DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-10-2022 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 04.10.2022 um 10.30 UTC



Wechselhafte Witterung mit Tiefdruckdurchgängen und Hochdruckeinfluss
dazwischen. Dabei unterschiedlich temperierte Luftmassen, aber nie ganz kalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 11.10.2022


Finden wir uns anfangs der Mittelfrist am kommenden Freitag noch südlich eines
breit angelegten Langwellentrogs über Nordeuropa in zonaler Strömung wieder, so
wird diese im Laufe der kommenden Woche deutlich meridionaler. Weil die Gebilde
in der Höhe allerdings zirkulieren, oder besser gesagt progressiv unterwegs
sind, ist die Großwetterlage nicht blockierender Natur, was uns leicht
wechselhaftes Wetter mit unterschiedlich temperierten Luftmassen beschert.

Im Detail beginnt bereits am Freitag die zonale Strömung zu "wackeln", was einem
von Grönland kommenden Trogvorstoß gen Britischen Inseln geschuldet ist. Bis
Sonntagvormittag überquert uns dieser Trog recht flott. Er führt ein Bodentief
mit sich, dessen Frontensystem am Samstag unter Abschwächung (KLA kompensiert
die PVA) über die Nordhälfte Deutschlands hinwegzieht. Dabei wird die milde
Luftmasse subtropischen Ursprungs mit T850 hPa von 6 bis 11 Grad durch auf
Nordwest drehende Strömung mit kühlerer Meeresluft mit T850 hPa von 0 bis 8 Grad
ersetzt. Am kräftigsten fällt die Abkühlung im Norden aus.

Am Sonntag folgt dem ersten Trog ein flacher Rücken, sodass Zwischenhocheinfluss
greift und die Strömung rasch auf Südwest zurückdreht. Damit wird aus dem
Südwesten wieder milde Subtropikluft mit T850 hPa von 7 bis 12 Grad
herangeführt.

Aber auch dieses Kapitel ist nicht von langer Dauer, weil mit einem weiteren
Trogvorstoß von Grönland aus schon am Montag ein zweiter Trog die Nordsee
erreicht. Das Frontensystem des damit verbundenen Bodentiefs, das von Island ins
Nordmeer zieht, erreicht uns Montagabend und zieht bis zum Dienstag in den
Süden, wo es allerdings strömungsparallel ins Schleifen kommt. In der Nordhälfte
kühlt es postfrontal auf 4 bis 7 Grad ab, im Süden setzt sich die kühlere Luft
nur schwer durch.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch gibt es einen dritten Kaltluftvorstoß
von Grönland aus. Dieser fällt kräftiger aus, sodass der dritte Trog wieder
deutlich breiter angelegt ist. Am Boden korrespondiert dieser Komplex mit einem
steuernden Islandtief, dessen Ausläufer nach kurzem Zwischenhocheinfluss auch
Deutschland erreichen. Mit T850 hPa von 5 bis 10 Grad bleibt es zunächst mild,
am Donnerstag und Freitag kühlt es aber langsam etwas ab auf T850 hPa von 3 bis
8 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen EZMW-Laufs von 0 UTC zu seinen beiden gestrigen
Vorläufen ist hoch bis sehr hoch, Unterschiede im Detail fallen meist nicht
stark ins Gewicht. Am ehesten gibt es beim ersten Trog am Freitag/Samstag
Unterschiede, wobei dessen Austrogung nicht so stark sein soll wie gestern noch
gerechnet. Das würde die Niederschlagsbilanz etwas reduzieren. In der
erweiterten Mittelfrist scheiden sich die Geister an der Simulation des dritten
Trogs, insbesondere die Konfiguration von Randtrögen ist dann nicht mehr
kongruent. Das könnte räumlich-zeitlich Unterschiede bei den von allen drei
Läufen prognostizierten Niederschlägen hervorrufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS bringen den zweiten Trog am Montag/Dienstag in stärkerer Version
hervor, was für den Norden Deutschlands einen stärkeren Gradienten und mehr Wind
bedeuten würde. Beim GFS wird zusätzlich am Dienstag ein früherer dritter
Randtrog ins Feld geführt, der für mehr Niederschläge in Deutschland sorgen
würde. Nachfolgend gibt es zudem eine Phasenverzögerung von rund 24 Stunden.
Gänzlich neue Ideen können JMA, GEM und NAVGEM dagegen nicht aufzeigen, kleinere
Unterschiede bei den Trog/Keil-Mustern sind für unser Wettergeschehen meist
nicht von allzu großer Bedeutung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen für diverse deutsche Städte öffnen sich bei T850 hPa bereits am
Freitag, beim Geopot 500 hPa am Samstag. Allerdings rufen nur wenige Ausreißer
die Spreizung hervor, sodass der deterministische Lauf mehr oder weniger
bestätigt wird. Ab Sonntag jedoch weiten sich die Streuungen mit mehr
Mitgliedern, insbesondere sind in beiden Parametern einige Mitglieder mit
tieferen Temperaturen und Geopotenzial ersichtlich. Das könnte mit einem
stärkeren zweiten Trog verbunden sein, wobei die Temperatur schneller sinken
würde. Dahingehend ist also noch nicht das letzte Wort gesprochen, letztlich
würde das wohl auch auf den dritten Trog und seine Beschaffenheit zurückfallen.

CLUSTER:
Zwischen Sonntag (0 UTC) und Dienstag (0 UTC) werden nur 2 Cluster gebraucht, um
die Unsicherheiten im Ensembleraum zu beschreiben (beide NAO positiv-Regime). In
C2 wird entsprechend obiger Ausführungen zu den Rauchfahnen ein etwas stärkerer
zweiter Trog analysiert als in C1 mit Haupt- und Kontrolllauf.
Zwischen Mittwoch (0 UTC) und Freitag (0 UTC) kommender Woche (erweiterte
Mittelfrist) werden 3 Cluster ausgegeben (vorwiegend mit NAO positiv-Regime).
Bezüglich des dritten Troges herrscht Uneinigkeit. Während C1 dem
deterministischen Lauf mit einem breiten Trog nordwestlich von uns entspricht,
kommt in C2 schon ein Randtrog bei uns an, dem erneut ein Rücken folgen würde.
In C3 gibt es ein kleines Höhentief als Vorläufer zum dritten Trog.

FAZIT:
Das leicht wechselhafte Wetter mit zeitweiligen Niederschlägen bei
Tiefdruckgeschehen und Zwischenhocheinfluss im NAO positiv-Regime bei
schwankenden, aber nicht allzu tiefen Temperaturen ist sicher. Sind die Tröge in
den Vorhersagen anfangs noch in Phase, laufen sie im weiteren Verlauf der
Mittelfrist langsam auseinander. Damit lässt sich eine zunehmende
Vorhersageunsicherheit konstatieren. Varianten mit recht windigen Verhältnissen
(kein ausgewachsener Sturm) vor allem im Norden des Landes sind dabei nicht
ausgeschlossen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Freitag sind an der Nordsee und am Samstag zusätzlich auch an der Ostsee in
den Ensembles die Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen Bft 8 erhöht. Für die
gesamte Mittelfrist gilt das auch für den Brocken.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler