DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-04-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.04.2022 um 10.30 UTC



Am Sonntag leicht wechselhaft und kühl. Nächste Woche deutlich wärmer und bis
Mittwochvormittag trocken. Ab Mittwochnachmittag im Westen steigende
Schauerneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 14.04.2022


Eingangs der Mittelfrist am kommenden Sonntag liegt Deutschland in einer
nordwestlichen Strömung an der Rückseite eines Langwellentrogs, der sich von
Skandinavien bis nach Griechenland erstreckt. Vor allem in der Nordosthälfte des
Landes ist die Luft durch die Höhenkaltluft noch labil genug, um einzelne
Schauer zu erzeugen, während Südwestdeutschland zunehmend auf die Vorderseite
eines Rückens über Westeuropa gelangt. Absinken durch NVA hindert dann die
Entwicklung von Schauern. In der Nacht zum Montag kommt der Höhenrücken näher
und am Boden setzt sich überall Hochdruckeinfluss durch. Die eingeflossene kühle
Meeresluft kommt zu Ruhe und bei klarem Himmel tritt dann vielerorts leichter
Frost auf.

Am Montag und Dienstag wandert der Höhenrücken wohl nur langsam über uns nach
Osten und bestimmt das Wetter in Deutschland. Das Bodenhoch verzieht sich
Richtung Schwarzes Meer und Ukraine. Zwischen dem Hoch und einem Sturmtief
westlich der Britischen Inseln kommt eine südliche Strömung in Gang. Dabei wird
deutlich wärmere und trockene Luft zu uns gesteuert. Da die Höhenströmung durch
den nahen Rücken antizyklonal konturiert ist, sollte Absinken und somit
freundliches Wetter überwiegen. Höchstens im Norden und Nordwesten sollte sich
leichter Hebungseinfluss bemerkbar machen mit mehr Wolken und eventuell ein paar
Tropfen Regen.

Am Mittwoch zieht sich der Höhenrücken etwas nach Osten zurück und im
Bodendruckfeld kann sich eine Rinne nach Deutschland hinein vorarbeiten.
Inwieweit deren Hebung in der relativ trockenen Luft Auswirkungen zeigt, bleibt
abzuwarten. In der Westhälfte wird es eventuell wolkiger mit leichter Schauer-
und Gewitterneigung. Die Osthälfte profitiert noch von der Nähe des
Höhenrückens, sodass dort das Wetter meist freundlich und vor allem trocken
bleibt. Das Temperaturniveau bleibt hoch, da kein Luftmassenwechsel erfolgt.

Am Donnerstag erreicht der westeuropäische Trog unter leichtem Abschwächung
Deutschland. Entsprechend ist das Wetter nicht mehr so freundlich. Es muss
gebietsweise mit Regen oder mit einzelnen Schauern gerechnet werden. Durch mehr
Bewölkung sinken die Temperaturen etwas.

In der erweiterten Mittelfrist gelangt Deutschland zunehmend in einer westlichen
Strömung. Dabei herrscht überwiegend Tiefdruckeinfluss und gestaltet das Wetter
überwiegend wechselhaft, aber relativ warm.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist bis Mittwoch gut. Dann gibt es
leichte Unterschiede bezüglich der Entwicklung des westeuropäischen Troges. Die
Tendenz ist aber schon, dass ein Teil des Troges ins westliche Mittelmeer
abtropft und der andere Teil nach Deutschland schwenkt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Modellvergleich sieht es etwas anders aus. Zwar alles zeigen das
Hereinschwenken des Höhenruckens nach Deutschland ab Montag, aber seine
Amplitude wird von den Modellen unterschiedlich gerechnet. Nach IFS ist der
Rücken etwas breiter als ICON und GFS. Dies hat unmittelbar keine große
Auswirkung auf das Wetter.

Die Unterschiede nehmen ab Dienstag deutlich zu. Denn im Westeuropa findet aus
dem Langwellentrog ein Abtropfprozess statt, der von den Modellen
unterschiedlich gerechnet wird. Der Anteil des Troges, der am Mittwoch nach
Deutschland schwenkt, ist nach IFS stärker ausgeprägt als nach ICON. Dies hat
aber keine große Folge auf die großräumige Wetterentwicklung zumindest am
Mittwoch, aber in den Folgetagen schon. Ziemlich ist, dass die Schönwetterphase
nicht lange hält, maximal zwei und halb Tage von Montag bis Mittwochvormittag.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Aussagen des
operationellen Laufs. Bei relativ enggebündeltem Verlauf steigen die
Temperaturen in 850 hPa und das Geopotential in 500 hPa ab Sonntag zunächst
stark an, um zum Ende ab Donnerstag wieder etwas abzufallen, bei dann aber
zunehmendem Spread. Anfangs und dann wieder ab Mittwoch tauchen
Niederschlagssignale auf, die zum Ende wieder auf einen wechselhaften
Wettercharakter hindeutet.

Die zwei Cluster im ersten Zeitschritt am Sonntag und anfangs nächster Woche
unterscheiden sich nicht viel bei uns. Bis t +168h werden dann drei Cluster
gebildet, mit dem Hauptlauf und Kontrolllauf in Cluster 2 (44 Member). Bei
Cluster 1 und 3 wäre der Resttrog aus dem Abtropfprozess deutlich schwächer
ausgeprägt.

In der erweiterten Mittelfrist werden vier Cluster gebildet. Der Haupt- und der
Kontrolllauf liegen im Cluster 1 mit 18 Member und deuten auf eine westliche
Lage, im Norden eher zyklonal, im Süden antizyklonal. Es gibt aber auch andere
Lösungen: Von Blocking über Westeuropa (kühle Lösungen) bis Wa (sehr milde
Lösungen). Die wärmeren Lösungen überwiegen allerdings.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag gibt es lediglich im Nordosten noch vereinzelte Gewitter mit
stürmischen Böen und der Wind weht noch stark mit stürmischen Böen. Sonst mit
zunehmend Hochdruckeinfluss werden keine Wettergefahren erwartet. Erst ab
Mittwoch Nachmittag gibt es in der Westhälfte ein geringes Gewitterrisiko, wobei
die Starkregengefahr sehr gering und lokal eng begrenzt ist.

Unwetterartige Wettererscheinungen werden im gesamten Mittelfristzeitraum nicht
erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), ICON, GFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta