Thema des Tages
13-06-2022 11:50
Die Trockenheit und ihre Auswirkungen
Mit den im Wochenverlauf ansteigenden Temperaturen und dem
zunehmenden Hochdruckeinfluss verschärfen die ausbleibenden
Niederschläge die Trockenheit in Deutschland. Entsprechend blicken
wir heute auf einige Auswirkungen.
Die Trockenheit setzt sich in dieser Woche weiter fort. Vor allem der
Osten und Nordosten sowie Teile von Hessen und Franken sehnen sich
zurzeit nach Regen, was bereits in einigen Themen des Tages in den
letzten Wochen thematisiert wurde (siehe 30.04., 05.06., 10.06.2022).
Aber auch in dieser Woche ist dort eine Linderung erst einmal nicht
in Sicht. Heute ziehen zwar einige Schauer über die Nordhälfte
Deutschlands hinweg, diese werden sich aber eher wie ein winziger
"Tropfen auf den heißen Stein" anfühlen. Sie treten nur örtlich auf
und bringen nicht annähernd ausreichende Niederschlagsmengen mit
sich. Für den Rest der Woche bleibt es bei steigenden Temperaturen
voraussichtlich komplett trocken, was die Verdunstung und somit auch
die Trockenheit weiter verschärfen sollte.
Eine weitere Größe, die das Ausmaß der Trockenheit verdeutlicht, ist
die bisher in diesem Jahr gefallene Niederschlagsmenge. Diese kann
man beispielsweise mit der im Jahr 2018 bis zu diesem Tag gefallenen
Niederschlagssumme vergleichen. So wurden bis zum 12. Juni in Sachsen
im Jahr 2022 insgesamt 218 l/qm (vergl. 2018 mit 204 l/qm), in
Thüringen 161 l/qm (2018 178 l/qm) und in Brandenburg 171 l/qm (2018
190 l/qm) gemessen. Was die Niederschlagsmengen angeht, befinden wir
uns also schon auf ähnlichem Niveau wie im Dürresommer 2018.
Die Folgen der ausbleibenden Niederschläge sind vielseitig. Gerade
die Natur benötigt während der Wachstumsphase ausreichende
Feuchtigkeit. Landwirtinnen und Landwirte sind auf gute Ernten
angewiesen. Aber auch die Pegelstände der Flüsse und Bäche sind davon
betroffen. Insbesondere in den östlichen Bundesländern weisen Elbe
und Oder bereits wieder Niedrigwasser auf. Aber auch der Rhein zeigt
sich aktuell nicht in bester Verfassung. Der aktuelle Pegel bei Worms
liegt mit 153 cm im Bereich der langjährig gemessenen Minima, die im
Zeitraum 1980 bis 2010 ermittelt wurden (Quelle:
www.hochwasserzentralen.de).
Dass Niedrigwasser auch Auswirkungen auf Unternehmen haben kann, die
nicht im landwirtschaftlichen Sektor tätig sind, mussten wir
beispielsweise im Jahr 2018 erfahren. Insbesondere Unternehmen, die
zumindest teilweise von der Binnenschifffahrt abhängig sind, machte
der niedrige Wasserstand zu schaffen. Am Rhein mussten vor allem
ThyssenKrupp und BASF die Produktion teilweise erheblich drosseln.
Denn gerade bei andauernder Hitze und gesunkenem Rheinpegel sind
gesetzliche Vorschriften in Kraft, wonach lediglich eine begrenzte
Menge an Kühlwasser aus dem Rhein entnommen werden darf.
Darüber hinaus kam es zur Begrenzung des Warentransports über den
Rhein. Die anliefernden Frachter konnten aufgrund des Niedrigwassers
nur noch einen Bruchteil der zur Produktion benötigten Rohstoffe
transportieren, teilweise musste auf alternative Verkehrsträger
ausgewichen werden. Dadurch stiegen auch die Transportkosten im
gleichen Zeitraum massiv an, was sich wiederum in der Bilanz der
jeweiligen Unternehmen niederschlug.
Aber nicht nur Firmen bekamen die Auswirkungen des Niedrigwassers zu
spüren. Zwar will man aktuell wahrscheinlich nur ungern darüber
nachdenken, aber auch die Benzinpreise zogen in dieser Zeit mächtig
an. Von Aachen über das Rheinland bis nach Österreich sahen sich
einzelne Tankstellen sogar gezwungen zu schließen, da ihnen
schlichtweg der Nachschub an Sprit fehlte. Ganz so weit sind wir
aktuell aber zum Glück noch nicht.
Die Waldbrandgefahr ist ein weiterer Faktor, der bei den
heiß-trockenen Bedingungen einen bedeutenden Stellenwert besitzt. Der
Deutsche Wetterdienst berechnet täglich den sogenannten
Waldbrandgefahrenindex (kurz: WBI), der das meteorologische Potenzial
für die Gefährdung durch Waldbrand beschreibt (siehe auch Thema des
Tages vom 20.04.2022). Dieser wird im Laufe der Woche ansteigen und
signalisiert bereits heute stellenweise eine hohe Gefährdung. Auch
der Graslandfeuerindex (GLFI), der die Feuergefährdung von offenem,
nicht abgeschattetem Gelände mit abgestorbener Wildgrasauflage ohne
grünen Unterwuchs abschätzt, signalisiert im Wochenverlauf eine
verbreitet hohe Gefahr.
Bleibt also nur zu hoffen, dass uns die Hitze und die trockenen
Bedingungen nicht längere Zeit erhalten bleiben. Ein Wetterumschwung
scheint sich zum kommenden Sonntag anzudeuten, der dann
möglicherweise auch wieder mit Niederschlägen einhergeht.
MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 13.06.2022
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