DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
15-08-2022 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.08.2022 um 10.30 UTC
Von Donnerstag bis Sonntag deutlich zurückgehende Temperatur. Zudem am
Donnerstag und Freitag starke Gewitter mit Unwetterpotential vor allem durch
Starkregen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.08.2022
Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS ein
Langwellentrog über Frankreich, der Anschluss an einen atlantischen Trog im
Seegebiet im Island besitzt. Über dem östlichen Mitteleuropa befindet sich noch
ein Rücken. Bodennah liegen alle kräftigeren Druckgebilde weit entfernt,
Deutschland befindet sich in einem flachen Tiefdruckgebiet. Die bei uns liegende
Luftmasse ist immer noch sehr warm (Westen) bis heiß (Osten) und auch sehr
feucht. Der naherückende Trog sorgt für auf Deutschland übergreifende
synoptisch-skalige Hebung, die organisierte Konvektion entstehen lässt, die bis
zur Nacht zum Freitag auf alle Regionen Deutschlands übergreifen soll. Dies
bringt vielerorts den sehnsüchtig erwarteten Regen, allerdings zum Preis lokaler
unwetterartiger Starkregenereignisse. Da keine überbordende Scherung erwartet
wird, steht bei den Gewittern eindeutig der Starkregen im Fokus, allerdings
werden sicherlich hier und da auch mal stärker entwickelte Zellen auftreten, so
dass Hagel und Böen natürlich auch ein Thema werden.
Am Freitag erreicht der Trog Deutschland und bis zur Nacht zum Samstag schwenkt
seine Achse durch. Es nähert sich schon der verbundene nächste Trog, der bis zur
Nacht zum Samstag mit einer gut ausgeprägten Achse die Britischen Inseln
erreicht. Das Konvektionsgeschehen vom Vortag setzt sich nahezu nahtlos fort,
ist dann aber vor allem noch in der Osthälfte aktiv, wo wieder hohes
Starkregenpotential besteht und teils auch von den diversen Globalmodellen hohe
Summen prognostiziert werden. Von Westen sickert allmählich eine nur noch um
10°C in 850 hPa warme Luftmasse ein, wobei der Westwind an Fahrt aufnimmt, da
sich ein etwas klarer definiertes Bodentief über dem östlichen Mitteleuropa
bildet und gleichzeitig das Azorenhoch einen Keil nach Süddeutschland
reinschiebt.
Am Samstag schwenkt der Trog über die Nordsee und in der Nacht zum Sonntag dann
nach Dänemark und Deutschland, wobei über den Norden Deutschlands Höhenkaltluft
unter -20°C (500 hPa) geführt wird. Auch niedertroposphärisch geht der
Temperaturrückgang weiter und in der Nacht zum Sonntag erreicht in 850 hPa die
5°C-Isotherme den Norden des Landes. Im Bodendruckfeld setzt sich der
Azorenhochkeil durch, so dass dann nach wie vor der Westwind weht. Trotz
erneuter Hebungsantriebe aus der Höhe fallen allerdings die Niederschlagssignale
nicht allzu stark aus.
Am Sonntag zieht der Trog nach Osten ab und in der nachfolgenden
westnordwestlichen Höhenströmung nähert sich ein neuer sehr flacher Trog. Ein
Tiefdruckgebiet schon eher herbstlichen Charakters (unter 980 hPa Kerndruck)
zieht ins Seegebiet nördlich Schottlands und in der Nacht in die nördliche
Nordsee. Während sich der Tag dann erst einmal recht freundlich und (mäßig) warm
zeigt, greift in der Nacht das Frontensystem des Tiefs auf den Nordwesten und
dürfte dort Landregen bringen, wie wir ihn aus alten Erzählungen noch kennen.
Nur über der dampfend warmen Nordsee könnte es etwas konvektiver zugehen.
Am Montag zieht der Kurzwellentrog rasch durch und es folgt ein flacher Rücken.
Auch das Frontensystem mit den Regenfällen zieht recht rasch ostwärts durch,
nachfolgend gibt es noch Schauer. Das Temperaturniveau steigt etwas an auf 12°C
über dem Süden und 8°C über Norden in 850 hPa.
Im weiteren Verlauf steigt das Geopotential wieder leicht an und die
Höhenströmung dreht wieder auf Westsüdwest. Wärme Luftmassen dringen wieder vor
und die Niederschlagsneigung lässt nach.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle Lauf des IFS zeigt im Wesentlichen die gleiche Entwicklung wie
seine beiden Vorgängerläufe. Lediglich ab der Nacht zum Montag mit dem
aufziehenden Frontensystem zeigte der gestrige 00-UTC-Lauf noch eine deutlich
langsamere Entwicklung. Der gestrige 12-UTC-Lauf und der aktuelle Lauf sind aber
in guter Übereinstimmung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Am Donnerstag und Freitag zeigen die aktuellen Läufe der Globalmodelle
weitgehend übereinstimmende Entwicklungen, auch wenn die Details noch recht
unterschiedlich sind. So ist noch lange nicht klar, wo am Ende die
Starkregenschwerpunkte liegen werden, allerdings haben sämtliche Modelle
regional hohe Niederschlagssummen im Angebot.
Danach divergieren die Prognosen etwas: Den nächsten Trog am Sonntag zeigen die
Modelle in sehr unterschiedlicher Ausprägung und mit unterschiedlichem Timing.
Dabei zeigen ICON und IFS die stärksten und langsamsten Entwicklungen, wobei
ICON noch etwas langsamer ist als IFS. Insbesondere GFS und GEM simulieren den
Trog sehr schwach und UK10 sehr weit im Norden. Dieser Trog soll aber ohnehin
nicht das große Wettergeschehen bringen.
Danach simulieren ICON, IFS, GFS und UK10 recht übereinstimmend die
Westnordwestlage und das nächste übergreifende Frontensystem, wenngleich mit
leichtem zeitlichem Versatz. GEM zeigt dagegen eher eine eher divergente
westliche Strömung, wobei die Fronten des nächsten Tiefs (viel schwächer
simuliert) auch nicht übergreifen wollen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Das Ensemble des IFS verteilt sich im Mittelfristzeitraum (von Sa, 00 UTC bis
Mo, 00 UTC) auf drei Cluster. C1 und C2 (insgesamt 43 Mitglieder, Haupt- und
Kontrolllauf) zeigen eine recht ähnliche Entwicklung, die das oben beschriebene
reflektiert. C3 (8 Mitglieder) zeigt eine Variante mit einem weniger starken
Trog am Montag in Mitteleuropa.
Im weiteren Verlauf der Mittelfrist (Di, 00 UTC bis Do, 00 UTC) wurden vier
Cluster gebildet. C1 bis C3 (45 Mitglieder mit Haupt- und Kontrolllauf) zeigen
ein äußerst starkes blockierendes Hoch über Osteuropa mit einem Geopotentialberg
über Nowaja Semlja hinweg bis zum Nordpol. Über Deutschland wird dagegen eine
schwache Westlage mit recht hohem Potential gezeigt. Bei C4 (nur 6 Mitglieder)
reicht das hohe Geopotential nicht so weit nach Norden, dafür ist es auch weiter
im Westen außerordentlich hoch, so dass die Frontalzone sehr weit im Norden
liegt und damit weite Teile der Nordhälfte Europas (von den Britischen Inseln
über die Nordhälfte Deutschlands und Südskandinavien bis nach Russland hinein an
der Südflanke eines Bodenhochs in sehr warmer Luftmasse.
Die Rauchfahnen für diverse Städte Deutschlands zeigen recht übereinstimmend
einen deutlichen Rückgang der Temperatur von Mittwoch bis Sonntag mit nicht
allzu großen Spread. Zudem zeigen sich erwartungsgemäß starke
Niederschlagssignale am Donnerstag und Freitag. Auffällig ist ein markanter
Anstieg des Geopotentials an allen Orten, wenn auch mit zunehmendem Spread in
der nächsten Woche. Die Niederschlagssignale nehmen wieder deutlich ab und die
Temperatur geht wieder hoch, wenn auch nicht mehr ganz auf das aktuelle Niveau.
Die Rauchfahnen legen aber nahe, dass wir am Donnerstag und Freitag die
Gelegenheit, mal wieder Niederschlag abzubekommen, ausnutzen sollten. Die
Niederschlagssignale mit der Front am Montag sind nämlich relativ schwach
ausgeprägt.
Ähnlich sehen auch die GFS-Rauchfahnen aus, allerdings sind die Schwankungen
beim Potential etwas geringer. Die Niederschlagssignale an der Front sind noch
schwächer zu sehen als beim IFS. Zudem scheint der Temperaturanstieg in der
neuen Woche etwas verhaltender auszufallen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI:
Der EFI zeigt Niederschlagssignale über Deutschland (von West nach Ost) am
Donnerstag und Freitag). Bis zum Freitag ist auch noch ein Temperatursignal beim
EFI zu finden.
Starkregen:
Cosmo-LEPS zeigt am Donnerstag zunächst im Südwesten, später und am Freitag vor
allem in der Mitte, in der Nacht zum Samstag und am Samstag dann im Nordosten
deutliche Signale für Regenmengen über 25 l/qm in 12 Stunden. Auch geringe
Signale für mehr als 40 l/qm sind vorhanden. Die Ensembles der Globalmodelle
sind insgesamt etwas zurückhaltender und fokussieren sich auf die Alpen.
Wind:
Cosmo-LEPS zeigt leichte Signale für stürmische Böen im Nordosten am Samstag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann