DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
14-10-2022 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.10.2022 um 10.30 UTC
Außergewöhnlich warme Witterungsabschnitt in der kommenden Woche, mit nur kurzer
Unterbrechung zur Wochenmitte. Allgemein keine markanten Wettergefahren.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 21.10.2022
Am Montag bestimmt ein breiter aber flacher Rücken das Wettergeschehen in großen
Teilen von Mittel- und Osteuropa. Bei den Britischen Inseln liegt demgegenüber
ein Trog mit einem korrespondierenden Bodentief bei Schottland. Das davon
ausgehende Frontensystem streift auch den Norden und Nordwesten von Deutschland.
Dort dominiert stärkere Bewölkung infolge von WLA. Nachfolgend schiebt sich im
Laufe des Tages die Kaltfront schleifend in den Norden Deutschlands, sodass in
der Nacht von Nordwesten Regen aufkommt, der sich langsam südostwärts schiebt.
Weiter nach Süden und Südosten kann man hingegen vom Absinken durch den Rücken
profitieren. Entsprechend scheint auch häufiger die Sonne.
Mit der südwestlichen Strömung werden für die Jahreszeit sehr warme Luftmassen
nach Deutschland geführt. So steigt die 850 hPa Temperatur in der Südhälfte des
Landes auf Werte um 15 Grad, aber auch im Norden liegen die Werte noch um 10
Grad. Damit werden nur im Norden Maxima unter der 20 Grad Marke erwarten. Sonst
gibt es Maxima zwischen 20 und 26 Grad.
Am Dienstag ist der immer weiter abgeflachte Rücken ostwärts abgewandert und die
leicht zyklonale Höhenströmung beginnt zu zonalisieren. Die Kaltfront vom Vortag
quält sich ganz allmählich über die Mitte und erreicht in der Nacht auf Mittwoch
auch den Süden. Das langsame Vorankommen ist in der strömungsparallelen Lage mit
Blick auf die Höhenströmung begründet.
An die Kaltfront gekoppelt ist ein Regenband, dass zur Mittagszeit über der
Mitte des Landes liegt und in der Nacht den Süden erreicht. Dort sind dann auch
Gewitter möglich.
Im Süden ist es präfrontal noch recht sonnig und die Maxima steigen außerhalb
von Dauernebelgebieten auf 20 bis 24 Grad. Postfrontal lockert es im Norden
ebenfalls wieder auf, bei dann allerdings nur noch 16 bis 19 Grad.
Am Mittwoch verbleiben die Reste der ehemaligen Kaltfront über dem Süden liegen.
Mit einer neuerlichen kräftigen Austrogung auf dem Atlantik beginnen diese als
Warmfront in der Nacht auf Donnerstag langsam wieder rückläufig zu werden.
Postfrontal ist ein Schwall kühlerer Luftmassen eingeflossen. Die postfrontale
Luftmasse ist zudem mitteltroposphärisch ziemlich trocken. Allerdings sorgt die
hochdruckinduzierte Absinkinversion (mit feuchter Luft im Bereich der
Grenzschicht) dafür, dass sich Nebel- und Hochnebelfelder aus der Nacht nur sehr
zögerlich auflösen. Wenn dies aber geschieht, verläuft der restliche Tag sehr
sonnig.
Am wärmsten mit um 20 Grad wird es im Süden, während in Schleswig-Holstein nur
um 14 Grad erwartet werden. Kühler bleibt es auch bei Dauergrau.
Am Donnerstag und Freitag hält der Zustrom milder Luftmassen mit einer
südwestlichen Strömung weiter an. Zunächst schiebt sich dabei ein neuer Rücken
nach Deutschland, der aber rasch von kurzwelligen Störungen wieder abgedrängt
wird. Damit bleibt das Wettergeschehen vor allem zum Freitag leicht wechselhaft.
Zudem können sich nächtliche Nebel- und Hochnebelfelder aufgrund der
gradientschwachen Lage zum Teil länger, vereinzelt auch ganztags, halten.
Zum darauffolgenden Wochenende nimmt die Südwestdüse mit sehr milden Luftmassen
nochmal Fahrt auf, eher zum Ende der erweiterten Mittelfrist am Sonntag der Trog
auf Deutschland übergreifen kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Nach einem einheitlichen Start nehmen die Unsicherheiten schon zum Dienstag zu.
Diese betreffen das Vorankommen der Kaltfront. Interessanterweise ist die
Übereinstimmung des gestrigen mit dem heutigen 00 UTC Lauf recht hoch. Der
gestrige 12 UTC Lauf fällt da aus der Rolle und lässt bei einer antizyklonaleren
Höhenströmung das Frontensystem zunächst über dem Norden liegen. Der Durchzug
eines flachen Randtiefs verhindert das Vorankommen.
Zum Mittwoch zeigen alle Läufe eine mehr oder weniger stark ausgeprägte
Rückseite mit Resten der Warmluft im Süden und Südwesten.
Den neuen Rücken zum Donnerstag haben alle Läufe im Portfolio. Das nachfolgende
Übergreifen von kurzwelligen Störungen wird unterschiedlich stark ausgeprägt und
mit zeitlichen Unschärfen vorhergesagt.
Die neuerliche kräftige Vorderseite mit nachfolgendem Übergreifen des Troges
wurde auch schon im gestrigen 12 UTC Lauf gebracht. Im gestrigen 00 UTC Lauf war
davon hingegen noch nichts zu sehen. Dort zeigte sich ein Trog über Nordeuropa
wobei Deutschland eher antizyklonal geprägt in einer westlichen Strömung lag.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die grundlegende mittelfristige Entwicklung wird von allen Modellen doch
ziemlich einheitlich vorhergesagt.
Nach dem sehr milden Montag zeigen alle Modelle das Übergreifen der Kaltfront,
die im Laufe des Dienstages in den Süden vorankommt ... mal mehr, mal weniger
schnell. Das ICON ist bspweise in der Entwicklung rascher, als das ECMWF oder
auch UKMO und GFS.
Die nachfolgende Rückseite wird genauso von allen Modellen gezeigt, wie der in
Richtung Donnertag folgende kurzwellige Rücken. Auffällig ist, dass das ICON den
anderen Globalmodellen um mehr als 12 h vorauseilt. Zwischen UKMO, ECMWF und GFS
ist der zeitliche Verlauf hingegen recht einheitlich.
Zum Ende der Mittelfrist nehmen die Unsicherheiten zu. Das betrifft zum einen
die nachfolgenden kurzwelligen Störungen, als auch die mögliche neue Austrogung
über dem Atlantik. Wie ausgeprägt und wie weit nach Süden diese erfolgt, ist
noch unsicher. Damit bestehen auch noch Fragezeichen bezüglich eines neuen
kräftigen Warmluftschubes nach Deutschland.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen des ECMWF zeigen bis einschließlich Dienstag einen recht
einheitlichen Verlauf, wobei Haupt- und Kontrolllauf im Bereich des Median
verlaufen. Zum Mittwoch nehmen die Unsicherheiten deutlich zu. Einzelne Member
zeigen einen deutlichen Temperaturrückgang bis an die 0 Grad Marke in 850 hPa,
währen andere kaum einen Rückgang der Temperatur über der Südhälfte zeigen. Das
spricht dafür, dass noch nicht ganz klar ist, wie weit nach Süden die
postfrontal kälteren Luftmassen vorstoßen können. Auch der Median zeigt nur
einen leichten Abfall.
Zum Ende der Woche und zum Wochenende zeigen alle Member eine Erholung auf Werte
zwischen 1ß und 15 Grad.
Das Clustering des ECMWF zeigt im Zeitraum +120 bis +168 h (Mi 00 bis Fr 00)
vier verschiedene Lösungen. Alle zeigen das Vorankommen eines Höhenrückens von
West- nach Mitteleuropa. Unterschiede ergeben sich dahingehend, wie rasch dieser
nach Deutschland vorankommt und wie stark er ausgeprägt ist. Letzteres ist auch
gekoppelt an die Austrogung über dem nahen Ostatlantik. Dabei sind sich die
ersten drei Cluster recht ähnlich, wobei Cluster 3 eine stärkere Amplifizierung
zeigt, als Cluster 1 (inkl. Haupt- und Kontrolllauf). Cluster 4 zeigt einen
deutlich flacheren Rücken und damit eine glattere, eher zyklonal geprägte
Höhenströmung.
Im Zeitraum +192 bis 240 h werden nur zwei Lösungen angeboten. Haupt- und
Kontrolllauf finden sich in Cluster 1, der eine kräftige Austrogung bei den
Britischen Inseln und damit eine kräftige vorderseitige Südwestströmung für
Deutschland zeigt. Bei Cluster 2 findet die Austrogung deutlich weiter westlich
statt, sodass sich der vorderseitig aufgewölbte Rücken über Westeuropa findet.
Für Deutschland würde demnach ein deutlich kälterer Witterungsabschnitt mit
einer nordwestlichen Höhenströmung auf der Vorderseite des Rückens folgen.
Das Ensemble des GFS zeigt ähnliche Unsicherheiten. So gibt es einen größeren
Spread bei der Frage nach der postfrontalen Abkühlung am Di/Mi mit
Kaltfrontpassage. Neben einzelnen kalten Membern, gibt es auch einige, die es
warm belassen. Es folgte der zweite Warmluftberg zum Ende der Woche bis Samstag,
eher der Median nachfolgend deutlich abfällt mit allerdings großer Streubreite
der Einzelmember.
Zu guter Letzt noch ein Wort zu Extended Outlooks vom Vortag. Auch diese zeigen
ein Peak mit teils über 3K an positiver Temperaturanomalie als Mittel über eine
Woche (17 bis 24.10.). In der darauffolgenden Woche sind die Temperaturanomalien
zwar nicht mehr so hoch, aber dennoch weiter klar im positiven Bereich. Dies
spricht nicht unbedingt für einen raschen Übergang zu einem herbstlich kühlen
Witterungsabschnitt.
FAZIT: Die mittelfristige Entwicklung wird insgesamt ausgesprochen konsistent
prognostiziert. So steht ein für Mitte Oktober außergewöhnlich milder
Witterungsabschnitt bevor, der in zwei Etappen kommt. Ein erster konsistent
gerechneter Wärmeschub findet seinen Höhepunkt zu Beginn der Mittelfrist am
Montag. Ein zweiter Schub ist zum Ende der Woche bis einschließlich Samstag zu
sehen. Die genauso Ausprägung weist allerdings noch eine recht hohe Streubreite
auf. Wie stark es zwischen den beiden Bergen abkühlt wird ebenso noch recht
unterschiedlich gerechnet. Neben einzelnen recht kalten Lösungen mit T850 um 0
Grad zur Wochenmitte, zeigen einige Modelle bzw. Ensemblemitglieder auch nur
eine geringe Abkühlung. Wie es ab Sonntag kommender Woche dann weitergeht, steht
noch in den Sternen. Die extended outlooks des ECMWF lassen aber eine rasche
Abkühlung auf herbstliches Niveau eher nicht erwarten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Dienstag gibt es präfrontal im Süden die Möglichkeit für einzelne kurze
Gewitter mit Starkregen. Sonst sind im gesamten Mittelfristzeitraum
voraussichtlich keine markanten Wettereignisse zu erwarten.
Der EFI springt nur bezüglich des außergewöhnlichen Wärmevorstoßes an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer