Thema des Tages
07-08-2022 12:50
Regen rund ums Mittelmeer
Während Hoch OSCAR bei uns für sonniges und trockenes Wetter sorgt,
gibt es rund ums Mittelmeer in der kommenden Woche Schauer und
Gewitter. Das heutige Thema des Tages wirft einen Blick auf diese
Niederschläge.
Bei uns ist das Wetter für die kommende Woche recht schnell
durchdekliniert: Weitgehend trocken, viel Sonne und, zwar zögerlich,
aber doch kontinuierlich, ansteigende Temperaturen. Das bedeutet,
dass schon am morgigen Montag (8.8.) im Südwesten wieder 30 oder 31
Grad erreicht werden. Und die 30-Grad-Marke schiebt sich im
Wochenverlauf immer weiter nach Norden und Osten, am kommenden
Freitag sollte sie dann wieder sehr verbreitet gerissen werden, mit
Spitzenwerten, die am Donnerstag und Freitag bei bis zu 33 Grad
liegen.
Das Wetter rund ums Mittelmeer kann zumindest bei den Temperaturen
noch ein bisschen was drauflegen. Insbesondere im Zentrum der
Iberischen Halbinsel, in Griechenland und der Türkei sowie in
Albanien liegen die Höchstwerte um, teilweise aber auch deutlich über
35 Grad. Ähnliches gilt auch für die Afrikanische Mittelmeerküste.
Letztere kann bezüglich des Niederschlages (oder besser bezüglich der
Trockenheit) in der kommenden Woche, zumindest abschnittsweise,
durchaus mit Deutschland mithalten. So soll es z. B. in Ägypten
ebenso trocken bleiben wie an der Küste Algeriens.
Dies legen u.a. die Modellergebnisse des Europäischen Zentrums für
Mittelfristige Wettervorhersage (EZMWF) nahe, wobei andere
Vorhersagemodelle durchaus ähnliche Ergebnisse liefern. Die
beigefügte Abbildung
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/8/7.html) zeigt
für die Mittelmeerregion die aufsummierten Niederschläge des IFS
(Vorhersagemodell des EZMWF) bis in die Nacht zum kommenden Samstag.
Auffällig sind vor allem die Regenfälle, die es in Italien, aber auch
auf dem Balkan, in Griechenland und von dort bis in die Türkei und
ans Schwarze Meer geben soll. Dafür verantwortlich ist nicht nur
recht niedriger bodennaher Druck, sondern auch ein größerer
Tiefdruckkomplex in der Höhe, der u.a. in etwa 5,5 km Höhe, aber auch
in anderen Höhenschichten zu erkennen ist. Für die Entwicklung von
Schauern und Gewittern spielt dem niedrigen Druck ein großes
Feuchteangebot in die Karten. Die Wassertemperaturen liegen im
Mittelmeer bei bis zu 30 Grad, entsprechend hoch ist die Verdunstung
und damit auch die verfügbare Feuchte.
Ein Ergebnis dieser Konstellation ist das verbreitete Auftreten von
Schauern und Gewittern. Fast erinnert die Situation an den Herbst, in
dem es im Mittelmeerraum immer wieder zu teils heftigen Schauern und
Gewittern kommt. Dabei liefert das warme Oberflächenwasser nicht nur
die Feuchte, sondern erwärmt auch noch die untersten Luftschichten
und verstärkt damit zusätzlich die Labilisierung der Atmosphäre.
Wendet man den Blick der Iberischen Halbinsel zu, so sorgen dort
tiefer Luftdruck am Boden und ein kleinräumiges Höhentief über der
Biskaya und Galizien für Hebung. Entsprechend sollen die Nordhälften
Spaniens und Portugals, und insbesondere die Pyrenäen, einiges an
Regen abbekommen, wobei im Binnenland oftmals der Mangel an Feuchte
auch die
Niederschlagsmengen limitiert. Apropos Niederschlagsmengen: Bezüglich
der Verteilung und der Intensitäten liefert die Grafik mit den darin
angegebenen Mengen rund ums Mittelmeer wohl eher ein
weichgezeichnetes Bild. Das ist ein Problem, das viele global
rechnende und damit meist grob aufgelöste Modelle plagt. Einerseits
wird es wohl nicht die gesamten niederschlagsaffinen Regionen
treffen, und wenn es eineEcke trifft, dann auch nicht über den
gesamten Zeitraum hinweg. Wie auch bei uns sind Schauer und Gewitter
im Mittelmeergebiet oft lokal eng begrenzt, d. h. punktuell gibt es
viel Regen, nicht weit weg davon bleibt es aber trocken. Andererseits
fällt in kräftigen Gewittern wahrscheinlich einiges mehr als die in
der Grafik angegeben Mengen. Ob es über 100 l/qm werden, wie sie vom
Modell in Rumänien angedacht werden, bleibt abzuwarten. Genau dort
soll sich am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag der Kern des o.
e. großräumigen Höhentiefs intensivieren und für die entsprechenden,
in der Grafik angegebenen Spitzenniederschläge sorgen. Ob das genau
so kommt bleibt abzuwarten.
Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 07.08.2022
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