DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
11-05-2022 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.05.2022 um 10.30 UTC
Überwiegend hochdruckbestimmtes Wochenende, danach wahrscheinlich etwas
wechselhafter. Warm bis sehr warm, nach Nordosten hin teils nur mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 18.05.2022
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Samstag liegen
weite Teile Deutschlands unter Hochdruckeinfluss. Genau genommen wölbt sich über
Westeuropa und dem nahen Atlantik ein Höhenrücken auf, der sich langsam dem
Europäischen Kontinent nähert. Das korrespondierende Bodenhoch liegt leicht
phasenverschoben östlich der Rückenachse und reicht am Samstagmittag mit etwas
über 1020 hPa von England bis in den Alpenraum. Nördlich der Divergenzachse
präsentiert sich der Nordosten mitunter noch wolkig, Regen bzw. Schauer werden
aber nicht erwartet. Am ehesten entwickeln noch einzelne Schauer oder Gewitter
ganz im Süden, wo sich noch Reste der instabilen Luftmasse von den Vortagen
befindet. Bis zum späten Abend steigt die 850-hPa-Temperatur auf rund 5°C an der
Ostsee und bis zu 12°C am Hochrhein.
Am Sonntag erreicht die Achse des nach Nordwesten exponierten Rückens die
westlichen Landesteile. Gleichzeitig legt sich über den Ostatlantik ein
veritabler Langwellentrog, aus dem immer wieder kurzwellige Anteile nordostwärts
herauslaufen. Einer dieser Randtröge greift von Spanien her auf Frankreich über
und induziert dort Druckfall, der auch auf Deutschland abfärbt. Konkret bedeutet
das eine leichte Schwächung des Hochs, das seinen Schwerpunkt in Richtung
Europäisches Nordmeer verlagert sowie die Bildung einer zunächst noch breiten
Tiefdruckrinne über Frankreich. Diese beginnt zwar, sich weiter nach Osten und
somit auch auf den Vorhersageraum auszuweiten, trotzdem ist der Sonntag über
weite Strecken noch antizyklonal bestimmt. Die Temperatur legt noch etwas zu,
sie liegt am Abend auf 850 hPa zwischen rund 7°C in MV und bis zu 15°C in
Südbaden.
Zum Montag hin wird das Geschehen von Westen her zyklonaler, auch wenn der
Höhenrücken auf den ersten Blick weiterhin präsent bleibt über Mitteleuropa. Zum
einen laufen gleich mehrere kleine Randtröge in den Rücken hinein, um diesen
letztlich (bis Dienstag) zu umlaufen. Zum anderen weitet sich die Rinne unter
Verengung mitten über Deutschland immer weiter nach Osten aus. Auf der
Nordflanke der Rinne setzt Frontogenese ein, was nicht nur eine Drängung der
Isothermen, sondern auch einsetzenden, skalig motivierten Regen zur Folge hat.
Im Süden und Westen hingegen - also quasi südlich der Konvergenzachse - breitet
sich hingegen feuchte und potenziell instabile Subtropikluft aus, in der es zu
schauerartigen Regenfällen und teils kräftigen Gewittern kommt.
Bis Mittwoch regeneriert sich der Rücken knapp westlich von uns (von daher nur
scheinbar retrograd) und auch die Rinne beginnt sich aufzufüllen. Vor allem am
Dienstag kommt es aber noch zu schauerartigen Regenfällen und Gewittern mit von
Westen her nachlassender Tendenz. Die Baroklinität im Nordosten wird
kontinuierlich abgebaut und es setzt sich wieder vermehrt warme bis sehr warme,
nach Süden hin gar heiße Luft durch (T850 am Mittwochmittag um 7°C an der Grenze
zu Polen und rund 17°C am Alpenrand).
Ab Mittwoch gelangen wir dann unter eine südwestliche Höhenströmung, mit der
sehr warme bis heiße und wiederholt potenziell instabile Luftmassen
subtropischen Ursprungs herangeführt werden. Ob dabei - wie vom Modell gerechnet
- am Donnerstag noch mal kurzzeitig eine Kaltfront von der Nordsee her ins Spiel
eingreift, wer weiß. Fakt ist, dass man in der erweiterten Mittelfrist von
Schauern und teils kräftigen Gewittern ausgehen sollte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Kann die Konsistenz von IFS (ECMF) für das kommende Wochenende noch als gut bis
sehr gut bezeichnet werden, nimmt sie zu Beginn der neuen Woche ab. Dabei
zeichnet sich ab, dass der anberaumte Hochdruckeinfluss schwächer ausfällt als
das gestern sowie die Tage zuvor noch simuliert wurde. Die Folgen wären mehr
Niederschlag (teils in Form kräftiger Gewitter, teils ungewittrig) und auch
nicht ganz so hohe Temperaturen, wobei der Nordosten die größten Abschläge
hinnehmen müsste. Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass gerade beim Thema
"Regen und Gewitter" nicht nur die Konsistenz zu wünschen übriglässt, sondern
auch der Vergleich mit anderen Globalmodellen noch größere Diskrepanzen
offenbart (siehe dazu auch "Vergleich mit anderen Modellen").
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Dass sich zum kommenden Wochenende der o.e. Höhenrücken aufbaut und dann auch
näher an den Vorhersageraum heranrückt, daran bestehen keine Zweifel. Unklar
hingegen ist der weitere Werdegang im Verlauf der kommenden Woche. Wie verlaufen
die Störungen durch die kurzwelligen Anteile (und davon abhängig die Ausprägung
der Rinne), wie sieht es mit der Regenerationsfähigkeit des Rückens aus (GFS
beispielsweise simuliert zur Wochenmitte einen "totalen Bandscheibenvorfall"
ohne jedwede Regeneration) und welche Konsequenzen ergeben sich daraus in Bezug
auf Regen und Gewitter respektive die Temperatur. Es ist wenig zielführend, an
dieser Stelle jede einzelne Modelllösung zu sezieren, weil sie beim nächsten
Lauf wahrscheinlich schon wieder anders aussieht. Gleichwohl sei an dieser
festgehalten, dass IFS die Störungen im Modellvergleich mit am progressivsten
simuliert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen eigentlich einen
klassischen Verlauf, bei dem die Kurven mit zunehmendem Prognosehorizont immer
mehr auffächern. Bei der 850-hPa-Temperatur ist das etwas stärker der Fall als
beim Potenzial 500 hPa. Tendenziell überwiegen aber in der nächsten Woche die
"warmen" Lösungen bei gleichzeitig hohem Potenzialstand. Die vom Hauptlauf
errechnete Niederschlagsaktivität am Montag/Dienstag wird von vielen
Ensemblemitgliedern gestützt, allerdings fällt die Signaldichte im Nordosten
(Referenz Rostock und Berlin) und im äußersten Südwesten (Freiburg) ziemlich
dünn aus.
Zu den Clustern, wo für Samstag/Sonntag (T+72...96h) gleich mal vier Schubladen
gezogen werden. Ein wirklicher Unterschied ist dabei zumindest für unseren Raum
nicht auszumachen. Obwohl die Streuung in den Rauchfahnen allmählich zunimmt,
wird für den Zeitraum Montag bis Mittwoch (T+120...168 h) nur noch ein einziger
Cluster angeboten. Interessant ist dabei der Wechsel von anfangs "Atlantischer
Rücken" hin zu "NAO positiv". Von 192...240h (Donnerstag bis Samstag) erhöht sich
die Zahl der Cluster auf zwei (30 Fälle + HL/KL, 21). CL 2 zeigt dabei eine
lupenreine Südwestströmung ("NAO positiv"), wohingegen CL 1 aufgrund eines weit
nach Nordeuropa reichenden Höhenrückens (der bei uns auf seiner Nordwestflanke
Schwachstellen aufweist) dem Klimaszenario "Blockierung" zugeordnet ist.
FAZIT: Wie zu erwarten sind die Ensembles in der allgemein vorherrschenden
Prognoseunsicherheit auch keine Heilsbringer. Immerhin lässt sich ableiten, dass
die Wahrscheinlichkeit für Regen und Gewitter - wie immer sie letztlich geartet
sind - zu Wochenbeginn (Montag/Dienstag) erhöht ist.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Nach einem ziemlich ruhigen, frühsommerlich geprägten Wochenende - die geringe
Gewitterneigung im äußersten Süden sowie die geringe Wahrscheinlichkeit für ein
paar stürmische Böen 8 Bft an der Ostsee, beides jeweils am Samstag, wird hier
geflissentlich in den Skat gedrückt - nimmt die Wahrscheinlichkeit für
Regenfälle und Gewitter ab Montag von Westen zu. Dabei ist auch mal
nicht-gewittriger Starkregen denkbar. Allerdings - und das klang in den
vorherigen Kapiteln schon mehrfach an - ist es nicht zuletzt aufgrund von
Prognoseunterschieden sowie Konsistenzproblemen noch nicht möglich, irgendwelche
substanzielle Aussagen hinsichtlich Intensität, Timing und räumliche Verteilung
zu treffen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS mit MOS-Mix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann