DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-03-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.03.2022 um 10.30 UTC



Hochdruckeinfluss open end. Dabei anfangs bei böigem Ostwind noch recht frisch,
im Laufe der kommenden Woche milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 24.03.2022


Die synoptische Konstellation am kommenden Sonntag, dem Beginn des aktuellen
Mittelfristzeitraums, stellt eine Art Hybrid zwischen High-over-Low und
Omagelage dar. Die Protagonisten sind Höhentiefs bei Madeira und der Türkei und
das für uns entscheidende umfangreiche Hoch über der zentralen Ostsee. Hybrid
deshalb, da das Höhentief über der Türkei doch deutlich stärker ausgeprägt ist
mit -35 Grad in 500 hPa und in der Folge noch etwas Strecke Richtung Ägäis
gutmacht.

Doch zurück zu unserem Hoch (PETER): Mit etwas über 1045 hPa ist es noch immer
ein "Schwergewicht" seiner Art und zusammen mit dem zum Balkan gerichteten Keil
von 1040 hPa resultiert daraus eine südöstliche Strömung über Deutschland, mit
der trockene, aber noch recht kühle Luftmassen zu uns gelangen. Sie liegen die
850 Temperaturen zwischen -4 Grad in Ostsaschen und +2 Grad am Oberrhein. Ein
vor allem am Vortag noch für den leicht wechselhaften Charakter verantwortlicher
Kaltlufttropfen hat Deutschland inzwischen westwärts Richtung Rheinmündung
verlassen. Er sorgt lediglich entlang und westlich des Rheins für einige
kompakte Wolkenfelder - ohne nennenswerte Niederschläge, die sich zudem im
Tagesverlauf immer mehr verflüchtigen. Ansonsten strahlt die Sonne vom oft
blauen Himmel, der auch keine Trübung mehr durch Reste des Saharastaubs erfahren
sollte. Allerdings fühlen sich die Höchstwerte von 10 bis 16 Grad kühler infolge
des frischen Windes aus Südost bis Ost an. Vor allem an der Nordsee, in den
Hochlagen sowie in einem Streifen vom Vogtland bis nach Ostfriesland sind
einzelne Böen der Stärke 7 Bft, exponiert stürmische Böen aus Südost bis Ost zu
erwarten.

Nach oft frostiger Nacht setzt sich von Montag bis Mittwoch das sonnige und
trockene Hochdruckwetter fort. Der Hochschwerpunkt verlagert sich unter
zögernder Abschwächung nur sehr langsam Richtung Danzig und der Kaltlufttropfen
wird um die Antizyklone herum über die Nordsee und Skandinavien hinweg wieder
ostwärts gesteuert. Als Folge weicht auch der Gradient zunehmend auf, weshalb
warnwürdige Böen nicht mehr zu erwarten sind. Auch die Nebelneigung bleibt
infolge der trockenen Luftmasse gering. Lediglich ein morgendliches flaches
Nebelfeld in Gewässernähe oder auch mal ein Seenebelfeld Richtung Usedom und
Rügen (anfällige Jahreszeit mit vergleichsweise kalten Wassertemperaturen
verglichen zum Festland) kann sich mal "verirren". Unter fortwährendem Absinken
kann sich die Luftmasse auf +2 bis +5 Grad in 850 hPa erwärmen, was bodennah die
20 Grad Marke zumindest in Reichweite bringt. In der Regel bewegen sich die
Höchstwerte aber zwischen 13 und 18 Grad. In den Nächten gibt es vor allem noch
in den Mittelgebirgen und in der Südosthälfte gebietsweise leichten Frost.

In der zweiten Wochenhälfte und damit beim Übergang in die erweiterte
Mittelfrist zieht ich das Hoch PETER unter weiterer Abschwächung allmählich zum
Balkan zurück und Deutschland gelangt dadurch vorübergehend in eine sehr flaue
Geopotential- respektive Druckverteilung, wobei jedoch immer noch der
antizyklonale Einfluss überwiegt. Die Neigung zu Nebel und Hochnebel bleibt
aufgrund der trockenen Luftmasse weiterhin eher gering. Unterdessen baut sich im
Vorfeld eines Zentraltiefs bei Neufundland über dem nahen Ostatlantik und den
Britischen Inseln ein neuer gewaltiger (warmer) Rücken mit mehr als 568 gpdm
(-15 Grad in 500 hPa) auf, der den Fortbestand des trockenen Frühjahrs
gewährleistet. Allenfalls in Küstennähe können im Zuge der zunehmend auf
Nordwest drehenden Strömung einzelne schwache Tiefausläufer entlangstreifen.
Zudem dürfte es im Norden etwas kühler werden, an auflandigen Küstenabschnitten
nur noch mit einstelligen Höchstwerten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Lage des Kaltlufttropfens - was naturgemäß den Modellen häufig große
Probleme bereitet - wird für das kommende Wochenende zwar ähnlich, aber immer
noch mit leichten Unschärfen hinsichtlich Stärke und Position simuliert. So ist
die Position für Sonntag mit der Rheinmündung ein gutes Stück weiter nördlich
angesiedelt. In den gestrigen Simulationen sollte er noch über Ostfrankreich
liegen. Letztlich sind die Auswirkungen am Sonntag trotz der Unsicherheiten aber
ohnehin nur noch marginal für uns. Zudem wurde der Grad der Milderung für die
erste Wochenhälfte gegenüber den Vorläufen etwas zurückgenommen. Im gestrigen 0z
IFS Lauf war für Mittwoch beispielsweise noch eine +8 Grad Isotherme in 850 hPa
über Deutschland zu sehen, aktuell mit Müh und Not noch bis +5 Grad. Insofern
sollte man sich eher an der 15 Grad Marke bei den Höchstwerten orientieren,
anstatt schon von 20 Grad zu "träumen". Auch Nachtfröste werden uns vor allem in
windgeschützten Mittelgebirgslagen und im Süden und Südosten noch länger
beschäftigen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die übrigen Modelle sehen die Entwicklung sehr ähnlich. Selbst bei der
Simulation des Kaltlufttropfens bestehen zumindest bis Sonntag nur geringe
Unterschiede - danach ist dessen weitere Verlagerung für unser Wettergeschehen
unerheblich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Gut gebündelte Rauchfahnen bei leicht positiven 850 hPa Temperaturen auf hohem
Geopotentialniveau kennzeichnen das Bild der Ensemblevorhersagen. Erst beim
Übergang in die erweiterte Mittelfrist nimmt der Spread deutlich zu, wobei der
Temperatur- und Geopotentialtrend dabei in der Mehrheit minimal nach unten
zeigt. Das könnte ein möglicher erster Hinweis auf einen bevorstehenden
Regimewechsel sein.

Die Cluster im Mittelfristzeitraum zeigen einheitlich das Blocking über Mittel-
und Westeuropa. Beim Übergang in die erweiterte Mittefrist - sprich zum
übernächsten Wochenende - deutet sich am Rande des Hochs über den Britischen
Inseln in Cluster 2 von 3 (18 von insgesamt 51 Membern) der Übergang zu Nordwest
zyklonal an. Cluster 1 und 3 bevorzugen Nordwest antizyklonal beziehungsweise
die Hochdruckbrücke von den Britischen Inseln bis nach Mitteleuropa. Haupt- und
Kontrolllauf sind allerdings im Cluster 2, was diesem etwas an Gewicht verleiht.


FAZIT:
Im gesamten Mittelfristzeitraum sonniges Hochdruckwetter. Dabei anfangs in den
Nächten noch vielfach leichter Frost. Im Laufe der nächsten Woche Milderung,
tagsüber bis knapp 20 Grad möglich, meist aber um die 15 Grad.

Frühestens mit Übergang in die erweiterte Mittelfrist Ende nächster Woche von
Norden wechselhafter und kühler.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Formell betrachtet bestehen außer vereinzelten stürmischen Böen am Sonntag in
einigen Hochlagen und auf den Nordseeinseln keine markanten Wettergefahren.

Allerdings soll neben leichten Nachtfrösten vor allem im Angesicht der
vielerorts vorherrschenden Trockenheit explizit darauf hingewiesen werden, dass
bis mindestens Ende nächster Woche keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten
sind. Die Waldbrandgefahr wird sich dadurch in vielen Landesteilen verschärfen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen