Thema des Tages
06-04-2022 09:50
April zeigt seine Zähne
Die nächsten Tage wird es turbulent und der April greift ganz tief in
die Trickkiste. Er offenbart uns fast sein ganzes Repertoire, das er
so zu bieten hat.
Nachdem der März vor allem durch Sonnenschein glänzen konnte, zeigt
uns der April nun, wozu er wettertechnisch fähig ist. Kalte
Luftmassen über Nordeuropa und warme Luftmassen über Südeuropa
prallen genau über Mitteleuropa aufeinander. Turbulentes Wetter ist
die Folge. Über Nordwesteuropa hat sich das veritable Sturmtief NASIM
gebildet. Es sorgt in Deutschland in den kommenden Tagen für
stürmisches und nasses Aprilwetter. NASIM verlagert sich bis
Donnerstagabend in die östliche Ostsee und sein Frontensystem
überquert uns dabei.
Am heutigen Mittwoch ist es noch vergleichsweise ruhig. Über der
Südosthälfte zeigt sich gelegentlich die Sonne. Abgesehen von
einzelnen Schauern am Nachmittag zwischen Oberrhein und Alpen bleibt
es trocken. In der Nordwesthälfte machen sich im Tagesverlauf jedoch
schon die Ausläufer NASIM´s bemerkbar und es breitet sich
schauerartig verstärkter Regen aus. Der Südwestwind weht schon
deutlich spürbar. Sturm gibt es bereits, vor allem im Bergland.
Deutlich in den Fokus rückt der morgige Donnerstag. Dann wird es von
Nordwesten her verbreitet stürmisch mit Böen zwischen 60 und 75 km/h
aus Südwest bis West. Südlich einer Linie
Rheinland-Harz-Westerzgebirge und etwa bis ins nördliche Alpenvorland
sowie an der Nordseeküste drohen bis in tiefe Lagen Sturmböen sowie
teils schwere Sturmböen bis 95 km/h. Auf den Bergen gibt es
orkanartige Böen und Orkanböen. In den Fokus rückt auch die sehr
wetteraktive Kaltfront von NASIM, die sich im Tagesverlauf
südostwärts verlagert. Mit Passage der Kaltfront sowie im Vorfeld ist
neben den angesprochenen Sturm auch mit kräftigem, schauerartig
verstärkten Regen und mitunter einzelnen Gewittern zu rechnen. Am
Mittag liegt die Kaltfront über dem Nordwesten, am Nachmittag reicht
sie in etwa vom Saarland bis in den Berliner Raum und in der ersten
Nachthälfte erreicht sie bereits die Donau. Rückseitig lockert es
kurzzeitig auf, aber es folgen rasch Schauer nach.
Am Freitag stehen mit Heranrücken eines neuen Tiefs vom Atlantik in
der Südhälfte länger anhaltende und teilweise sehr kräftige
Regenfälle auf der Agenda. Im Südwesten droht dabei Dauerregen mit
20-30 l/m². Im Schwarzwald sind 30-50 l/m² denkbar. Außerdem können
die Niederschläge im östlichen und zentralen Mittelgebirgsraum in
Schnee übergehen. Im Norden wechseln sich Sonne, Wolken und einzelne
Regen- und Schneeregenschauer ab. Der Wind bleibt vor allem im Süden
sowie an der Ostsee ein größeres Thema, denn dort drohen weiterhin
Sturmböen aus Südwest bis West. Auf den Bergen gibt es nach wie vor
schweren Sturm. Inwiefern in der Nacht zum Samstag der Niederschlag
bis in tiefere Lagen in Schneefall übergeht, muss abgewartet werden.
Auf jeden Fall wird es in den kommenden Tagen sehr nass in
Deutschland. Verbreitet gibt es 10-30 l/m² Niederschlag. Schwerpunkte
kristallisieren sich im Südwesten und etwa entlang des Mains mit
Mengen bis 50 l/m² ab. Im Schwarzwald und eventuell im Allgäu sind
auch Niederschlagssummen um 80 l/m² möglich (siehe Grafik:
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/6.html).
Am Samstag steht dann klassisches Aprilwetter auf dem Programm, bevor
zum Sonntag zumindest in der Südwesthälfte eine Wetterberuhigung
einkehrt. Der April macht also sprichwörtlich die nächsten Tage
wirklich was er will.
Dipl.-Met. Marcel Schmid
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 06.04.2022
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst