Thema des Tages

30-03-2022 10:20

Sonne, Sonne, Sonne

Noch nie gab es in einem Märzmonat so viel Sonne wie in diesem Jahr.
Im heutigen Tagesthema wird Bilanz gezogen.

Die Besitzer von Photovoltaikanlagen und Solarkochern wird es
sicherlich gefreut haben. Im März hat die Sonnenscheindauer bisher
nicht gekannte Dimensionen erreicht und die bestehenden Rekorde
geradewegs pulverisiert.

Schon länger zeigt sich ein Trend hin zu einem immer sonnigeren
Frühjahr. Das gilt im speziellen auch für den ersten Frühlingsmonat
März. In der Klimareferenzperiode 1961 bis 1990 wurde auf ganz
Deutschland bezogen im Mittel eine Sonnenscheindauer von 111.2 h
registriert. Vergleicht man dies mit der Periode von 1991 bis 2020,
so ist die Dauer um gut 15 h auf 126.5 h (+13 %) gestiegen. Nimmt man
nur die letzten zehn Jahre der Referenzperiode, so lag die
durchschnittliche Sonnenscheindauer von 2011 bis 2020 sogar bei 144.6
h. Das ist eine Steigerung um gut 33 h (+30 %) gegenüber 1961 bis
1990.

Da passt es ins Bild, dass auch der März 2022 wieder ein sonniger
Monat war. Die Zahlen kurz vor Ende des Monats lassen einen dann aber
doch mit offenem Mund dastehen. Nur zur Monatsmitte gab es mal einen
kleinen Dämpfer, sonst hat die Sonne in vielen Regionen fast
durchgehend geschienen. Die Sonnenbilanz bis einschließlich 29.03.
kann mit einer Dauer von 232 h glänzen. Das sind ganze 121 h (!) mehr
als im Mittel 1961 bis 1990. Damit konnte im März 2022 die Sonne
solange scheinen, wie damals im Schnitt in zwei Märzmonaten zusammen.
Auf Tage umgerechnet, schien die Sonne durchschnittlich 7.5 h am Tag.
Bei einer durchschnittlichen astronomischen Sonnenscheindauer von
etwa 12 h, sind dies 63 % der maximal möglichen Ausbeute.

Dass der diesjährige Märzmonat in Sachen Sonne extrem war, erkennt
man auch, wenn man sich die bisherigen Rekorde seit 1951 vor Augen
führt. Der bisherige Sonnenrekord stammt noch aus dem Jahr 1953 mit
195 h, dicht gefolgt von 2011 (189 h) und 2014 (182 h). In diesem
Jahr wurde der alte Rekord also um mehr als 37 h (+19 %) überboten.

Schauen wir noch etwas weiter ins Detail. Den größten Sonnenzuschlag
gab es prozentual gesehen in Hessen und Nordrhein-Westfalen. In
Hessen sind es 237 Sonnenstunden (222 % im Vergleich zu 1961-1990)
und in NRW 238 h (231 %). Schaut man auf einzelne Wetterstationen,
dann stechen vor allem Bergstationen heraus, wo sich normalerweise
häufig Wolken und Nebel halten. So zum Beispiel der Brocken. Mit 241
h schafft es der höchste Berg im Harz bereits auf 262 % und ein wenig
kommt vor allem heute noch dazu. Die Sonnenausbeute betrug also mehr
als das 2.5fache zur Klimareferenz 1961 bis 1990 und konnte damit
auch das bisherige Rekordjahr 1953 deutlich übertrumpfen (211 h)

Selbst in der 2022 schattigsten Region Deutschlands, in Vorpommern,
konnte Karlshagen mit mehr als 210 Sonnenstunden im März noch ein
Plus von 58 % im Vergleich zu 1961 bis 1990 verzeichnen. Am längsten
schien die Sonne übrigens auf der Zugspitze mit 262 h (171 %). Und
auch die Stadtstation in München schaffte es auf 259 h (202 %).

Zu guter Letzt noch eine Zahl, die den hochdruckgeprägten März 2022
eindrucksvoll darstellt. Der mittlere Luftdruck über Deutschland lag
bis einschließlich 29.03.2022 bei 1026.8 hPa. Mit Blick auf die Jahre
seit 1990 ist das ebenfalls ein neuer Rekord (bisher: 2012: 1025.8
hPa).

Auch wenn an den letzten beiden Märztagen gebietsweise noch etwas
Sonne zur Gesamtbilanz hinzukommt, das Supersonnenwetter ist erst
einmal Geschichte. Stattdessen gibt es in einigen Regionen die lang
ersehnten Niederschläge.

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.03.2022

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