Thema des Tages

11-05-2022 08:20

Von sommerlichen und heißen Tagen

Am heutigen Mittwoch werden viele Wetterstationen Sommertage
verzeichnen. Im Südwesten könnte es sogar für den ersten heißen Tag
des aktuellen Jahres reichen. Allerdings kündigt eine
Luftmassengrenze über dem Norden bereits einen Wetterumschwung an.

In den vergangenen Tagen sorgte eine umfangreiche Hochdruckzone, die
sich in etwa von Südwest- bis Osteuropa erstreckte, mit den Hochs
"Volker" und ?Wolf? für weitgehend ruhiges Wettergeschehen und in
großen Teilen Deutschlands für viel Sonnenschein. Auf der Vorderseite
des Tiefdruckkomplexes ?Xaverine? wurde darüber hinaus warme
Mittelmeerluft zu uns geführt.


Dies bescherte uns am gestrigen Dienstag (10. Mai 2022) die bisher
höchsten gemessenen Temperaturwerte in diesem Jahr. Die Wetterstation
in Genthin (Sachsen-Anhalt) registrierte den deutschlandweiten
Spitzenwert von 27,4 Grad, gefolgt von Magdeburg (ebenfalls
Sachsen-Anhalt) und Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) mit jeweils 27,2
Grad. Rekordverdächtig war dies jedoch nicht, da wir vom
Temperaturrekord im Monat Mai noch weit entfernt waren. Dieser liegt
bei 36,6 Grad und wurde bereits am 23. Mai 1922 in Hamburg-Bergedorf
gemessen. Auch der Temperaturrekord in der ersten Maidekade (vom 01.
bis 10. Mai), der in Kitzingen im Jahr 2003 (05. Mai) mit 34 Grad
aufgestellt wurde, konnte nicht annähernd eingestellt werden.


Im Norden war es nicht ganz so warm. Dort sorgten Ausläufer, die in
Verbindung mit dem Tiefdruckkomplex "Xaverine" stehen, für dichte
Wolken und teils schauerartigen Regen. Entsprechend schaffte es die
Temperatur lediglich auf Werte um 23 Grad, auf Helgoland wurden nur
16,1 Grad gemessen.


Auch am heutigen Mittwoch (11. Mai) liegt der Ausläufer von
"Xaverine" noch immer "wellend" über dem Norden und sorgt dort für
dichtere Wolken. Dabei ziehen sich die Niederschläge tagsüber auf die
Nord- und Ostsee zurück, um am Abend von der Nordsee aus wieder auf
Deutschland überzugreifen. In der Nacht breitet sich der
schauerartige Regen dann über die gesamte Nordhälfte aus und lässt
von Westen her langsam wieder nach. Aufgrund der tagsüber
durchziehenden Wolken wird demnach im Norden bei 18 bis 23 Grad kein
Sommertag erreicht. Im Rest des Landes können die Höchstwerte im
Vergleich zu den Vortagen bei viel Sonnenschein sogar noch etwas
zulegen und klettern auf 25 bis 30 Grad, insbesondere in den
Flussniederungen des Südwestens sind bis zu 31 Grad möglich. Demnach
ist der erste heiße Tag des Jahres (Temperaturen von 30 Grad und
mehr) in Reichweite, für Mai allerdings nichts Ungewöhnliches. Der
teils stark böige Wind über der Mitte sollte jedoch zumindest dort
dafür sorgen, dass sich die Hitze nicht allzu drückend anfühlt. Über
dem Bergland können sich im Tagesverlauf allerdings Quellwolken
bilden, die Schauerneigung ist aber nur gering.


Am Donnerstag steht dann im Süden ein Wetterumschwung auf dem
Programm. Der Tiefausläufer legt sich quer über die südliche Mitte.
In den Süden können so feuchtere Luftmassen von Südwesten einfließen,
in der sich dann bei Höchstwerten zwischen 24 und 28 Grad im
Nachmittagsverlauf von Frankreich und der Schweiz her Schauer und
einzelne Gewitter bilden können. Diese breiten sich in der Nacht zum
Freitag ostwärts aus, sodass südlich der Donau gebietsweise mit
schauerartigen Niederschlägen gerechnet werden muss. Dabei sind auch
einzelne eingelagerte Gewitter denkbar. Rückseitig des Tiefausläufers
fließt hingegen mäßig warme Meeresluft in den Norden und die Mitte
ein. Ein Sommertag sollte damit nicht mehr gemessen werden, die
Temperatur steigt dort "nur" noch auf 19 bis 24 Grad.


Am Freitag ist das Wetter dann dreigeteilt. Im Süden fallen aus
dichten Wolken zeitweise noch schauerartige Niederschläge, einzelne
Gewitter sind möglich. Über den Norden ziehen ebenfalls dichtere
Wolken, Niederschläge sollten dort aber die Ausnahme darstellen.
Dazwischen zeigt sich über der Mitte auch mal längere Zeit die Sonne.
Während die Temperatur im großen Teil des Landes das sommerliche
Niveau nicht mehr erreicht, ist ein vereinzelt gemessener Sommertag
(25 Grad und mehr) im Süden möglich.


Am Wochenende übernimmt dann ein weiteres, bisher noch namenloses
Hoch die Regie beim Wettergeschehen in Deutschland. Entsprechend
nehmen die Sonnenanteile von Südwesten wieder zu, auch die Temperatur
kann wieder auf sommerliches Niveau steigen. Im Südwesten stehen am
Sonntag in den aktuellen Wetterprognosen wieder die 29 Grad. Nur im
Norden bleibt es ein Stück weit kühler, insbesondere die küstennahen
Regionen müssen wohl weiterhin auf ihren ersten Sommertag in diesem
Jahr warten.


MSc.-Met. Sebastian Schappert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 11.05.2022

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst