Thema des Tages

12-02-2022 11:50

Februar 2022 - Mild, milder, am mildesten?

Der Februar verlief bisher ausgesprochen mild und daran wird sich
auch in absehbarer Zeit nichts ändern! Deutschland bleibt auch
weiterhin im Zustrom milder atlantischer Luftmassen.

Mit einer durchschnittlichen Temperatur von 4,3°C war der bisherige
Februar viel zu mild. Im Vergleich zur Referenzperiode 1961 - 1991
beträgt die Abweichung zum Klimamittel knapp 4 Grad. Dabei sind die
Abweichungen mit teils über 5 Grad im Osten am größten, im Südwesten
beträgt die positive Abweichung "nur" rund 2,5 Grad. Zieht man die
wärmere Referenzperiode 1991 - 2020 heran, so ist der diesjährige
Februar im Deutschlandmittel immerhin noch 2,8 Grad zu warm. Blickt
man auf die Temperaturprognosen der kommenden Woche, so wird sich
diese Abweichung weiter erhöhen, denn die zweite Februardekade wird
ebenfalls deutlich zu mild ausfallen, wie wir gleich noch sehen
werden. Damit macht der Februar 2022 den Spitzenreitern mächtig
Konkurrenz. Der bisherige Rekordhalter ist der Februar 1990 mit einer
Mitteltemperatur von 5,7°C, gefolgt von den Jahren 2020 und 2002 mit
5,3°C beziehungsweise 5,1°C. Ob der diesjährige Februar den Februar
aus dem Jahre 2002 vom Treppchen stößt oder sogar den Februar 1990
vom Thron stürzt, hängt maßgeblich von den Temperaturen im letzten
Februardrittel ab, die sowohl in die eine wie in die andere Richtung
ausschlagen können. Ziemlich sicher ist allerdings bereits, dass sich
der Februar 2022 in die Riege der Top 10 einreihen wird.

Zugegeben, die vergangene und auch die kommende Nacht war bzw. wird
verbreitet frostig - an den Alpen teils auch um -10 Grad - aber
(lokale) Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel. Hoch INGO,
das uns heute einen sonnigen Samstag beschert, verabschiedet sich
nach Osteuropa und wir gelangen somit in eine kräftige südwestliche
Strömung, mit der erneut sehr milde Luft nach Deutschland geblasen
wird. Tief VERA, das sich am morgigen Sonntag mit dem Kern über der
Irischen See befindet, liegt noch weit genug von uns fern, sodass
sich auch der morgige Tag vielfach noch von seiner Sonnenseite zeigt.
Als Vorboten der sich nähernden Wetterfront von Tief VERA ziehen
allerdings im Westen und Nordwesten im Tagesverlauf Wolkenfelder auf
und der Wind legt einen Zahn zu. Das Warmluftgebläse lässt die
Temperaturen regelrecht in die Höhe schnellen. Im milden Breisgau
werden sogar um 15 Grad erwartet und auch in den übrigen Niederungen
im Westen, beispielsweise an Rhein und Ruhr, werden verbreitet
zweistellige Höchstwerte erreicht. Im Nordosten kann sich die milde
Luft allerdings noch nicht durchsetzen, sodass es auf Rügen mit rund
5 Grad noch vergleichsweise kühl bleibt.

Bis Montag verlagert sich Tief VERA weiter zur Nordsee und damit
greift auch ihr Frontensystem auf Deutschland über. Damit ziehen in
weiten Teilen Deutschlands dichte Wolkenfelder auf und hier und da
fällt auch mal etwas Regen. Von Berlin bis München und südostwärts
davon scheint allerdings nochmals die Sonne. Die feuchtmilde Luft
flutet am Montag fast ganz Deutschland. Verbreitet werden Höchstwerte
zwischen 10 und 13 Grad erreicht, mit 6 bis 9 Grad bleibt es nur im
Großteil von Bayern, in den Mittelgebirgen und an der Nordsee etwas
"kühler".

Bis zum Dienstag zieht Tief VERA nach Südschweden und ihre Front
verlässt Deutschland nach Osten. Über dem Atlantik stehen aber schon
die nächsten Tiefs in den Startlöchern und es stellt sich dort eine
ausgeprägte Westströmung ein, typisch für die Westwindzone der
mittleren Breiten. Beim Blick auf die Wetterkarten kommen für uns
Meteorologen also keine Zweifel auf, dass diese Tiefs mit ihren
Wetterfronten in der strammen westlichen Strömung auch zu uns nach
Mitteleuropa gelangen. Dies ist quasi der Winterkiller schlechthin,
denn Schnee und Frost haben bei dieser Wetterlage im Flachland ganz
schlechte Karten.

Am Dienstag kommt Deutschland vorübergehend unter schwachem
Zwischenhocheinfluss, sodass sich vor allem am Nachmittag auch mal
zeitweise die Sonne zeigen kann. Ungemütlicher wird es an und in den
Alpen sein. Dort schneit es am Vormittag für längere Zeit, die
Schneefallgrenze steigt aber rasch wieder an und Regen
beziehungsweise Schnee lassen dort im Tagesverlauf nach. Nur im
Berchtesgadener Land hält sich der Regen länger, in höheren Lagen
schneit es dort weiter. An den Alpen bleibt es mit rund 5 Grad auch
am kühlsten, sonst wird es mit 7 bis 11 Grad erneut recht mild. Im
Westen und Nordwesten pfeift uns allerdings voraussichtlich ein teils
böiger Südwestwind um die Ohren. In der Nacht zum Mittwoch zieht
schon die nächste Regenfront über Deutschland hinweg, Schnee fällt
nur in den höchsten Lagen der Mittelgebirge.

Auch im weiteren Verlauf der Woche zeigt sich über dem Atlantik eine
rege Tiefdrucktätigkeit. Damit geht es sehr mild weiter, teils mit
Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad. Allerdings gestaltet sich das
Wetter unbeständig und turbulent. Immer wieder ziehen Schauer oder
Regengebiete durch und es wird zunehmend windig bis stürmisch. Diese
Wetterlage bietet auch erhöhtes Sturmpotential, wobei dies von der
genauen Zugbahn und Stärke der Tiefs abhängt.

Ob es bis zum Ende des Monats so mild weitergeht oder ob der Winter
uns doch nochmals einen Besuch abstattet, kann man aus heutiger Sicht
noch nicht beurteilen. Lassen wir uns also überraschen, welchen Platz
der Februar in der Temperatur-Rangliste einnehmen wird.


Dr. rer. nat. Markus Übel (Meteorologe)
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.02.2022

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