DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
07-06-2022 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.06.2022 um 10.30 UTC
Die Temperatur steigt wieder an, im Süden wird es nahezu hochsommerlich. In der
neuen Woche steigt die Schauer- und Gewittergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.06.2022
Die Mittelfrist startet mit Hochdruckeinfluss in Deutschland. Im äußersten Osten
und Südosten sind anfangs noch Reste einer ostwärts abgezogenen Frontalzone
spürbar. Wolken und Schauer verziehen sich jedoch im Tagesverlauf. In 850 hPa
liegt die Temperatur bei 6 bis 8 Grad, steigt im Laufe des Samstags aber auf gut
12 Grad im Süden und 10 Grad über der Mitte. Dann erreicht uns nämlich aus
Südwesten ein Keil, der sich in 500 hPa bis nach Finnland erstreckt. Einzige
Unsicherheit in Bezug auf die Rückkehr des sommerlichen Wetters stellt ein
kleines Höhentief dar, das von der Ostsee süd-südostwärts über Polen zieht. Je
nach Nähe zu Deutschland könnten sich im äußersten Nordosten und Osten Schauer
oder auch vereinzelte Gewitter bilden. Sonst dominiert die Sonne bei deutlich
steigender Temperatur.
Am Sonntag gelangen wir auf die Vorderseite eines Troges, der sich vom Nordmeer
bis zur Nordsee erstreckt. Mit ihm wird weiterhin warme Luft zu uns geführt (>30
Grad im Südwesten), allerdings nimmt die Feuchte von Westen her zu. Das gewinnt
am Montag an Bedeutung, wenn der Trog samt Kaltfront (im Norden Rückgang auf 4
bis 2 Grad in 850 hPa) von West nach Ost über die Nordhälfte des Landes schwenkt
und Schauer und Gewitter auslöst. Da am Boden in flacher Druckverteilung eher
hoher Luftdruck vorherrscht, sind die Auswirkungen voraussichtlich gering,
vereinzelt ist Starkregen nicht ausgeschlossen. Der Süden wird indes vom Trog
nicht tangiert und verbleibt unter warmer Luft (10 Grad in 850 hPa). Dort bilden
sich im Tagesgang allenfalls Wärmegewitter, dann lokal mit Starkregen, kleinem
Hagel und Sturmböen.
Am Dienstag liegt die Achse des Haupttroges über Polen und dem Baltikum,
allerdings schiebt sich im Tagesverlauf ein kleiner Randtrog über den Norden und
Nordosten hinweg. Der könnte dann wieder für etwas Regen sorgen. Im Süden hält
hingegen das trockene Sommerwetter an. Grundsätzlich gelangen wir am Dienstag
auf die Vorderseite eines Keils über Westeuropa, der sich am Mittwoch ostwärts
über uns hinweg verlagert.
In der erweiterten Mittelfrist liegen wir unter einem Trog, der sich von
Skandinavien bis nach Norditalien erstreckt. Am Boden befindliche
Tiefdruckgebiete lenken aus Süden aber milde Luft zu uns.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle IFS Lauf weist in der Grundsache große Ähnlichkeit zu seinen
Vorgängern auf. Lediglich der Trog über Nord/Nordostdeutschland wird im
aktuellen Lauf etwas stärker gerechnet als noch gestern 0 UTC. Dabei tropft am
Samstag über Polen nun ein Höhentief ab. Das könnte Auswirkungen auf die
Bewölkung und Schauerneigung im Osten haben. Auch die Erwärmung aus Süden kommt
nicht ganz so flott voran, allerdings sprechen wir hier von +/-2 K in 850 hPa.
Dafür ist im aktuellen Lauf der Trog am Sonntag/Montag nun deutlich geringer
amplifiziert, der Trogdurchgang um 6 bis 10 Stunden verschoben, die Bildung
eines flachen Bodentiefs rausgerechnet. Entsprechend startet die neue Woche
weniger nass.
IFS und ICON sehen ähnlich aus, GFS will am Montag einen markanteren
Trog/Frontdurchgang.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Zu Beginn der Mittelfrist sind die Modelle ähnlich. Lediglich das Höhentief über
Polen ist bei ICON nicht drin. Unterschiede tun sich ab Montag auf, wo GFS und
IFS einen Trog über Südskandinavien/Deutschland simulieren, wenn auch mit
unterschiedlicher Amplitude und anderem Timing, ICON aber eher nur eine flache
Welle durchgehen lässt, die sich am Dienstag nordwärts verlagert. Zudem wird die
Entwicklung eines Tiefs über Südwesteuropa respektive der Biskaya
unterschiedlich gerechnet. Während GFS und IFS am Dienstag wieder auf
Hochdruckeinfluss am Boden setzen, lässt ICON das Tief nach Südengland ziehen.
Gestützt wird es von einem umfangreichen Tief in der Höhe über dem Atlantik. Bei
GFS ist das Höhentief ein Trog vor der Iberischen Halbinsel, bei IFS ein Tief
südlich der Azoren.
In der erweiterten Mittelfrist ist zwischen Keil und Trog über Deutschland alles
dabei.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse liefert im ersten Zeitschritt (Freitag bis Samstag) 3
Lösungen, zwei mit atlantischem Rücken, eine mit Blocking. Die Unterschiede für
Mitteleuropa sind marginal. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich in Cluster 1.
Zeitschritt zwei liefert einen Monocluster mit atlantischem Rücken. Der dritte
Zeitschritt (+192h - 240h; ab Mittwoch, erweiterte Mittelfrist) bietet zwei
Lösungen: Cluster 1 (mit Haut- und Kontrolllauf) hat durchweg atlantischen
Rücken, Cluster 2 bietet NAO negativ. Wie schon in der Modelldiskussion gesehen,
ist da noch alles offen.
Bis Sonntag ist der Spread in den IFS-Ensembles quasi nicht vorhanden. Ab Montag
gehen die Member auseinander, dabei ist auffällig, dass sich Haupt- und
Kontrolllauf am unteren Ende tummeln und sowohl eine Abkühlung, als auch einen
deutlichen Abfall des Geopotentials vorhersagen. Lediglich im Süden Deutschlands
ist der Abfall nicht ganz so stark, aber auch hier sind Haupt- und Kontrolllauf
im unteren Drittel angesiedelt.
Ebenfalls auffällig ist die Einigkeit bei der Trockenheit am Wochenende und dem
teils extremen Ausschlag beim Niederschlag zu Wochenbeginn und nach Wochenmitte.
Da scheint der Juni gewittertechnisch noch was in petto zu haben.
Beim GFS liegen Haupt- und Kontrolllauf zum Ende der Mittelfrist und in der
erweiterten Mittelfrist eher am oberen Ende der Möglichkeiten. Auch beim
ICON-EPS orientiert sich der operationelle Lauf an den oberen 10 Prozent.
Sichtbar aber auch hier: eher trocken am Wochenende.
Fazit: Das sommerliche Wochenende scheint gesetzt. Das Wetter für die nächste
Woche braucht noch etwas Zeit.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Vereinzelt sind Gewitter mit Starkregen, im Süden am Montag auch kleinem Hagel
und Sturmböen wahrscheinlich. Sonst gibt es keine signifikanten
Wettererscheinungen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS, ICON
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn