DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
28-09-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.09.2016 um 10.30 UTC
Am Wochenende Trog- und Frontpassage, ergo wechselhaftes Wetter. Kommende Woche
von Westen her wieder zunehmender Hochdruckeinfluss,
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 05.10.2016
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Samstag - immerhin
der Beginn eines verlängerten Wochenendes - befindet sich Deutschland in einem
weitgehend zyklonalen Umfeld. Prägend ist ein relativ breiter, dafür mit eher
flacher Amplitude ausgestatteter Höhentrog über Westeuropa, auf dessen
Vorderseite wir uns unter einer südwestlichen Höhenströmung befinden.
Darunter befindet sich eine schleifende und zur Wellenbildung neigende
Kaltfront, die zu einem Sturmtief unweit des Nordkaps gehört und die den
Vorhersageraum mit Regenfällen langsam süd-südostwärts überquert. Samstagmittag
hat sie den Norden und Westen des Landes weitgehend überquert, während im
äußersten Süden und Südosten anfangs noch leichter Hochdruckeinfluss wirksam
ist.
Zum Sonntag hin erreicht die Front die Alpen, was dort trübes und regnerisches
Wetter zur Folge hat. Rückseitig greift der Höhentrog mit erwärmter und labil
geschichteter Meeresluft polaren Ursprungs (T850 2 bis 6°C) auf Deutschland
über, was zu verbreitet wechselhaftem Wetter mit Schauern und kurzen Gewitter
führt.
Zu Beginn der neuen Woche steigen nicht nur die Feierlichkeiten zum Tag der
Deutschen Einheit, von Westen her steigen auch der Luftdruck und das
Geopotenzial wieder an. Allerdings profitiert nicht das ganze Land davon, da
besagter Trog nur äußerst zögerlich nach Osten schwenkt und zudem auch noch
Anstalten macht abzutropfen. Kurzum, das Temperaturniveau bleibt mit unter 5°C
in 850 hPa noch ziemlich niedrig, zudem präsentiert sich das Wetter insbesondere
in der Osthälfte noch ziemlich wechselhaft mit schauerartigem, örtlich
vielleicht sogar gewittrigem Regen.
Bis Mittwoch schiebt sich dann ein sich verstärkender Höhenrücken bis in unsere
Gefilde vor. Seine Achse reicht am Mittwochmittag von Südwesteuropa bis hoch
nach Fennoskandien. Der Rücken stützt ein kräftiges und umfangreiches Bodenhoch
mit über 1040 hPa, das zum gleichen Zeitpunkt seinen Schwerpunkt über Finnland
und den Bottenbusen aufweist. Ausgehend von diesem Hoch reicht ein Keil bis nach
Mitteleuropa, wobei sich in Deutschland ein niedertroposphärisch imposanter
Temperaturgradient aufbaut. Während in die östlichen Landesteile kühle und
trockene Kontinentalluft aus Nordosteuropa einströmt (T850 um oder etwas unter
0°C), profitieren der äußerste Westen und Südwesten von der wärmeren Luftmasse,
die hauptsächlich nach Frankreich strömt (T850 bei 10°C).
Im erweiterten Mittelfristzeitraum wird es nach Osten hin wieder etwas milder,
wobei ein kleiner Randtrog das ansonsten antizyklonale Geschehen "stört". Ob
dann zum darauffolgenden Wochenende Trog- und Tiefdruckeinfluss von Westen her
wieder zunehmen, wie vom deterministischen Lauf simuliert, muss freilich
abgewartet werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der ECMF-Modelle ist insofern gegeben, als dass das
Hauptströmungsmuster kontinuierlich von Lauf zu Lauf simuliert wird. Konkret,
nach der Trog- und Frontpassage am Wochenende steigen Luftdruck und Potenzial
von Westen her wieder an, was auch in den Vorläufen so gerechnet wurde. Trotzdem
zeigt der heutige 00-UTC-Lauf ein paar evidente Unterschiede zur gestrigen
00-UTC-Version:
Die Phasengeschwindigkeit der Wellen ist etwas langsamer als zuvor, außerdem
tropft der Trog knapp östlich unseres Landes ab. Das hat zur Folge, dass der
Montag im Osten und der Dienstag im äußersten Südosten noch zyklonal beeinflusst
sind mit zeitweiligen Regenfällen.
Das nachfolgende Hoch sowie der korrespondierende Höhenrücken bleiben in der
aktuellen Version etwas weiter westlich liegen. Die meridionale Achse des
Bodenhochs liegt Dienstag/Mittwoch mitten über Deutschland. Das hat wie gesagt
zur Folge, dass die östlichen Landesteile auf der "kalten" Seite des Hochs
liegen, auf der kühle Festlandsluft von Nordosteuropa her angezapft wird
(850-hPa-Temperatur bei 0°C oder sogar etwas darunter).
Der äußerste Westen und Südwesten hingegen befinden sich auf der "warmen" Seite
des Hochs (T850 bei 10°C), was unter dem Strich für Deutschland einen veritablen
Temperaturgradienten bedeutet. Gestern wurde das landesweite Temperaturniveau
allgemein höher und nicht so baroklin simuliert. Konsequenz: Vor allem nach
Osten hin erhöhte Nachtfrostgefahr bei gleichzeitig geringerer Nebelneigung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen etablierten Globalmodelle wie ICON, GFS, GEM und UKMO simulieren ein
dem ECMF sehr ähnliches Szenario. Dabei fällt auf, dass diese Modelle - ähnlich
wie bei der Konsistenzbetrachtung - alle eine etwas schnellere
Phasengeschwindigkeit simulieren als ECMF und auch das Hoch ein kleines Stück
weiter östlich positionieren. ICON und GFS lassen bereits zum Mittwoch hin
wieder einen Trog respektive ein Frontensystem auf die westlichen Landesteile
übergreifen, während das kanadische GEM gnadenlos am Hochdruckeinfluss festhält.
Eine derart markante Abkühlung, wie sie von ECMF für den Osten gerechnet wird,
lässt sich bei den anderen Modellen nicht oder weiter östlich finden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die ECMF-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Großstädte zeigen bis
einschließlich Montag einen gutmütigen, wenig streuenden Verlauf mit einem
Potenzialminimum am Sonntag und einem Temperaturminimum am Montag. Dabei treten
am Wochenende überall mehr oder weniger deutliche Niederschlagssignale auf, im
Osten auch noch am Montag.
Ab Dienstag nimmt die Streuung der Kurven merklich zu. Dabei geht der Trend aber
eindeutig in Richtung "antizyklonal" und niedertroposphärischem
Temperaturanstieg, auch wenn sich einige Einzellösungen im "Keller" des
Kurvenspektrums tummeln und dabei auch etwas Niederschlag anbieten. Die kalte
Lösung in den östlichen Landesteilen am Dienstag und Mittwoch wird nur von
wenigen Ensemblemitgliedern mitgetragen, der Hauptlauf markiert dabei den
unteren Rand der Kurvenschar.
Die ECMF-EPS-Clusterung weist für den Zeitraum T+120...168h (Montag bis Mittwoch)
lediglich zwei Cluster auf (29 Fälle + HL und KL, 22 Fälle), die beide eindeutig
in Richtung Hochdruckeinfluss gehen. Bei CL 2 schieben sich Höhenrücken und
Bodenhoch bis Mittwoch etwas weiter nach Osten vor als bei CL 1, was den anderen
Globalmodellen näherkommt.
Im erweiterten Mittelfristzeitraum T+192...240h (Donnerstag bis Samstag) erhöht
sich die Clusterzahl auf drei (27 Fälle + HL und KL, 12 und 12 Fälle). Während
CL 1 weitgehend auf Hochdruckeinfluss setzt (kleinere Störungen an den Rändern),
tendiert CL 3 in Richtung Wa (West antizyklonal). CL 2 wiederum sieht unseren
Raum südlich einer kräftigen Hochdruckzone über Fennoskandien, lässt von Osten
her aber sukzessive einen Höhentrog respektive ein Höhentief übergreifen, was
einen zyklonaleren Touch als bei CL 1 bedeuten würde.
FAZIT: Es spricht vieles dafür, dass sich nach dem wechselhaften Wochenende in
der nächsten Woche wieder Hochdruckeinfluss bei uns einstellt, der sogar über
die Wochenmitte hinausgeht. Das vom ECMF-Hauptlauf für den Osten simulierte
Kaltluftszenario scheint zu niedrig gegriffen.
Noch ein Wort zu GFS-EPS: Die für nächsten Mittwoch vom Hauptlauf simulierten,
auf den Westen übergreifenden Niederschläge werden von den Ensembles kaum
bestätigt, was auch für die Fortdauer des Hochdruckeinflusses spricht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der Parameter WIND ist vor allem in der Kurzfrist ein Thema (siehe Synoptische
Übersicht Kurzfrist). Am Wochenende fächert der Gradient auf, mit Trog- und
Frontpassage sind dann aber einzelne GEWITTER möglich (gelb, maximal ocker).
Hinweise für eine mögliche markante Dauerregenlage hervorgerufen durch die
schleifende/wellende Kaltfront sind nicht wirklich vorhanden.
In der nächsten Woche kommt dann wieder die herbstliche NEBELPROBLEMATIK ins
Spiel, auch wenn es für Details noch zu früh ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann