DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-04-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 10.04.2022 um 10.30 UTC



Zunächst leicht wechselhaft, aber noch warm. Ab Samstag viel Sonne, aber kühler.
In den Nächten dann Frostgefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 17.04.2022


Am Mittwoch liegt Deutschland unter einem ostwärts schwenkenden Höhenkeil. Von
Westen her nähert sich ein Trog, so dass sich eine südliche, antizyklonal
geprägte Strömung ergibt. Mit dieser wird Warmluft advehiert, so dass zumindest
im Osten und Süden ein Temperaturanstieg auf mehr als 20, örtlich bis 25 Grad
erfolgt. Bei geringen Luftdruckgegensätzen kommt in der labil geschichteten
Warmluft eine flache Tiefdruckrinne zustande, so dass sich im Tagesverlauf vor
allem über dem Bergland erste und teils kräftige Gewitter entwickeln können. Da
von Seiten der Dynamik nur wenig Antrieb zu erwarten ist, sind konvektive
Umlagerungen meist an die Orografie gekoppelt. Zwar erreicht MU-CAPE bis etwa
1000 J/kg und der Gehalt an niederschlagbarem Wasser Werte um 25 mm, aber die
Deckelung ist noch zu ausgeprägt, nicht zuletzt auch, weil bodennah die Feuchte
zu gering ist. Das erklärt auch die geringen Niederschlagssummen, die vom Modell
angeboten werden.
Bis Donnerstag hat sich der Keil längst nach Osten verabschiedet. Der
nachfolgende Trog greift auf den Norden Deutschlands über, hängt aber mit seinem
südlichen Teil, der sich bis ins Zentralmassiv erstreckt, noch zurück. Die Folge
ist eine südwestliche Strömung, so dass ein Luftmassenwechsel vorerst nur im
Norden und Nordwesten zustande kommt. Der Süden und Südosten verbleiben noch in
der Warmluft mit den oben beschriebenen Parametern. Im Bereich dieser
Luftmassengrenze, die sich vom westlichen Bergland zur unteren Oder erstreckt,
sind dann schauerartige Niederschläge zu erwarten, die zur Warmluft hin mit
Gewittern (durchaus mit Starkregen) durchsetzt sein können.
In der Nacht zum Freitag dockt der über Deutschland liegende Trog an einen über
Nordosteuropa quasistationären Trog an. Stromaufwärts wölbt sich, gestützt durch
bis nach Grönland ausgreifende Warmluftadvektion, ein breiter Keil bis in die
Ostgrönlandsee auf. Durch diesen Keil wird ein Bodenhoch über der Norwegischen
See gestützt. Mit der an der Vorderseite des Keils sich nach Mitteleuropa
durchsetzenden nördlichen Strömung wird die Luftmassengrenze über die
Mittelgebirge hinweg südwärts gedrückt und legt sich am Karfreitag an die Alpen.
Deutschlandweit erfolgt dann ein Temperaturrückgang, wobei 15 Grad kaum noch
überschritten werden. In den Kammlagen der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge gehen die Niederschläge dann wieder in Schnee über. In der Nacht
zum Samstag (und auch in den Folgenächten) ist bei Aufklaren leichter Frost oder
zumindest Frost in Bodennähe zu erwarten.
Am Samstag und auch am Ostersonntag hält sich der bis nach Ostgrönland reichende
Keil, so dass die nördliche Strömung bestehen bleibt. Großräumiges Absinken am
Rande eines Hochs über der Nordsee lässt abgesehen von einigen Sc-Feldern
ansonsten keine nennenswerte Wolkenbildung zu. Die Niederschläge an den Alpen
lassen alsbald nach. Gegenüber Karfreitag erfolgt keine wesentliche
Temperaturänderung.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum gelangt Deutschland unter die
Keilachse. Das korrespondierende Bodenhoch setzt sich über Skandinavien fest.
Die bodennahe Strömung dreht demzufolge auf Ost. Bewölkung dürfte sich kaum
bilden, Niederschläge sind erst recht nicht zu erwarten. Ein leichter
Temperaturanstieg kommt allenfalls im Südwesten zustande, ansonsten ändern sich
die Temperaturen nur wenig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Freitag ist der aktuelle Lauf im Vergleich mit den beiden
gestrigen Modellrechnungen relativ konsistent. Allerdings zeichnet sich seit dem
12 UTC-lauf eine leichte Verzögerung des Vordringens der Luftmassengrenze nach
Südosten ab. Während der Osterfeiertage wird dagegen von den neueren
Modellläufen das Vordringen der Kaltluft ein wenig ausgebremst.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum war von dem leichten
Temperaturanstieg, den der heutige 00 UTC-Lauf zeigt, bei den gestrigen
Simulationen noch nichts zu sehen. Daher ist das Zustandekommen dieser ohnehin
nur leichten Erwärmung fraglich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Karfreitag stützen die verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
kaum ableiten. Allerdings lassen ICON und auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes am Karfreitag die Kaltluft nicht so rasch nach Südwesten
vorstoßen wie GFS oder gar EZMW.
Ostersonntag wird von ICON das Bodenhoch über der westlichen Ostsee und von den
anderen Modellen über der Nordsee erwartet. Das Ergebnis ist dasselbe - es
bleibt kalt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird die Version des EZMW vom
kanadischen Modell gestützt, wogegen GFS ein kräftiges Tief über Südskandinavien
entwickelt, dessen Frontensystem ab Dienstag den Wettercharakter bei ähnlichen
Temperaturen eher unbeständig gestaltet.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS hält zunächst auch noch die Blockierung über Skandinavien und
der Nordsee aufrecht und generiert im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum, aber gegenüber dem deterministischen GFS-Lauf deutlich
verzögert, ebenfalls über Skandinavien mehr Zyklonaltät. Die Einzellösungen
divergieren insgesamt nur wenig. Dabei wird während der Osterfeiertage die
Antizyklonalität von den 00- und 12 UTC-Membern stärker betont als von den
anderen Modellläufen, die um 18 und 06 UTC (des Vortages) gestartet wurden.
Haupt- und Kontrolllauf sind ab Ostern an der "kalten" Seite der Verteilung der
EPS-Member zu finden. Bemerkenswert sind dann die Niederschlagssignale, die sich
synoptisch nicht erklären lassen.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung. Die Einzellösungen
werden in 3 Cluster unterteilt, die sich nur hinsichtlich der Ausprägung der
Blockierung unterscheiden. Die GFS-Variante (mit der in der Woche nach Ostern
über Skandinavien einsetzenden Tiefdruckentwicklung) lässt sich anhand der
Cluster nicht finden. Das Clustering anhand der Großwetterlagen hat bis zum
Beginn der letzten Aprildekade keine Member mit Westwetterlagen im Angebot.
Der Spread wird ab den Osterfeiertagen kontinuierlich größer, wobei der
deterministische, aber noch ausgeprägter der Kontrolllauf an der kalten Seite
der Verteilung der Einzellösungen liegen. Im Gegensatz zum EPS des GFS lassen
sich hier über Ostern Niederschlagssignale nur anhand von Einzellösungen finden.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch entwickeln sich in der Warmluft vor allem über dem Mittelgebirgsraum
einzelne Gewitter, dabei tritt mit geringer Wahrscheinlichkeit Starkregen auf.
Am Donnerstag muss im Süden sowie im östlichen Mittelgebirgsraum im Tagesverlauf
mit einzelnen Gewittern gerechnet werden, auch dort ist Starkregen nicht ganz
auszuschließen.
Am Karfreitag fällt am Alpenrand noch längere Zeit Regen, Dauerregen ist selbst
in Staulagen nur sehr wenig wahrscheinlich. Ansonsten hält sich kühles
Schauerwetter. In den Nächten ist bei Aufklaren leichter Frost oder zumindest
Frost am Erdboden zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS mit Übergewichtung deterministischer und Kontrolllauf.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann