ist somit kein Thema. Das Tief über Adria verlagert sich weiter süd-südostwärts
und verliert vollends an Einfluss auf unser Wetter. Der frische südliche Wind
sorgt noch für einzelne stürmische Böen an der See und auf den Bergen, lässt
insgesamt aber nach.

Am Donnerstag strömt hinter dem Trog milde Luft ins Land. In 850 hPa sind bis
zum Abend schon bis zu +4 Grad zu erwarten. Nur im Nordosten dauert es etwas
länger, bis die 0 Grad verschwinden, da sich aus dem Trog ein Tief über der
Ostsee abspaltet, welches sich nur langsam nordwärts verlagert. Mit der milden
Luft in der Höhe wird es auch am Boden wärmer. In der Westhälfte steigt die
Temperatur auf bis zu 12 Grad. Zeitgleich nähert sich vom Atlantik in Tief den
Britischen Inseln.

Das zum Tief gehörige Frontensystem greift am Freitag von Westen/Südwesten her
auf Deutschland über und erreicht in den Abendstunden den Osten des Landes. Ein
weiteres System, gestützt von einem flachen Bodentrog, schwenkt voraussichtlich
in der Nacht zum Samstag herein. Da das Tief vom Atlantik her schon nicht
besonders kalt war, ist die Abkühlung gering. In 850 hPa schaffen wir es minimal
(und hier gehen die Modelle weit auseinander) auf -1 Grad.

Am Samstag zieht das Tief von West nach Ost über Dänemark und den Norden
Deutschlands hinweg und bleibt über der Ostsee liegen. Von Westen her wölbt sich
ein flacher Keil auf und wir geraten ab Sonntag unter Hochdruckeinfluss, wobei
sich das Wetter allmählich beruhigt. Nach derzeitigem Stand bleibt der Keil über
Westeuropa liegen, was bedeutet, dass wir im Zustrom kühler Luft aus Norden
verbleiben. In der erweiterten Mittelfrist sind für Montag wieder -5 Grad im
Norden und Osten in 850 hPa möglich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS zum gestrigen 0 UTC Lauf ist zu Beginn der Mittelfrist
sehr hoch und nimmt zum Ende der kommenden Woche ab. Der sich am Donnerstag
sukzessive von Süden aufwölbende Keil zieht nun langsamer ostwärts über
Deutschland hinweg und bringt deutlich mildere Luft. Entsprechend später ist der
Frontauf- und Durchzug. Am Samstag nähern sich der heutige und gestrige 0 UTC
Lauf wieder an, allerdings liefert der gestrige 12 UTC Lauf eine interessante
Lösung: Statt eines Randtiefs mit Trogdurchgang wird auf der Vorderseite eines
markanten Troges über dem Atlantik sehr milde Luft nach Deutschland geführt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch zu ICON ist die Übereinstimmung zu Beginn der Mittelfrist hoch. GFS
simuliert mehrere Randtiefs über der Nordsee und hält länger am Zustrom kalter
Luft fest. Zum Ende der Woche werden die Gleichnisse zwischen allen Modellen
deutlich weniger. Von Rückseite bis Vorderseite und zwischen 0 und +5 Grad in
850 hPa ist alles möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster liefern für Zeitschritt 1 (+72-96h) 4 Lösungen, alle NAO negativ und
mit geringen Unterschieden für Deutschland.
Zeitschritt 2 ergibt 6 Lösungen, wobei NAO negativ, NAO positiv und Blocking
bunt verteilt sind. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 2, der von NAO
negativ auf NAO positiv schwenkt. Die Anzahl und Auswahl ist nicht
verwunderlich, schließlich ist sich IFS mit sich selbst nicht einig, siehe
Konsistenz weiter oben.
Die erweiterte Mittelfrist liefert 4 Clusterlösungen, zum Großteil mit Blocking,
wobei ein Keil mal direkt über Deutschland, mal westlich davon liegt. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich in Cluster 4, mit dem Keil knapp westlich von uns.

Die Rauchfahnen des IFS weisen für eine zufällige Auswahl deutscher Städte alle
einen Aufwärtstrend bei T-850 und Geopotential auf. Das haben wir oben schon
diskutiert. Der Spread ist bis Freitag nicht besonders groß, es deuten sich
keine Ausreißer an. Allerdings macht im Spätherbst/Winter eine Temperaturspanne
von plus/minus 3 K um die 0 Grad Grenze den Unterschied zwischen Schnee und kein
Schnee. Erst ab Samstag nimmt der Spread etwas zu, die Ausschläge nach oben sind
dabei größer als nach unten.
Beim GFS fällt auf, dass der operationelle Lauf für Donnerstag/Freitag am oberen
Ende der Ensembles zu finden ist. Für die östlichen Regionen Deutschlands setzt
sich das am Wochenende fort. Hier scheint der aktuelle Lauf eher eine
Einzellösung zu sein.
Beim ICON hingegen liegen Haupt- und Kontrolllauf fein etwa mittig der
Ensembles, ähnlich dem IFS. Allen gemein ist der Anstieg sowohl in Temperatur
als auch Geopotential. Auch beim Niederschlag haben alle positive Ausschläge.
Trocken wird es also eher nicht, wenngleich keine markanten Mengen in Sicht
sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI liefert für die Mittelfrist kaum verwertbare Signale. Einzig im
Alpenraum gibt es leicht erhöhte Signale für Schneefall. Alle anderen
Erscheinungen sind für die Jahreszeit nicht außergewöhnlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn