DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-03-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.03.2022 um 10.30 UTC



Ruhiges, niederschlagsarmes Wetter. Langsame Milderung/Abschwächung des
Nachtfrostes, vor allem in der Westhälfte.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 12.03.2022


Zu Beginn der Mittefrist am Dienstag befindet sich Deutschland im Einfluss eines
stark amplifizierten Rückens, der sich von Algerien über Mitteleuropa bis nach
Skandinavien und zu Nordmeer aufwölbt. Flankiert wird er von zwei nicht minder
auffälligen Trögen über Ost- und Westeuropa. Somit ähnelt die Großwetterlage
einer Omega-Blockierung. Das blockierende Hoch mit gut 1025 hPa hat seinen
Schwerpunkt über der westlichen Ostsee, der Einflussbereich reicht aber vom
westlichen Mittelmeer bis nach Skandinavien und Westrussland. Über Deutschland
herrscht folglich eine schwache östliche bis südöstliche Strömung, mit der
bodennah kalte, aber trockene Festlandsluft einfließt. In 850 hPa liegen die
Temperaturen von West nach Ost zwischen 0 und -7 Grad.

Am Mittwoch schwenkt der Rücken vor allem in seinem Nordteil über Skandinavien
etwas nach Osten. Er kräftigt sich dabei und bildet über Schweden eine
abgeschlossene Höhenhochparzelle. Damit verstärkt sich auch das
korrespondierende Hoch im Bodenfeld auf gut 1030 hPa, verschiebt seinen
Schwerpunkt aber gleichzeitig in Richtung Baltikum. Derweil soll nach IFS-Lesart
ein kurzwelliger Anteil aus dem Trogkomplex über Westeuropa herauslaufen, der
aber wahrscheinlich noch knapp westlich von uns blockiert werden. Durch den
Luftdruckfall über Westeuropa steilt die Strömung über uns noch etwas auf Südost
bis Südsüdost auf. Folglich setzt im Westen die Advektion milderer und etwas
feuchtere Luft ein. Ob es neben Wolken dort auch erste, leichte Niederschläge
gibt, ist noch sehr fraglich. Ansonsten bleibt die trockene Festlandsluft
wetterbestimmend, die sich durch das Absinken aber auch nach Osten zu langsam
erwärmt. So liegen die 850-hPa-Temperaturen meist zwischen -3 bis +1 Grad.

Am Donnerstag kräftig sich das Höhenhoch über Schweden weiter und auch das
Bodenhoch mit Zentrum über Nordwestrussland intensiviert sich auf knapp 1045
hPa. Über dem nahen Nordatlantik erfolgt eine neue, starke Austrogung nebst
kräftiger Zyklogenese (IFS <960 hPa). Zwischen diesem Sturmtief mit Kern südlich
von Island und dem blockierenden Hoch nimmt die Südostströmung über Deutschland
Fahrt auf. Während in der Osthälfte weiterhin Festlandsluft wirksam bleibt, die
aus dem Hoch ausfließt, wird nach Südwesten und Westen zu fortwährend etwas
feuchtere und mildere Luft herangeführt (T850 zwischen +2 Grad im Südwesten und
-3 Grad an der Oder). Von Wolkenfeldern abgesehen bleibt es aber auch dort
wahrscheinlich niederschlagsfrei.

Am Freitag und Samstag bleibt die omegaförmige Blockadelage erhalten, der Rücken
über Skandinavien wird sogar nochmal regeneriert, die Achse verläuft
wahrscheinlich direkt über Mitteleuropa. Es bleibt abzuwarten, inwiefern
zumindest die Westhälfte auf die Rückseite und damit auf die Vorderseite des
atlantischen Troges kommt. Zumindest nach IFS-Lesart könnten somit vorübergehend
schwache atlantische Störungen übergreifen. Da das aber mit weiterer
Warmluftadvektion verbunden ist, wäre es durchweg Regen ohne Warnrelevanz. Die
Osthälfte dagegen dürfte weiterhin von Absinken und trockener Festlandsluft
"profitieren", wenngleich sich auch dort eine weitere, zögerliche Milderung
durchsetzen wird.

Die erweiterte Mittelfrist bringt wahrscheinlich wenig "Neues". Die
Blockadesituation über Nordeuropa bleibt das Maß der Dinge, was für uns
insgesamt einen deutlichen Hang zu ruhigem und niederschlagsarmem Wetter
bedeutet.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die großräumigen Strukturen mit einem blockierenden, sich über Mittel- und
Nordeuropa tendenziell nach Osten verschiebenden Hoch finden sich in allen
IFS-Modellläufen wieder. Allerdings wird die Position der wetterwirksamen
Strukturen durchaus variabel simuliert. Im Vergleich zum gestrigen IFS-00Z-Lauf
zeichnet sich in den Folgeläufen, insbesondere aber im heutigen IFS-00Z-Lauf ein
progressiveres Muster, also eine raschere Ostverschiebung der Strukturen ab.
Dies führt dazu, dass zum einen die Strömung schneller von Ost auf Südost drehen
kann und zum anderen das Übergreifen schwacher atlantische Störungen begünstigt
wird. Die Prognoserelevanz fokussiert sich dabei vor allem auf die Westhälfte,
wo sich nach Lesart der jüngsten Berechnungen rascher einer Milderung, unter
Umständen aber auch eine leichte Unbeständigkeit mit leichten Niederschlägen
durchsetzen könnte. Sicher ist das aber bei weitem nicht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sowohl bei ICON als auch bei GFS findet sich der aus dem Westeuropatrog
herauslaufende kurzwellige Anteil am Dienstag und Mittwoch nicht. Demnach wird
die Achse des Rückens auch nicht nach Osten gedrückt und liegt meist sogar noch
westlich von uns. Entsprechend kann auch im Westen und Südwesten keine
Warmluftadvektion einsetzen und es bleibt trockene und vor allem bei ICON
deutlich kältere Festlandsluft dominierend.
Nachfolgenden rechnen alle Modelle die Fortdauer der Blockadelage. Während GFS
und IFS sich sehr ähneln und den blockierenden Rücken recht zonal orientiert mit
Achse über Mitteleuropa simulieren, favorisiert ICON ein oval konturiertes
abgeschlossenes Höhenhoch über dem Fennoskandischen Raum. An der Südflanke würde
Deutschland unter Trogeinfluss (sowohl von Westen als auch von Osten gelangen)
mit massiven Temperaturkontrasten zwischen West und Ost. Was aber alle Modelle
gemein haben, ist, dass trockene Luft vorherrschend bleibt und sich atlantische
Störungen mit Regen zunächst kaum und allenfalls ganz im Westen durchsetzen
können.
Erst in der erweiterten Mittelfrist sollen dann auch bei GFS atlantischen
Störungen in Form kurzwelliger Tröge das blockierenden Hoch "unterwandern" und
zumindest im Süden und Südwesten für unbeständiges Wetter sorgen. Je nach
Temperaturniveau müssten dann sogar Schneefälle ins Kalkül gezogen werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des IFS-EPS sind bis einschließlich Donnerstag für Orte in der
Westhälfte Deutschlands recht eng gebündelt. Nach Osten zu nimmt der Spread vor
allem bei der Temperatur schon früher deutlich zu. Während die Mehrheit der
Member wie der deterministische IFS-Lauf einen seichten Temperaturanstieg auch
über das Wochenende rechnen, sackt eine nicht zu vernachlässigende Anzahl an
Ensemblemitgliedern nach kurzem Anstieg wieder deutlich ab auf stark negative
850-hPa-Werte. Zum Wochenende weiten sich die Rauchfahnen dann auch in der
Westhälfte, sowohl beim Geopotenzial als auch bei der Temperatur. Der
deterministische Lauf findet sich jeweils im oberen Drittel, bekommt aber
Unterstützung von der Mehrheit der Member.
Wirklich nennenswerte Niederschlagssignale zeigen sich eigentlich nur ab
Freitag/Samstag und auch nur in der Westhälfte, ansonsten schlagen lediglich die
90%-Perzentile aus.

Im Zeitraum +120-168 h werden 6 Cluster gebildet, ausschließlich der Klasse
"Blocking". C1, 2, 4 und 6 (38/51 Member, inkl. det. Lauf) zeigen einen
blockierenden Rücken über Mittel- und Nordeuropa, C3 und 5 (13/51) ein
abgeschlossenes, kräftiges Höhenhoch über Skandinavien, der über Mitteleuropa
von Trögen unterwandert wird.
Im Zeitraum +120-168 h schrumpft die Anzahl 5. C1 bis 4 (46/51) setzen die
Blockadelage fort, wobei C3 (9/51) im Gegensatz zu C1, 2 und 4 (37/51)
Mitteleuropa unter Trogeinfluss sehen. Bei C5 (5/51) vollzieht sich der Übergang
zu einer Westlage ("pos. NAO").

FAZIT:
Was die Fortdauer der Blockadelage angeht, bestehen eigentlich keine Zweifel.
Fraglich ist allerdings, ob und in welcher Ausprägung schwache Störungen mit
Niederschlägen ein kurzes Stelldichein in der Westhälfte geben. Am Mittwoch ist
das - auch wenn es der deterministische IFS-Lauf so möchte - noch eher
unwahrscheinlich. Spätestens für Freitag und Samstag sollte man das aber im Auge
behalten.
Eine zögerliche, aber sukzessive Milderung scheint in der Westhälfte derweil
recht sicher, nach Osten zu muss man dahinter noch ein Fragezeichen setzen.
Danach (also über das Wochenende hinaus bis zur nächsten Woche) hat man die Wahl
zwischen generell sich verstärkenden Trogeinfluss mit Niederschlägen, die
durchaus auch Schnee bringen könnten (Unterwandern des blockierenden Hochs), und
weiterhin hochdruckdominiertem, sehr niederschlagsarmem Wetter. Letzteres ist
nach aktuellem Stand das etwas wahrscheinlichere Szenario.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der leichte, gebietsweise mäßige Nachtfrost begleitet uns auch in der
Mittelfrist. Vor allem in der Westhälfte deutet sich im Laufe der Woche,
insbesondere zum kommenden Wochenende allerdings eine allmähliche Abschwächung
des Frostes an.
Anteil daran hat u. a. auch der sukzessive zulegende Südostwind. Ab Wochenmitte
muss in Hochlagen der Mittelgebirge und der Alpen sowie an exponierten
Küstenabschnitten zeitweise mit Sturmböen (Bft 8-9) gerechnet werden.
Ansonsten herrscht aber ruhiges Wetter ohne signifikante Warnereignisse.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det. (am Mittwoch mit Abstrichen), IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser