DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
05-05-2022 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.05.2022 um 10.30 UTC
Anfangs im Süden feucht-warm mit Gewittern. Kommende Woche zunehmend sommerlich
warm und keine signifikanten Niederschläge.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 12.05.2022
Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Sonntag nähert sich von
Westen her allmählich ein Rücken. Das dazugehörige Bodenhoch liegt über der
Nordsee. Während an der Ostseite des Hochs in den Norden weiterhin recht kühle
Luft polaren Ursprungs einfließt, befindet sich der Süden im Einflussbereich
einer feuchten und warmen Luftmasse. In dieser entwickeln sich im Tagesverlauf
in den Alpen und im angrenzenden Vorland Schauer und Gewitter. Möglicherweise
können sich zudem in der Mitte an der Front, die die angesprochenen Luftmassen
trennt, Schauer und Gewitter bilden.
Am Montag kommt der Rücken, dessen Achse sich von den Azoren über die Biskaya
und Nordsee bis zur Norwegischen See erstreckt, etwas weiter nach Osten voran.
Das Bodenhoch verlagert sich zur Ostsee. Damit ändert sich an der
Luftmassenverteilung über Deutschland wenig, wobei überall das Temperaturniveau
etwas ansteigt. Vor allem an den Alpen, eventuell auch in den Mittelgebirgen
entwickeln sich in der feucht-warmen Luft erneut einzelne Schauer und Gewitter.
In den übrigen Regionen erwartet uns ein freundlicher Frühlingstag. In den
süddeutschen Niederungen kratzen wir sogar an der 25-Grad-Marke, vereinzelt
könnte sie sogar überschritten werden.
Am Dienstag verstärkt sich in der Höhe über dem Nordatlantik etwa südlich von
Island bis nach Skandinavien die Tiefdrucktätigkeit, wodurch die Ausdehnung des
für uns wetterbestimmenden Rückens nach Norden hin limitiert ist. Es stellt sich
eine Art nördlich verschobene Westlage ein, wobei sich Deutschland auf der
warmen Seite befindet. Am Boden sind über Mitteleuropa nur geringe
Druckgradienten zu finden. Das Temperaturniveau steigt weiter an und liegt bei
rund 20 Grad im äußersten Norden, wo schwache Störungen am Nordrand des Rückens
für dichtere Wolkenfelder sorgen. In den Niederungen im Süden und in der Mitte
kann erstmals recht verbreitet die 25-Grad-Marke überschritten werden. Dabei
besteht allenfalls eine geringe Wahrscheinlichkeit für Schauer an den Alpen.
Am Mittwoch wölbt sich der Rücken nach dem heutigen 00UTC-Lauf zunehmend auf und
es bildet sich über Frankreich sogar eine abgeschlossene Isohypse. Somit macht
die warme Luftmasse nach Norden deutlich an Boden gut. Die 10-Grad-Isotherme in
850hPa käme demnach bis in die nördliche Mitte voran, am Hochrhein werden sogar
14 Grad erreicht. Bei dieser Variante bekämen wir mit der ebenfalls vorhandenen
Sonnenunterstützung verbreitet einen Sommertag und selbst die 30-Grad-Marke käme
lokal in greifbare Nähe. Andere Modelle/Modellläufe sind aber nicht ganz so
optimistisch (siehe unten).
Am Donnerstag wird endgültig der Sommer eingeläutet. Der Rücken verlagert sich
noch etwas nach Norden, das Hochdruckzentrum befindet sich in der Höhe nun über
Norditalien. Die Luft kann sich diabatisch weiter erwärmen. Bis zum Abend wird
in 850hPa im gesamten Süden und der Mitte 15 Grad erreicht. Die Temperaturen
steigen so auf 25 bis 30 Grad, nur im Norden und an den Küsten wird es etwas
weniger warm.
Auch in der erweiterten Mittelfrist stehen die Zeichen weiter auf Sommerwetter
im Frühling. Am Samstag und Sonntag könnte sich der Rücken über Westeuropa
möglicherweise sogar kräftigen. Signifikante Niederschläge sind somit erst
einmal nicht zu erwarten, sodass sich die Trockenheit im Norden und Osten wohl
nicht entspannen wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die synoptischen Basisfelder werden im Großen und Ganzen zunächst recht
konsistent simuliert. Unterschiede beschränken sich auf Details. So ist
beispielsweise ein schwacher Randtrog, der am Montag den Nordwesten beeinflussen
sollte, im aktuellen 00UTC-Lauf nicht mehr vorhanden. Der Vorstoß sehr warmer
Luftmassen nach Norden am Mittwoch und Donnerstag wird heute rascher und stärker
simuliert als im gestrigen 00UTC-Lauf. Am deutlichsten wird dies im Nordosten,
wo nach dem aktuellen Lauf Donnerstagabend über Rügen in 850hPa 10 Grad und im
gestrigen Lauf nur 4 Grad simuliert werden. Somit bestehen noch Unsicherheiten,
wie verbreitet am Mittwoch und Donnerstag ein Sommertag erreicht wird und ob
lokal sogar die 30-Grad-Marke geknackt wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die anderen Globalmodelle schlagen im Wesentlichen in die gleiche Kerbe,
wenngleich bei genauerer Betrachtung durchaus Unterschiede zu Tage treten. Am
Mittwoch sind nach ICON die Temperaturen im Norden noch etwas gedämpft, was im
Verglich zu IFS an einer etwas flacheren Geopotentialverteilung liegt. Bei GFS
stößt über Irland und Schottland ein Trog nach Süden vor, was über West- und
Mitteleuropa eine westsüdwestliche Höhenströmung zu Folge hätte. Am Donnerstag
verstärken sich die Modellunterschiede deutlich. Laut GFS schwenkt der erwähnte
Trog über den Norden Deutschlands hinweg, wodurch die sehr warme Luftmasse in
den Südwesten verdrängt wird. ICON simuliert über der Nordsee sogar ein
kräftiges Tiefdruckgebiet, dessen Kaltfront den Nordwesten erreicht und dort
ebenfalls für eine Abkühlung sorgt. Hinter dem oben beschriebenen sommerlichen
Wetter muss also zumindest in der Nordhälfte noch ein Fragezeichen gesetzt
werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen sowohl beim Geopotential als auch bei den
Temperaturen nach oben. Bei den Temperaturen liegt der Hauptlauf eher im oberen
Bereich des Möglichen. Erst ab Mittwoch nimmt der Spread zu, die Mehrzahl der
Member stützt aber die Fortdauer des hohen Geopotentials und der sommerlichen
Temperaturen.
Die Rauchfahnen für Hamburg zeigen größere Unsicherheiten ab Mitte der kommenden
Woche, wodurch verdeutlich wird, dass der Einfluss des Rückens im Norden noch
unterschiedlich simuliert wird.
Im Zeitraum t_120h-168h werden 3 Cluster angeboten, wobei sich der Hauptlauf in
Cluster 1 (26 Member) befindet. Bei Cluster 2 (14 Member) zieht sich der Rücken
zum Ende der Mittelfrist nach Süden zurück und die Nordhälfte Deutschland
gelangt in ein leicht zyklonal konturiertes Regime. Cluster 3 (11 Member)
simuliert hingegen ähnlich wie Cluster 1 einen ausgeprägten Rücken über West-
und Mitteleuropa.
In der erweiterten Mittelfrist (t_192h-240h) werden nur 2 Cluster angeboten mit
einer positiven NAO. Der Süden Deutschlands verbleibt demnach weiterhin im
Einflussbereich des Rückens. Im Norden können nach Cluster 1 (31 Member) immer
wieder schwache Tröge durchziehen. Nach Cluster 2 verbleibt ganz Mitteleuropa
unter einem kräftigen Rücken.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Die signifikanten Wettererscheinungen beschränken sich auf das Potential von
örtlichem Starkregen in Folge von Gewittern. Vor allem am Sonntag muss an den
Alpen und im angrenzenden Vorland mit kräftigen Gewittern gerechnet werden.
Möglicherweise kommt es aber auch in der Mitte zu Schauern und Gewittern mit
Starkregen. In den Folgetagen nimmt die Gewitterwahrscheinlichkeit immer weiter
ab. Vor allem an den Alpen kann es aber weiterhin Schauer und Gewitter mit
Starkregen geben.
Zu erwähnen ist noch die anhaltende Trockenheit im Norden und Osten, bei der
sich auch in der kommenden Woche keine Entspannung abzeichnet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dr. rer. nat. Markus Übel