Thema des Tages

04-04-2022 11:20

Rekordfrost für April

In den beiden vergangenen Nächten kam es kleinräumig zu
rekordverdächtigen Nachtfrösten für den Monat April. Wo und warum es
dazu kam, erfahren Sie im heutigen Thema des Tages.

Der Winter gab sich in den vergangenen Tagen ein bemerkenswertes,
spätes Stelldichein in Deutschland. Schnee und Nachtfrost sind zwar
prinzipiell nichts Ungewöhnliches für den April. Vor allem der Frost
tritt in der ersten Monatshälfte in aller Regelmäßigkeit auf. Doch
die Tiefsttemperaturen in den beiden vergangenen Nächten auf Sonntag
und auf Montag bewegten sich dann doch ziemlich weit unten auf der
"Machbarkeitsskala". Vereinzelt wurden sogar Monatsrekorde für das
tiefste Temperaturminimum gebrochen.

Damit es nachts stark auskühlen kann, bedarf es nicht nur eines
niedrigen Ausgangsniveaus der Temperatur, sondern auch windschwacher
und bewölkungsarmer Bedingungen in den Nächten. Das ist eine
meteorologische Konstellation, die infolge eines Kaltluftvorstoßes im
April nun wirklich nicht allzu selten anzutreffen ist - deswegen auch
diese Regelmäßigkeit des Frostes. Das Besondere der vergangenen Tage
aber war, dass sich zudem regional eine nicht unerhebliche
Schneedecke ausbilden konnte. Diese wirkt wie eine Isolierdecke und
verhindert, dass die im April mitunter schon ziemlich warmen Böden
ihre Wärme an die darüber liegende Luft abgeben. Es ist wie mit einer
Daunendecke, die die Körperwärme nachts im Bett und das Schlafzimmer
kalt hält.

Die Abbildung auf
https://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2022/4/4.html zeigt die
Tiefsttemperaturen der beiden vergangenen Nächte. Am Sonntagmorgen
herrschte vor allem über der Nordhälfte, am Montagmorgen dann im
Süden verbreitet mäßiger Frost zwischen -5 und -9 °C, bevorzugt über
den angesprochenen Schneeflächen örtlich sogar strenger Frost unter
-10 °C. Die tiefsten Werten wurden am Sonntagmorgen in
Wernigerode-Schierke mit -10,5 °C, am Montagmorgen in
Meßstetten-Appental mit -14,6 °C gemessen. Auf der Zugspitze ging es
sogar runter bis auf -18,4 °C.

Die Zugspitze hält auch den deutschen Monatsrekord mit -24,2 °C.
Dieser Rekord war zwar nicht in Gefahr, dennoch muss man bis
mindestens zum April 2003 zurückgehen, um ähnlich markante
Frostnächte zu finden. Zudem wurden an einigen Orten zumindest
Stationsrekorde gebrochen, es war also zumindest örtlich im April
noch nie so kalt wie in den vergangenen Nächten. Die folgende Tabelle
zeigt die Rekorde für Stationen mit mehr als 30-jährigen Messreihen:


02./03.04.2022


Eslohe (NW) -10,0 °C (alt: -9,9 °C vom 12.04.1986)

Burgwald-Bottendorf (HE) -9,0 °C (alt: -8,3 °C vom 09.04.2003)

Genthin (ST) -7,8 °C (alt: -7,7 °C vom 09.04.2003)

Kyritz (BB) -7,5 °C (alt: -7,1 °C vom 10.04.1990)

Manschnow (BB) -6,6 °C (alt: -6,4 °C vom 02.04.2013)


03./04.04.2022


Memmingen (BY) -8,8 °C (alt: -8,7 °C vom 08.04.2003)

Augsburg (BY) -8,1 °C (eingestellt: -8,7 °C vom 08.04.2003)

Elzach-Fisnacht (BW) -6,5 °C (alt: -6,0 °C vom 21.04.1991)

Wutöschingen-Ofteringen (BW) -5,9 °C (alt: -5,2 °C vom 01.04.2020)

Emmendingen-Mundingen (BW) -5,6 °C (alt: -5,1 °C vom 22.04.1997)


Nun stellt sich die Großwetterlage aber auf eine sogenannte
"zyklonale Westlage" um. Dabei dreht die Strömung großräumig auf
westliche Richtung, sodass die über dem Nordatlantik wie auf einer
Perlenschnur aufgereihten Tiefdruckgebiete nach Europa gelenkt werden
können. Mit der Winddrehung auf West wird die kalte Polarluft
verdrängt und von milderer, wolkenreicher Meeresluft ersetzt. Der
heutige Montag markiert dabei den Startschuss für eine turbulente
Wetterwoche mit milderen Temperaturen, vor allem aber kräftigen
Niederschlägen, Tauwetter und Sturm.


Dipl.-Met. Adrian Leyser
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 04.04.2022

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