Thema des Tages
09-01-2022 10:20
Schneefall - der zweite und vorerst letzte Teil
Auch in der vergangenen Nacht zum heutigen Sonntag hat es zum Teil
wieder ordentlich geschneit. Wie viel "runter" kam und was noch vor
uns liegt, lesen Sie im heutigen Thema des Tages.
Bereits im gestrigen Thema des Tages war der Schneefall der
Hauptakteur und so soll es auch am heutigen Sonntag sein. Denn seit
gestern Abend gab es zum Teil wieder ordentlich Neuschnee.
Verantwortlich dafür war dieses Mal allerdings kein kleinräumiges
Tief wie in der Nacht zum Samstag, sondern ein deutlich
umfangreicheres, namens DOREEN, welches sich gestern noch südlich von
Island befand. Mittlerweile liegt DOREEN deutlich abgeschwächt bei
Schottland, sie konnte aber immerhin noch einen schwachen Ableger von
sich über der Nordsee platzieren, der sich nun für unser Wetter in
Deutschland verantwortlich zeigt.
Dass DOREEN ihren Zenit bereits überschritten hatte, sah man auch
beim Blick auf das zugehörige Frontensystem. Diese bestand nämlich
schon gestern nicht mehr nur aus einer Warm- und einer Kaltfront, wie
es bei jungen "aufstrebenden" Tiefs der Fall ist. Nein, ein Teil des
Frontensystems war bereits okkludiert, d.h. die Kaltfront hat
begonnen, die Warmfront einzuholen, wodurch die dazwischen
befindliche, erwärmte Luft vom Boden abgehoben wurde (mehr dazu
finden Sie im Wetterlexikon unter https://t1p.de/d650).
Mit Übergreifen des Frontensystems auf den Westen Deutschlands in der
vergangenen Nacht war die Front dann zwar bereits vollständig
okkludiert, im Vorfeld konnte aber zumindest vorübergehend doch noch
etwas mildere Luft einsickern. Fiel nachmittags zunächst teils noch
bis in tiefe Lagen Schnee (wie zum Beispiel am Flughafen Köln/Bonn
auf 92 m Höhe), stieg die Schneefallgrenze im Verlauf rasch an und
lag im Westen dann zeitweise bei rund 600 m, ehe sie sich dort zum
Morgen hin wieder bei rund 400 m einpendelte. Im Schwarzwald meldete
am späten Abend sogar die Station Freudenstadt auf knapp 800 m
kurzzeitig nur noch Schneeregen.
Mit weiterem Vorankommen der Okklusion und der damit verbundenen
Niederschläge ostwärts bis in die Mitte und den Südosten, hatte es
diese vorübergehende Milderung bis zum Morgen immer schwerer, "Fuß zu
fassen". In der Folge fielen die Niederschläge oberhalb von rund 400
m fast durchweg als Schnee. Kurzzeitig reichte es zum Teil auch in
tiefen Lagen wieder für eine weiße Überraschung oder anders
ausgedrückt: "Stundenschnee" (= ein paar Stündchen weiß, danach
schnell Matsch). In beigefügter Grafik (siehe https://t1p.de/wtov)
sind die heute früh um 7 Uhr gemessenen Schneehöhen dargestellt. Über
der Mitte und Richtung Südosten liegen demnach etwa oberhalb von rund
400 m verbreitet über 5 cm, oft sogar über 10 cm. Ähnliche Mengen
sind auch in etwas höheren Lagen im Schwarzwald und auf der
Schwäbischen Alb anzutreffen. In Lagen um bzw. über 600 m werden über
der Mitte häufig 20 bis 30 cm gemeldet. Noch mehr Schnee liegt
naturgemäß in den Alpen.
Diese Schneehöhen werden aber heute mit Sicherheit noch nicht das
Ende der Fahnenstange sein, denn vor allem im zentralen und östlichen
Mittelgebirgsraum sowie an den Alpen schneit es oberhalb von etwa 400
bis 600 m noch tüchtig weiter, zum Teil bis in den Nachmittag hinein.
Dort dürften also zu den oben beschriebenen Mengen durchaus noch
einmal um 5, in Hochlagen auch um 10 cm Neuschnee dazukommen.
Im weiteren Tagesverlauf lassen die Niederschläge allmählich nach und
am morgigen Montag reicht es nur noch in den östlichen Mittelgebirgen
sowie im Südosten für etwas Schneefall, der allerdings - wenn
überhaupt - nur noch geringen Neuschneezuwachs mit sich bringt. Der
große Rest des Landes gelangt dagegen unter Hochdruckeinfluss, der
sich am Dienstag auch bis in den Südosten durchsetzt. Die Folge:
Wetterberuhigung und zum Teil knackig kalte Nächte!
Dipl.-Met. Tobias Reinartz
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 09.01.2022
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