DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-04-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.04.2022 um 10.30 UTC



Am Donnerstag über der Mitte und dem Süden lokal Gewitter. Ab Freitag
zunehmender Hochdruckeinfluss, dabei nachts wieder Frost in Bodennähe und lokal
Luftfrost möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 18.04.2022


Am Donnerstag wird das Wetter in Deutschland von einem Langwellentrog in 500 hPa
bestimmt. Dieser lässt sich in zwei Hauptanteile unterteilen. Dies sind zum
einem ein abgetropftes Höhentief über Nordwestafrika, zum anderen das nördliche
Residuum des Troges. Dessen Achse liegt am Morgen über Benelux, kann aber im
Tagesverlauf und in der Nacht nach Osten vorankommen und hat ausgangs der Nacht
Deutschland komplett überquert. Das mit dem Trogresiduum verbundene Bodentief
zieht im Tagesverlauf von der Nordsee ins südliche Norwegen, in der Nacht dann
weiter nach Südschweden. Da auf seiner Rückseite die Strömung auf Nord dreht,
gelangt kältere Luft nach Deutschland. So sinken die 850er Temperaturen im
Norden in den 24 Stunden von Donnerstagmorgen auf Freitagmorgen von 3 bis 6°C
auf -5 bis 3°C. Im Süden, wo zu Beginn des genannten Zeitraums lokal noch 850er
Werte von etwa 10°C vorherrschen, werden am Freitagmorgen nur noch 3 bis 5°C
erwartet. Immerhin: Die Temperaturmaxima sollen am Tage im Süden zumindest lokal
noch mal über 20°C erreichen, an den Küsten sind es dagegen nur 10 bis 15°C. Mit
dem Tief ist ein okkludiertes Frontensystem verbunden, welches am Tage von
Nordost nach Südwest orientiert quer über Deutschland liegt. Dabei weist es eine
südöstliche Verlagerungsrichtung auf, so dass es in der Nacht gegen die Alpen
läuft. Zu diesem Zeitpunkt greift auf den Nordwesten und Westen schon ein
Bodenkeil mit dem korrespondierenden Höhenrücken über, so dass dort die Wolken
auch auflockern können. Am Tage werden die stärksten Niederschläge im Bereich
der Okklusion gesehen, wenngleich auch im Nordwesten einzelne Schauer denkbar
sind. Dort sorgt allerdings die einsickernde Kaltluft für eine Stabilisierung
der Schichtung. In der Nacht greifen die Regenfälle dann auf den Südosten über,
einzelne Gewitter sind am Tage im Süden und in der Mitte nicht ausgeschlossen,
wo gebietsweise nicht nur PPWs über 20mm, lokal auch über 25mm simuliert werden,
sondern auch etwas "skinny" CAPE (vereinzelt bis 500 J/kg) und hohe Lapse-Rates
angedacht werden. Der Wind frischt im Norden zumindest vorübergehend etwas auf,
für warnwürdige Böen Bft 7 sollte es aber wohl nicht reichen. Die nächtlichen
Tiefstwerte sollten zwischen 9 und 4°C angesiedelt sein.

Am Freitag wandert der Trog weiter nach Osten aus, die entsprechende
abgeschlossene Höhenzyklone erreicht am Samstagmorgen Belarus. Ihr folgt von
Westen ein Höhenrücken, der zwar kaum nach Osten vorankommt (die Achse verharrt
über Großbritannien), der aber dennoch an Einfluss auf unser Wetter gewinnt,
weil er sich amplifiziert und auch seine Wellenlänge aufbläht. Auf seiner
Vorderseite steigt der Druck, über der Nordhälfte werden in der Nacht verbreitet
über 1030 hPa auf den Barometern stehen, wobei die zugehörige Hochdruckzone
insgesamt vom Nordmeer bis zu den Azoren reicht. Bei steigendem Druck und
Intensivierung des Troges gelangt zuerst die Westhälfte, später auch der Rest
unseres Landes zunehmend unter Absinken. An den Alpen und auch im Osten sind
anfangs noch leichte Niederschläge angedacht, die aber im Tagesverlauf
nachlassen sollen. Bezüglich des Temperaturniveaus ändert sich nicht viel, im
850 hPa liegen die Werte zwischen -5°C im äußersten Osten und +6°C im Westen und
Süden. Damit könne die Höchstwerte am Oberrhein nochmal die 20-Marke
überschreiten. Dagegen sind es an den Küsten nur um 10 Grad. Nachts sinken die
Werte auf 7 bis 2 Grad, lokal kann es Frost in Bodennähe geben.

Am Samstag kommt der Rücken westlich von uns kaum nach Osten voran, er kippt
aber ein wenig, da er zumindest in seinem nördlichen Teil über Skandinavien eine
erkennbare östliche Verlagerung aufweist. Die mit dem Rücken in Verbindung
stehende Hochdruckzone bleibt uns erhalten, sie kratzt am Nordwesten
Deutschlands und reicht weiterhin vom Atlantik bis nach Skandinavien. Das
bedeutet für den Norden verbreitet mehr als 1030 hPa, für den Süden meist 1025
bis 1030 hPa. Unter Absinken bleibt es meist trocken, die Westhälfte präsentiert
sich auch sonnig, aber je weiter man sich von der Divergenzachse entfernt, desto
größer wird die Wahrscheinlichkeit, auch mal ein paar mehr Wolken am Himmel zu
sehen - und in Deutschland sind dies die Gebiete von der Oder und der Neiße bis
zu den Alpen. Während am Tage die Höchstwerte etwa in dem Bereich des Vortages
liegen, kann es nachts nicht nur gebietsweise Bodenfrost, sondern lokal auch
Luftfrost geben.

Am Sonntag und Montag bestimmen weiterhin der über Westeuropa liegende
Höhenrücken und das korrespondierende Hoch unser Wettergeschehen. Dabei ist es
verbreitet freundlich, teilweise auch sehr sonnig. Die Höhenströmung ist dabei
eine nord-nordöstliche, im westlichen Randbereich eines Höhentroges Über
Osteuropa kann die Höhenströmung über dem Osten und Südosten aber immer mal
wieder zyklonale Muster aufweisen. Damit werden auch ein paar Wolken induziert,
die aber, wenn überhaupt, nur ganz vereinzelt sehr geringen Regen bringen. Da
kein Luftmassenaustausch stattfindet, bleibt auch das Temperaturniveau (im Osten
T850 bis -5°C, im Westen bis +4°C) erhalten. Das reicht meist für 10 bis 20°C,
nachts kann weiterhin lokal Frost auftreten.

Am Dienstag und Mittwoch wird der Höhenrücken abgebaut und das Hoch zieht
allmählich unter Abschwächung nach Osten. Dennoch ist keine durchgreifende
Wetteränderung zu erkennen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Übereinstimmung des aktuellen EZMW-Laufs mit seinen Vorläufen muss bis in
den Samstag hinein als gut bis zufriedenstellend bezeichnet werden. Gut ist er
insbesondere bezüglich der Phase der Verlagerung der Trog- und Rückenstrukturen
sowie der Ost-West-Verlagerung der Hoch- und Tiefschwerpunkte. Nur
zufriedenstellend ist dagegen die Übereinstimmung des Maximaldrucks der
Hochdruckgebiete sowie des Kerndrucks der Tiefdruckgebiete. Ferner fällt auf,
dass die Schwerpunkte der Hochs und Tiefs zwischen den verschiedenen Läufen
oftmals einen meridionalen Versatz aufweisen.

Ab Samstag zeigen die Modellläufe eine zunehmende Streuung. So ließ der gestrige
00-UTC-Lauf die Achse des nach Osteuropa auswandernden Langwellentroges deutlich
zurückhängen, was für Mitteleuropa Trogeinfluss bedeutet hätte. Die jüngeren
Läufe hingegen führen die weitgehend von Nord nach Süd orientierten Trogachsen
(und natürlich auch die zugehörigen Tröge) rasch ins Baltikum und ins östliche
Mitteleuropa, was für Mitteleuropa dann deutlicheren Hochdruckeinfluss zur Folge
hat (die beiden jüngeren Läufe haben am Samstag einen etwa 5 hPa höheren
Bodendruck im Programm als der gestrige 00-UTC-Lauf.

Ab Sonntag weist dann der jüngste bzw. aktuellste Lauf nicht nur eine schnellere
ostwärtige Verlagerung des osteuropäischen Troges auf. Er simuliert auch einen
kräftigen Rücken über West- und Nordwesteuropa, den die Vorläufe noch nicht im
Programm hatten. Somit wird nach aktueller EZMW-Lesart ein mächtiges Hoch
gestützt. Die Vorläufe dagegen haben allenfalls ein kleinräumiges, durch
kompensatorisches Absinken zwischen zwei mächtigen Trögen unterstütztes Hoch
berechnet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im internationalen Vergleich ist man sich weitgehend einig. EZMW, ICON, GFS oder
auch LFPW simulieren am Donnerstag einen Trog, der von West nach Ost über
Deutschland hinwegschwenkt. Danach baut sich ab Freitag über West- und
Nordwesteuropa ein kräftiger Rücken auf, der ein entsprechend großräumiges
Bodenhoch stützt. Bemerkenswert ist, dass der Rücken bei ICON, zumindest in
seiner "Frühphase", recht flach ausfällt und zudem ein markanter kurzwellentrog
um den Rücken herumläuft. Dieser soll dem Norden am Freitag auch verbreitet
teils kräftigeren Regen bringen, eine Idee, für die sich die internationalen
Mitbewerber nicht erwärmen können.

Danach kommt bei den hier genannten Modellen ein rücken- und hochdruckgeprägter
Witterungsabschnitt, den GFS am Dienstag mit einem neuen, von Westen
übergreifenden Trog beendet. Damit ist GFS dasjenige Modell, welches die
prognostizierte längere Hochdruckphase am schnellsten wieder auflöst.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden werden die EZMW-Ensembles in 6 Cluster (mit 12
bis 6 Einzellösungen) eingeteilt, die alle durchweg in der Kategorie "Blocking"
liegen. Dazu zeigen alle über den gesamten Zeitraum in 500 hPa einen kräftigen
Höhenrücken über West- und Nordwesteuropa.

Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden teilt sich das Ensemble auf 4 Cluster auf, die
wiederum alle durchwegs in der Kategorie "Blocking" zu finden sind. Mit 21,13,11
und 6 Einzellösungen ist die Spreizung des Ensembleumfangs nunmehr aber größer
als im vorherigen Zeitraum. Der zweite und der dritte Cluster zeigen zum Ende
des Zeitraums eine Schwächung des Rückens über Skandinavien, was zumindest dem
Norden wieder eine etwas zonalere Strömung bescheren könnte. Der erste und der
vierte Cluster halten dagegen bis zum Ende an dem durchweg kräftigen Rücken
fest.

Im Weiteren wird die Lösungsvielfalt größer. Bei 6 Clustern im Zeitfenster +192
bis +240 Stunden gibt es Cluster mit einer anhaltende Blockierung ebenso wie
Cluster, die von der Blockierungslage in eine Lage mit negativer NAO oder eine
Lage mit atlantischem Rücken wechseln.

Die EZMW-Rauchfahnen für Offenbach zeigen mit Trogpassage am Donnerstag einen
Rückgang der 850-hPa-Temperaturen. Dabei soll die Ausgangsspanne zwischen 5 und
11°C liegen, in der Nacht zu Sonntag und am Sonntag ("Tiefpunkt der
Temperaturen") wird dann eine Spanne von +7°C bis -7°C für möglich gehalten -
wobei der Rückgang kontinuierlich und recht gleichmäßig zu beobachten sein soll.
Der Haupt- sowie der Kontrolllauf bewegen sich dabei im "hinteren Mittelfeld"
der Gesamtverteilung. Ab Sonntag ist dann, bei einer ehr großen Streuung der
Ensemblemitglieder, wieder ein sehr zögerlicher Anstieg der Temperaturen zu
erkennen.

Die GFS-Rauchfahnen stützen die Einschätzung des EZMW (ab Donnerstag
allmählicher Rückgang der 850er Temperaturen und permanenter Zunahme der
Streuung, am Sonntag Temperaturspanne in den Ensembles von +7 bis -7°C, dabei
operationeller Lauf im Mittelfeld gelegen).
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt keine Hinweise für markante Wettererscheinungen, deutet aber am
Donnerstag Temperaturen deutlich über dem Klimamittel an.

FROST:
Auch COSMO-LEPS zeigt keine Hinweise für markante Wettererscheinungen, bringt
aber in der Nacht zum Samstag in höheren Lagen und im Osten geringe
Wahrscheinlichkeiten für Tiefstwerte unter 0°C.

GEWITTER:
COSMO-LEPS bringt, ebenso wie z.B. ICON-EU-EPS keine Starkregensignale als
Begleitung für die am Donnerstag möglichen Gewitter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, ICON, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas