Thema des Tages
26-06-2022 11:20
Große Gegensätze
Über Deutschland hat sich erneut ein veritabler Temperaturgradient
aufgebaut. Wieso denn diesmal - und wo?
Tief REBECCA mit Zentrum nahe den Britischen Inseln und Hoch FRIDO
über Osteuropa bestimmen derzeit das Wetter in Deutschland. Und die
zwei Protagonisten unseres Wetters schenken sich nichts. Weder das
Tiefdruckgebiet im Westen noch das Hochdruckgebiet im Osten geben
sonderlich nach. Zwischen den beiden fließt warme Luft aus Süden nach
Deutschland. Hoch FRIDO lenkt dabei trockene Festlandsluft in den
Osten, Tief REBECCA feuchte Atlantikluft in den Westen.
Im Osten erwärmt sich die einfließende Luft durch die Sonne sehr
kräftig und die Höchsttemperatur liegt verbreitet über 30 Grad. Die
Luftmasse ist aber kontinental geprägt, daher trocken und die Hitze
einigermaßen erträglich. Nur im Nordosten, wo sich heute Nachmittag
und Abend Gewitter bilden können, wird die Luft angefeuchtet und das
Schwüleempfinden nimmt zu. Am morgigen Montag kann die Temperatur an
Oder und Neiße sogar auf bis zu 36 Grad steigen. Damit ist der
Höhepunkt der kurzen Hitzeperiode aber erstmal erreicht. In den
Nächten kühlt es meist nur wenig unter 20 Grad ab und der Schlaf wird
unruhig. Die somit ausfallende nächtliche Erholung des Körpers sorgt
für eine erhöhte Belastung des Organismus. Daher sind in den
östlichen Landesteilen Hitzewarnungen aktiv. Neue Tipps gegen Hitze
finden Sie im Thema des Tages vom 17.06.2022
(https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/6/17.html).
Im Westen sorgt die feuchte Atlantikluft für mehr Wolken und
entsprechend weniger Erwärmung tagsüber: Die Höchstwerte liegen dort
am heutigen Sonntag und zu Beginn der neuen Woche nur bei 20 bis 25
Grad. Die Luft ist weitaus feuchter als im Osten, aufgrund der
niedrigeren Temperatur ist es aber nicht schwül. Dennoch könnten
empfindliche Menschen es als drückend empfinden. In den Nächten kühlt
es deutlich ab. Die Tiefstwerte liegen in der Nacht zum Montag
zwischen 12 und 16 Grad, in den Folgenächten teils bei 8 Grad. Damit
ist eine Erholung des Körpers nachts gegeben.
Der Temperaturunterschied zwischen West und Ost beläuft sich am
heutigen Sonntag auf etwa 8 bis 12 Grad und steigert sich am morgigen
Montag auf 10 bis 16 Grad. Dabei sind die Gegensätze in einigen
Regionen bereits auf etwa 150 km Länge zu finden, so zum Beispiel
zwischen Hannover und Magdeburg.
Zwischen den beiden beschriebenen Luftmassen - feucht-warm im Westen
und trocken-heiß im Osten - befindet sich eine Luftmassengrenze.
Diese ist auch in der Wetterkarte zu finden und aktuell als Kaltfront
analysiert. Zu Beginn der Woche verlagert sich die Luftmassengrenze
weiter ostwärts. Die feuchte und kühlere Luft dringt also in den
heißeren Osten vor. Im Ergebnis bilden sich teils heftige Gewitter
(siehe vergangene Themen des Tages), die nahezu das gesamte
Bundesgebiet erfassen. Ausgenommen davon sind der äußerste Westen und
Nordwesten, wo die Front schon "durch" ist.
Dipl.-Met. Jacqueline Kernn
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.06.2022
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