DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
29-05-2022 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.05.2022 um 10.30 UTC
Wieder wärmer, zum Wochenende teils schwere Gewitter mit Unwettergefahr möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 05.06.2022
Am nächsten Mittwoch liegen wir unter der Vorderseite eines Troges über der
Nordsee in einer leicht diffluenten westsüdwestlichen Strömung. Eine Bodenrinne
greift dabei von Westen her über und lenkt feuchtwarme Luft in den Süden,
während sonst gemäßigte bis recht kühle Luftmassen dominieren. Im Norden sind
nahe dem Trog in höhenkalter Luft Schauer und kurze Gewitter möglich, auf den
Süden greifen im Tagesverlauf von einzelnen kräftigen Gewittern durchsetzte
Regenfälle über.
Am Donnerstag schwenken Trog und die Bodenrinne, in der sich über der Ostsee ein
kräftiges Tief bilden kann, nach Osten durch. Dabei gelangt ein Schwall frischer
Meeresluft nach Deutschland und nur ganz im Süden hält sich weiter die warme
Luftmasse. Nach nächtlichen Schauern und Gewittern beruhigt sich das Wetter
tagsüber, da sich rasch von Westen her Hochdruckeinfluss breitmacht. Nur im
äußersten Süden bleibt die Gewitterneigung erhalten.
Am Freitag zieht der nächste Trog zur Nordsee, ein Weiterer nähert sich der
Biskaya, was bei uns die leicht antizyklonale Höhenströmung wieder mehr nach
Südwest drehen lässt. Dabei breitet sich die schwülwarme Luft im Bereich einer
Bodentiefdruckrinne wieder über den Süden und die Mitte nach Norden aus und
lediglich Norddeutschland bleibt unter dem Einfluss gemäßigter und stabiler Luft
unter einer zonalen Hochdruckbrücke.
Ansonsten nimmt die Gewitterneigung wieder zu und auch kräftige Entwicklungen
sowie einzelne Unwetter sind nicht ausgeschlossen.
Am Samstag nähert sich der Trog über der Nordsee und nimmt dabei das Höhentief
bei der Biskaya in sein Zirkulationssystem auf. Die Höhenströmung dreht noch
etwas zurück, wobei sich der Schwerpunkt der Tiefdruckrinne über Süddeutschland
nach Osten verlagert. Vorübergehend gelangt sehr warme Luft mit T850 >15°C in
den Südosten, während am Rand des blockierenden Hochs zwischen Island und
Schottland kühle Meeresluft mit T850 <5°C in den Nordwesten gesteuert wird. In
der instabilen subtropischen Luft sind in der Südosthälfte schwere Gewitter
möglich mit erhöhter Unwettergefahr: der äußerste Nordwesten sollte schon vom
Hoch beeinflusst sein und ziemlich kühl.
Am Sonntag kann der Trog nach Mitteleuropa Boden gutmachen, begleitet allerdings
von Zerfalls- und Abtropferscheinungen. Dabei liegen wir in einer nördlichen
Strömung zwischen der Rinne über dem östlichen Mitteleuropa und der
Hochdruckzone westlich von uns. Auf den Südosten, der nach wie vor
trogvorderseitig liegt, können Aufgleitvorgänge übergreifen mit der Folge einer
Dauerregenlage.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eher wechselhaftes und leicht
unterkühltes Wetter an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz des europäischen Modells ist nicht gerade berauschend. Schon
eingangs der Mittelfrist zeigen sich Unterschiede zu den Vorläufen, die im
weiteren Verlauf nicht gerade kleiner werden. Der Ablauf wird alles in allem
wechselhaft simuliert, wobei der Süden meist von warmer, teils sehr warmer
subtropischer Luft beeinflusst wird, der Norden liegt dagegen auf der stabilen,
kühleren Seite. Der zeitliche Ablauf und wie weit die warme Luft mit Gewittern
nach Norden ausgreift, sind sehr unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die anderen globalen Modelle, ICON, GFS und UKMO, simulieren mit teils größeren
Unterschieden. So schlägt sind eingangs ICON auf die Seite der Europäer und
zeigt die Bodenrinne und Schauer und Gewitter von Südwesten auf den Süden
übergreifend. GFS und UKMO haben für die Nordhälfte eher Kaltluftschauer und
kurze Gewitter auf dem Plan, die Rinne ist da schon abgezogen.
Der Donnerstag scheint modellübergreifend ein fast überall ruhiger Tag zu
werden, Ausnahmen: einzelne Gewitter ganz im Süden und im Nordosten. Am Freitag
und Samstag nimmt die sehr warme Gewitterluft von Südwesten einen neuen Anlauf
nach Mitteleuropa, fraglich bleibt, wie erfolgreich dieser ausfällt. GFS zeigt
die (teils kräftigen) Gewitter vorübergehend auch bis nach Norddeutschland, die
anderen Modelle belassen diese teils über dem Süden und Westen (ICON), die
Europäer sehen diese eher über der Südosthälfte. Darüber hinaus gibt es
Anzeichen, dass auf der Rückseite der Tiefdruckrinne Aufgleitvorgänge im Laufe
des nächsten Wochenendes nochmal für Stark- oder Dauerregen gut sind. Neben den
Europäern hat das GFS entsprechende Signale im Portfolio.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
In groben Zügen stützen die Ensembles die Aussagen des Hauptlaufs. Bei moderat
zunehmendem Spread steigen die Temperaturen und Geopotential in der nächsten
Woche deutlich an. Allerdings wird die Trogpassage zum Donnerstag hin in den
Ensembles nur angedeutet, entsprechend sollte sich die kühlere Luft dann auch
nicht so weit nach Süden ausbreiten wie im Hauptlauf. Während der Norden fast
durchweg mit Niederschlagssignalen bedacht wird, häufen sich diese über der
Mitte und dem Süden vor allem zum nächsten Wochenende, wobei dann recht
beachtliche Ausschläge nach oben mit dabei sind. Dies kann zunächst als
Anzeichen auf die mit den Gewittern verbundenen Regenfälle, dann als Hinweis auf
mögliche Stark- und Dauerregenfälle verstanden werden. Die Kurven fächern zudem
auch deutlich auf und die Entwicklung wird sehr unsicher. Der Hauptlauf liegt
temperaturtechnisch dann im unteren Bereich der Ensemblelösungen, sodass die
warme Subtropikluft und damit auch die Gewitter nicht in dem Maße aus
Deutschland verdrängt werden könnten, wie im Hauptlauf.
Die Cluster im ersten Zeitschritt bis +96h unterschieden sich nicht viel.
Im Hauptmittelfristzeitraum werden 5 Cluster gebildet, die alle Richtung
Blocking gehen. Der neue Hochkeil taucht in allen Clustern auf, ist in Cluster 4
(mit dem Hauptlauf) und Cluster 1 (18 Member) aber mit am kräftigsten. In den
anderen Clustern wird die Verbindung des Troges über Skandinavien mit dem über
der Biskaya stärker betont. Entsprechend wird mal mehr mal weniger zyklonal
simuliert mit anderen betroffenen Gebieten. Großartig neue Erkenntnisse lassen
sich darüber hinaus nicht ableiten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die starke Konvektion, sprich Gewitter dürften mittelfristig das markante
Wetterthema sein. Am Mittwoch und Donnerstag sind wir davon eher peripher
betroffen, im Norden und ganz im Süden und mit wohl auch nicht sonderlich
heftigen Entwicklungen. Zum Wochenende nimmt dann die Gewitterneigung zu, wobei
neben den Niederschlagssignalen, auch steigende CAPE und CAPE Shear Werte
Gewitterpotential andeuten. Auch wenn darüber hinaus seitens der Probabilistik
noch nicht viel zu sehen ist, dürfte angesichts der Rahmenbedingungen ab Freitag
auch Unwetterpotential durch schwere Gewitter bestehen, das am Sonntag laut den
Ensembles eventuell auch noch nicht vorbei ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, mit EPS und Mos Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner