DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
12-10-2022 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 12.10.2022 um 10.30 UTC
Zunächst sehr mild mit gebietsweisem Regen am Wochenende. Ab Dienstag sehr
unsichere Entwicklung mit möglicher deutlicher Abkühlung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 19.10.2022
Am Samstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS Deutschland
zunächst im Bereich einer diffluenten westlichen Höhenströmung.
Geopotentialverlust auf dem Atlantik lässt die Strömung aber im Verlauf des
Tages zunehmend auf Westsüdwest drehen. Bodennah lassen sich Tiefs über dem
Norden und Nordwesten Europas finden, während im Süden der Druck hoch ist. Mit
der resultierenden westlichen bis südwestlichen Bodenströmung gelangt milde
Atlantikluft zu uns. Über dem Süden des Landes liegt eine wellende Kaltfront,
die dort Regenfälle bringt, im Schwarzwald mitunter ergiebig. Im Norden gibt es
häufiger Wolkenauflockerungen.
Am Sonntag bleibt uns die westsüdwestliche Höhenströmung erhalten, wobei
zunächst ein flacher Trog über den Norden schwenkt, später weitet sich von Süden
her ein flacher, aber breitet Rücken aus, so dass das Potential bei uns ansteigt
und sich der stärkste Gradient nach Norden verlagert. Bodennah weitet sich ein
Hoch über Russland zunehmend zum Balkan aus und sorgt in der Nacht zum Montag
für Winddrehung auf südliche Richtungen. Die Front verlagert sich wieder
zunehmend in den Norden des Landes, wohingegen im Süden wieder mehr Sonne zu
erwarten ist.
Am Montag zieht ein Tief über die Britischen Inseln nordostwärts. Auf seiner
Vorderseite lässt kräftige WLA den Rücken über Mitteleuropa noch kräftiger
werden. Mit südlichem bis südwestlichem Wind steigt in 850 hPa das
Temperaturniveau wieder auf 12 bis 15°C, zudem wird es tagsüber sonnig. In der
Nacht sorgt die Kaltfront des Tiefs, das dann über der Nordsee liegt, zunächst
im Norden, später im Westen für teils kräftigen Regen.
Am Dienstag schwenkt zunächst ein flacher Höhentrog über den Norden Deutschlands
hinweg, in der Nacht verstärkt sich über Frankreich wieder ein Rücken. Das
Bodentief zieht weiter Richtung Baltikum und seine Kaltfront zieht bis in die
südliche Mitte Deutschlands, wo es durchaus auch mal etwas stärker regnen kann.
Im Norden Deutschlands geht die Temperatur in 850 hPa auf 4 bis 2°C zurück.
Am Mittwoch wölbt sich der Rücken westlich unseres Landes weiter auf. Bodennah
wird ein Hoch, das sich vom Nordatlantik bis nach Großbritannien erstreckt,
immer dominanter. An seiner Ostflanke stößt Kaltluft nach Süden vor und ein
neuer kräftiger Trog erreicht am Abend den Norden Deutschlands und schwenkt in
der Nacht ins östliche Mitteleuropa. Gebietsweise kommt es zu Regenfällen und
bis Donnerstagfrüh erreicht in 850 hPa die -2°C-Isotherme die Mitte
Deutschlands.
Im weiteren Verlauf zieht der Trog nach Osten ab, nachfolgend baut sich ein
Bodenhoch über unserem Land auf, das sich aber am Freitag auch schon wieder nach
Osten verabschiedet. In der resultierenden Südströmung kommt am Freitag die
Warmluft schnell zurück und der Rücken erreicht unser Land.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den beiden Vorgängerläufen ist nur
bis Sonntag gut. Am Montag haben die Vorgängerläufe das Tief auf etwas
südlicherer (gestern 00-UTC-Lauf) bzw. westlicherer (gestern 12-UTC-Lauf)
gezeigt, so dass in beiden Fällen die Warmluft nicht so weit nach Norden
vorankommt. Im weiteren Verlauf zeigt der gestrige 00-UTC-Lauf den Einbruch der
Kaltluft früher (gestern 00-UTC-Lauf) bzw. deutlich weiter östlich (gestern
12-UTC-Lauf), so dass durchaus festgestellt werden kann, dass ab Montag/Dienstag
die Konsistenz richtig schlecht wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Bis Sonntag zeigen die vorliegenden Modelle keine großen Unterschiede. Am Montag
zeigen sich bereits deutliche Unterschiede bei der Zugbahn des Tiefs, wobei bei
GFS das Tief weiter nördlich simuliert wird, bei UK10 und GEM kommt es etwas
später. Je nach Zugbahn liegen auch die Fronten unterschiedlich, so dass
insbesondere im Norden und Westen nicht klar ist, ob und wieviel es regnet. Sehr
mild bis warm wird es nach allen Modellen.
Im weiteren Verlauf bis Mittwoch lässt IFS den Kaltlufteinbruch von Norden
erfolgen, GFS lässt dagegen noch eine Welle über Deutschland ziehen, es kommt
dann zu keiner Austrogung. ICON lässt den Kaltlufteinbruch weiter östlich
erfolgen, bei uns wird dagegen direkt das bei IFS nachfolgende Hoch
wetterwirksam. GEM zeigt eine Variante bei der das Montagstief gar nicht nach
Osten durchzieht, stattdessen bleiben wir die ganze Zeit auf der Vorderseite
eines Troges über dem nahen Atlantik in sehr milder Luft.
Alles in allem ist die Prognose ab Dienstag extrem unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Erstaunlicherweise zeigen die fünf im Mittelfristzeitraum zwischen Montag, 00
UTC und Mittwoch, 00 UTC gebildeten Cluster des IFS-Ensembles recht ähnliche
Entwicklungen: Vier von fünf Cluster (C1 biss C4, zusammen 47 Mitglieder,
Hauptlauf, Kontrolllauf) zeigen nächsten Mittwoch die gleiche Struktur mit hohem
Potential über Frankreich und England bis hin zu einem Höhenhoch westlich
Islands. Der Hochkeil ist von Nordwesten zur Nordsee gerichtet. Der Trog mit
leicht unterschiedlichen Konturen liegt über Skandinavien. Lediglich C5 (nur 4
Mitglieder) zeigt tiefes Geopotential über der Nordsee und eine sehr kräftige
westliche und zyklonale Höhenströmung bei uns.
Die Rauchfahnen für die Mitte Deutschlands (Beispiel Erfurt) zeigen bei
Temperatur und Potential stetigen Anstieg bis zum Mittwoch, wobei die Streuung
des Ensembles sehr gering ist. Nachfolgend geht der Schwerpunkt des Ensembles
bei beiden Größen deutlich zurück, die Streuung nimmt aber extrem zu, so dass es
auch sehr milde Varianten mit hohem Potential gibt. Der Hauptlauf liegt beim
Geopotential Mitte nächster Woche unter dem Schwerpunkt des Ensembles, bei der
Temperatur mit -2°C in 850 hPa sogar am unteren Rand. Außer nächsten Montag gibt
es immer wieder Niederschlagssignale.
Bei den Rauchfahnen des GFS sieht die Entwicklung bis zum Montag genauso aus wie
bei IFS. Dann zeigen sich allerdings erhebliche Unterschiede: Sowohl beim
Potential als auch bei der Temperatur verbleibt der Schwerpunkt des Ensembles
auf hohem Niveau, bei der Temperatur zum Beispiel um 10°C in 850 hPa nächsten
Mittwoch. Der Hauptlauf liegt allerdings auch bei beiden Größen etwas unterhalb
des Schwerpunktes. Auch beim GFS ist der Montag der Tag mit den geringsten
Niederschlagssignalen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Dauerregen:
In der Nacht zum Samstag und am Samstag zeigt sich bei Cosmo-LEPS und bei
ICON-EPS eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für Dauerregen im Schwarzwald, bei
IFS-EPS wird eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit gezeigt.
Sturm:
Am Samstag zeigt Cosmo-LEPS geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen
über der Nordsee und im höheren Bergland.
Am Sonntag zeigen sich bei Cosmo-LEPS hohe Wahrscheinlichkeiten für stürmische
Böen und etwas niedrigere für Sturmböen über der Nordsee. Für die Ostsee und
Teile Norddeutschlands sind stürmische Böen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann