Thema des Tages
04-09-2022 12:50
Regen in der kommenden Woche
Das Thema des Tages beschäftigt sich heute mit den Unsicherheiten in
der Niederschlagsprognose für die kommende Woche.
In der kommenden Woche steht bei den verschiedenen
Wettervorhersagemodellen einiges an Regen auf der Agenda. In den
Regionen, in denen es in den vergangenen Wochen geregnet hat, wird
darauf wahrscheinlich nicht sehnsüchtig gewartet. Aber es gibt auch
noch "Ecken" in Deutschland, beispielsweise das östliche
Rhein-Main-Gebiet oder Teile des Niederrheins, in denen weiterhin
seit Wochen auf Regen gewartet wird.
Die großräumige, sozusagen synoptische "Geschichte" des Wetters bis
zum kommenden Freitag ist dabei recht leicht erzählt - und sie
unterscheidet sich von Vorhersagemodell zu Vorhersagemodell kaum. Es
ist die Geschichte von Tief PEGGY (über dem Ostatlantik) und Hoch
QUINTIN (über Skandinavien und dem Nordmeer). Beide rangeln um Macht
und Einfluss auf das Wetter, wobei sich PEGGY mehr und mehr
durchsetzen kann. Das bedeutet am Montag noch allgemein viel Sonne.
Am Dienstag kommt es in der von PEGGY in den Westen und Süden
transportierten feucht-warmen Luft schon verbreitet zu Schauern und
Gewittern. Und ab Mittwoch, wenn PEGGYs Frontensystem uns von West
nach Ost überquert, kann es in ganz Deutschland - auch kräftige -
Schauer und Gewitter geben.
Soweit - so (relativ) einfach. Das Problem dabei ist aber die
regionale Verteilung der Schauer und Gewitter. Und an dieser Stelle
zeigt jedes Vorhersagemodell seine ganz eigenen Vorstellungen. Das
ist auch deutlich in der beigefügten Grafik zu erkennen
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/9/4.html). Sie
zeigt die akkumulierten Regenmengen bis in die Nacht zum kommenden
Samstag, auf der linken Seite vom Vorhersagemodell IFS des
Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF),
auf der rechten Seite vom DWD-Modell ICON.
Einig ist man sich darin, dass es verbreitet regnen soll. Im Detail
zeigen sich dann aber deutliche Unterschiede. Während IFS z. B. für
Karlsruhe und das angrenzende Nordbaden nur 5 bis 10 mm (Liter pro
Quadratmeter) vorhersagt, würde sich laut ICON dort über 40 mm
aufsummieren. Anders verhält es sich rund um die Mecklenburgische
Seenplatte. Im Gegensatz zum dort mit lediglich 5 bis 10 mm sehr
verhalten auftretenden ICON geht IFS in die Vollen: Satte 40, lokal
sogar über 60 mm werden von den europäischen Kollegen an Niederschlag
avisiert.
Das Problem ist, dass es bei der Niederschlagsprognose von Schauern
und Gewittern nicht nur auf die großräumigen Zirkulationsmuster,
sondern auch auf viele kleinräumige Faktoren ankommt. Dies sind z.B.
die Windstärke- und Richtung in verschiedenen Höhen, die horizontale
und vertikale Feuchteverteilung, die Einstrahlung, die Temperatur und
die Temperaturschichtung - um nur einige wenige zu nennen. Wesentlich
ist, dass Unterschiede im Detail teils große Auswirkungen auf die
räumliche Verteilung und Intensität der Niederschläge haben können.
Bezüglich der zu erwartenden Intensität der Niederschläge liegt ein
weiteres Problem im Charakter der hier beispielhaft betrachteten
Vorhersagemodelle. Als typische Vertreter der Kategorie
"Globalmodell" (also als Modell mit globaler Vorhersage) ist die
räumliche Auflösung der Modellphysik gröber als bei hochauflösenden
(und damit zumeist räumlich limitierten) Vorhersagemodellen. Das
bedeutet aber auch, dass Niederschlagsspitzen etwas "verwaschen"
werden. Mit anderen Worten: Punktuell können über den betrachteten
(und ja auch recht langen) Zeitraum durchaus mehr als die von IFS
simulierten knapp 80 mm an der Südspitze des Kummerower Sees in
Mecklenburg-Vorpommern fallen.
Leider bedeutet das gesagte letztendlich, dass es für genaue Aussagen
über die zu erwartenden Niederschlagsmengen noch zu früh ist. Das ist
einerseits unbefriedigend - bietet aber Hoffnung für alle, die mit
der Vorhersage für ihre Region aktuell (noch) unzufrieden sind.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.09.2022
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