DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
10-08-2022 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 10.08.2022 um 10.30 UTC
Sommerliches und meist trockenes Wochenende, danach (vorübergehend??) etwas
wechselhafter mit Schauern und Gewittern.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 17.08.2022
Es hätte so schön werden können: ein durchschwenkender Höhentrog mit
potenzieller Schleifzone auf der Vorderseite, sprich, strichweise teils
kräftiger Regen, dazu Gewitter und zumindest vorübergehend mal gemäßigtere
Temperaturen. Hätte, hätte, Fahrradkette, es wird einem nichts gegönnt in diesen
harten Zeiten. Doch seht selbst.
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Samstag liegt
Deutschland weiterhin am Südrand einer langgestreckten Hochdruckzone, die sich
vom mittleren Nordatlantik via Skandinavien bis weit nach Russland hinein
erstreckt. Bei uns wird die Zone gestützt durch einen schwachen Rücken, der sich
zwischen zwei Höhentiefs aufwölbt. Während das westliche Tief am Rande der
Biskaya zunächst keine Aktien an unserem Wetter hält, sorgt das östliche
(Bereich Adria/Balkan) zumindest im Osten und Südosten für einige Wolken sowie
einzelne Schauer oder Gewitter. Ansonsten bestimmen aber trocken-warme bzw.
-heiße Luftmassen das Geschehen (T850 um 14°C), die auf einen
sonnenscheinreichen zweiten Bundesligasamstag hindeuten.
Am Sonntag gibt sich die Potenzialverteilung leicht progressiv. Während das
östliche Höhentief langsam in Richtung Schwarzes Meer konvergiert, steuert das
atlantische Exemplar Westfrankreich an. Vorderseitig beginnt der Luftdruck über
la nation zu fallen respektive bildet sich eine Rinne aus, die sich spät am Tage
bis nach Süddeutschland ausweitet. Erste Schauer oder Gewitter werden
wahrscheinlich aber erst in der Nacht zum Montag im äußersten Südwesten
aufschlagen. Zuvor scheint einmal mehr die Sonne von einem wolkenlosen oder nur
locker bewölkten Himmel, wobei temperaturmäßig noch einer draufgesetzt wird
(Anstieg T850 auf 15 bis 19°C).
Zu Beginn der neuen Woche mutiert das westliche Höhentief zu einem Randtrog, der
nord-nordostwärts schwenkt und dabei auch Teile des Vorhersageraums traktiert.
Dabei schiebt er die Rinne vor sich her, die Deutschland einmal von Süd nach
Nord überquert. Insbesondere im Westen und Süden sowie in Teilen der Mitte kommt
es zu Schauern und Gewittern, die in der Nacht zum Dienstag unter deutlichem
Substanzverlust den Norden und Osten des Landes erreichen.
Am Dienstag sorgen Reste der Rinne und des Randtroges im Norden für einen
wechselhaften Tag mit Schauern und einzelnen Gewittern. Ansonsten regeneriert
sich über dem nahen Atlantik der Höhentrog (mit neuem abgeschlossenem
Drehzentrum). Vorderseitige WLA sorgt in Teilen Mitteleuropas für
kontinuierlichen Potenzialgewinn, der sich in einem aufwölbenden Rücken
widerspiegelt. Dieser legt sich mehr und mehr über den Vorhersageraum, wodurch
der Hochdruckeinfluss wieder zunimmt. Außerdem steigt die Temperatur nach der
kleinen Dienstagsdelle rasch wieder an auf Werte zwischen 13°C an der Grenze zu
Dänemark und bis zu 21°C am Alpenrand (T850, Mittwoch 18 UTC).
Kurzer Ausblick in die erweiterte Mittelfrist: Zunächst antizyklonal und vor
allem im Süden noch etwas heißer. Dann Annäherung des Höhntroges mit
vorgeschalteter Kaltfront und damit neue Hoffnung auf Regen/Gewitter, auch wenn
die deterministischen Niederschlagsprognosen alles andere als verheißungsvoll
sind.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis einschließlich kommenden Montag überzeugt IFS (ECMF) mit einer hohen
Kongruenz seiner Basisfelder. Danach nehmen die Unterschiede - leider, leider
ist man fast geneigt hinzuzufügen - deutlich zu. So ist vom gestrigen
"Hoffnungsträger", einem regenspendenden Höhentrog, der uns bis Donnerstag
überqueren sollte, nicht mehr viel zu sehen. Wobei, zu sehen ist der Trog schon
noch, allerdings über dem nahen Atlantik, von wo aus er zunächst wenig bis kein
Interesse verspürt, irgendwelche Akzente in Mitteleuropa respektive Deutschland
zu setzen. Stattdessen baut sich - nachdem am Montag ein Randtrog mit Schauern
und Gewittern durchgeschwenkt ist - ein neuerlicher Höhenrücken bei uns auf, der
den Hochdruckeinfluss regeneriert. Dass damit alles andere als erquickende und
dringend benötigte
Niederschläge einhergeht, ist evident.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Im Großen und Ganzen verfolgen die anderen Globalmodelle die gleichen Ziele wie
IFS. Nennenswert abweichende Szenarien sind nicht erkennbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis einschließlich
Montag einen eng gebündelten Verlauf. Erst danach geht die Schere möglicher
Lösungen teils deutlich auseinander, wobei aber mehrheitlich ein hohes
Temperatur- und Potenzialniveau beibehalten wird. Auffallend sind die ab Montag
von Tag zu Tag recht gleichmäßig verteilten Niederschlagssignale - kleiner
Hoffnungsschimmer dafür, dass sich der Hauptlauf täuscht und kein neuer Rücken
aufgebaut wird.
Die Clusterung startet für das kommende Wochenende (T+72...96h) mit einem einzigen
Cluster. Erst ab Montag (T+120...168h) erhöht sich die Zahl der Cluster auf vier
(15 Fälle + HL/KL, 14, 13, 9), die aber alle dem Klimaregime "Blockierung"
zugeordnet sind. Die interessanteste Lösung bietet CL4, das im Gegensatz zu den
anderen Clustern keinen neuen Rücken bei uns entstehen lässt, sondern ein
relativ zyklonales Strömungssetup anbietet. In diesem Cluster dürften die
Lösungen aus den Rauchfahnen vereint sein, die niedrigeres Potenzial, niedrigere
Temperaturen und Niederschlag im Angebot haben. Sozusagen die glorreichen Neun...
FAZIT: Bis inkl. Montag steht der Kurs deterministisch wie probabilistisch.
Danach wird es unsicherer, auch wenn Vieles für trockene und sehr warme bis
heiße Verhältnisse spricht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die andauernde Trockenheit/Dürre bleibt das Hauptthema der mittelfristigen
Entwicklung. Ob die für Anfang kommender Woche in Aussicht gestellte konvektive
Aktivität daran nachhaltig was ändert, ist mehr als zweifelhaft. Für Details ist
es ohnehin noch zu früh.
Im Laufe des Wochenendes erhöht sich zudem gebietsweise die Wärmebelastung.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann