Thema des Tages
08-09-2022 14:50
Wetter aktuell
Des Regens schöner Klang
Nach vielen heißen, sonnigen und trockenen Sommerwochen kam er
endlich, der langersehnte Regen!
Plitsch, plitsch, plitsch-platsch, plitsch-platsch-platsch,
plitschplatschplitschplatsch ? das Geräusch prasselnden Regens auf
dem Dachfenster schien zunächst unwirklich. Ist das noch Traum oder
schon Realität? Egal, weiterschlafen, der Wecker hat noch nicht
geklingelt. Klackklackklackklackklack ? bei diesem wundervollen
Klang, der seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr zu hören war, war
es unmöglich, wieder in die Traumwelt zurückzukehren. Mit müden Augen
wurde sich also aus dem Bett gekämpft, ran ans Fenster und mit einem
Mal war die Müdigkeit wie verflogen: Es waren nicht nur einzelne
Regentropfen, die auf die Scheiben prasselten und herabperlten?, nein
es regnete Bindfäden. Und unwillkürlich kam die britische Gastfamilie
in den Kopf, die stets zu sagen pflegte "it's raining cats and dogs"
;-)?
Da war klar: Ein Blick aus dem Fenster genügt nicht, ab nach Draußen!
Die Balkontür kaum offen, stieg ein bekannter und doch fast
vergessener, herrlicher Geruch in die Nase. Oh wie schön ist
Petrichor! Eigentlich kein Wunder, dass versucht wird, diesen
anziehenden Duft des Regens in Parfums einzufangen ? aber ob das
gelingt?! Die Regentropfen plätscherten sanftmütig auf die
Holzdielen, sammelten sich in den Untersetzern der Kräutertöpfe und
selbst der trockenheitserprobte Feigenkaktus schimmerte doch trotz
dunkler Nacht in einem saftigeren Grün als sonst, oder nicht?
Nun erst fiel der Blick aufs Handy, "4:07" leuchtete in hellen
Ziffern auf und ließ vorahnen, dass an Einschlafen bis zum Klingeln
des Weckers in gut einer Stunde nicht mehr zu denken war. Dann konnte
doch auch noch ein kurzer Blick aufs Radarbild geworfen werden, oder?
Und tatsächlich: Zwei bis drei Stunden würde es bestimmt noch regnen!
Herrlich!
Und so verging die Zeit, bis das Klingeln des Weckers den müden Geist
und die wieder müde gewordenen Augen aufschreckte und aus dem
Dämmerzustand in den aktiven Modus katapultierte. So ähnlich ging es
wohl auch dem PC, der gut 1,5 Stunden später aus dem Stand-By-Modus
zum Leben erweckt wurde und die ganzen Facetten, Hintergründe und
Prognosen präsentierte:
Ein Radarbild (siehe Abbildung 1), das nicht nur in ganz Hessen,
sondern auch angrenzend in NRW, Thüringen und Baden-Württemberg
farbige Flächen zeigte ? wann gab es das zuletzt?
Die Heldin, die sich das auf die Fahne schreiben kann, war schnell
ausgemacht: PEGGY. Das Tief über Großbritannien hatte eine
langgestreckte Tiefdruckrinne ausgebildet, die quer über Deutschland
lag und in der eben genau dieses großflächige Regenband eingelagert
war. Tiefdruckzone respektive Regenband verlagerten sich langsam von
Südwest nach Nordost, wobei es dort, also im Norden und Osten, am
Nachmittag nochmal interessant werden würde: Die Nähe zu Hoch QUINTIN
(siehe Abbildung 2) sorgt für eine "Gegenstromlage" (Ostwind am
Boden, Südwestwind in der Hohe), sodass das Regengebiet dort kaum
noch weiter vorankommen sollte und über mehrere Stunden teils große
Regenmengen prognostiziert wurden.
Auch wenn sicherlich auch dort der Regen für viele eher Segen statt
Fluch ist, so bergen Summen zwischen 30 und 50 Liter pro Quadratmeter
eine gewisse Gefahr; Straßen können beispielsweise überflutet werden
und Keller volllaufen.
Und während der Regen im Westen und Südwesten längst abgezogen ist
und sich auch hier, beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach, beim
Blick gen Westen aufgelockerte Bewölkung zeigt (siehe Abbildung 3),
ist sich das Kollegium einig: Danke Peggy!
Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 08.09.2022
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