DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-12-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.12.2021 um 10.30 UTC



Wechselhaft, teils windig und mild bis sehr mild. Winterwetter dagegen auf
Tauchstation.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 31.12.2021


Auf der Suche nach Winterwetter werden Fans eines solchen in Deutschland in der
ab Montag beginnenden Mittelfrist auf eine harte Probe gestellt, heißt es doch
statt "Ski und Rodel gut" Wasser marsch. Das Temperaturniveau strebt dabei immer
höhere Regionen an, was sogar dem Schnee im höheren Bergland immer gefährlicher
wird. Wäre nicht Winter, sondern Sommer, stünde einem Freibadbesuch wohl kaum
was im Wege.

Bevor es in der Mittelfrist immer milder wird mit gebietsweisen zweistelligen
Höchsttemperaturen zur Jahreswende, muss die Atmosphäre aber noch die am Montag
über dem Nordosten Deutschlands liegende kalte Luftmasse abräumen, was ihr
jedoch mithilfe von Westen aufziehender Tiefdruckgebiete und einer dadurch
zunehmenden westlichen Strömung sowie dem Herannahen der Frontalzone fast
mühelos gelingt. So wird die kalte Polarluft mit T850 hPa von anfangs noch -1
bis -7 Grad spätestens bis Dienstagmittag aus Nordostdeutschland abgedrängt und
durch mildere Atlantikluft mit T850 hPa von 0 bis 5 Grad ersetzt. Aufkommende
Niederschläge können anfangs im Grenzbereich noch in fester Phase fallen oder
gefährliches Glatteis produzieren, im Wochenverlauf dominiert dann allerdings
überall die flüssige Phase ohne Glättegefahren. Die Schneefallgrenze steigt im
Zuge dessen immer weiter auf 1500 oder sogar 2000 m an.

Dabei haben während fast der ganzen Woche zunächst Tiefdruckgebiete (meist
gesteuert von Randtrögen in der Höhe) die Zügel in der Hand, womit immer wieder
Ausläufer davon das Land überqueren und den Niederschlagsnachschub
aufrechterhalten. Ein sich von Nordafrika und dem westlichen Mittelmeer in
Richtung Frankreich und Britischen Inseln aufwölbender Rücken lässt ab der
Wochenmitte den Druck im Süden aber steigen und die Niederschläge dort seltener
werden. Auf der Vorderseite eines neuen Trogs über dem Nordostatlantik samt
gekoppeltem Bodentief dreht die Strömung bis in die untere Troposphäre nun sogar
auf Südwest, womit noch mildere Luft nach Deutschland gelangt und die T850 hPa
auf 5 bis 13 (!) Grad steigen.

Die erweiterte Mittelfrist ab Samstag steht zunächst im Zeichen des Rückens, der
nach Osten durchschwenkt und vorübergehend Hochdruckeinfluss bringt. Weil die
großskalige Zirkulation jedoch gut in Bewegung ist, wird der Rücken alsbald
schon nach Osten abgedrängt und nachfolgend kann sich erneut eine westliche
Strömung mit zunehmenden Tiefdruckeinfluss etablieren. Immerhin wird die sehr
milde Luft (verbreitet T850 hPa über 10 Grad) dann wieder durch etwas kühlere
Atlantikluft mit T850 hPa von 0 bis 4 Grad ausgetauscht. Aber selbst das ist
weit weg von jeglichem Winterwetter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Groben und Ganzen lässt sich zwischen dem heutigen 0 UTC-Lauf des EZWM und
seinen beiden gestrigen Vorläufen zunächst eine gute Konsistenz feststellen. So
ist das Ausräumen der kalten Luft im Nordosten bis spätestens Dienstag
ausgemachte Sache, auch wenn Details noch zu klären sind und das auch
hinsichtlich der Glättegefahr zu beachten sein wird.
Am Freitag gibt es etwas größere Unterschiede, die an einem Randtrog über der
Nordsee festgemacht werden können. Dieser existiert im neuesten Lauf nicht mehr,
womit über der Nordsee kein Bodentief vorhanden ist, sondern nur eins
nordwestlich der Britischen Inseln. Damit dreht die Strömung im heutigen Lauf
auf der Vorderseite davon sogar auf Südwest statt auf West bis Nordwest, womit
ein noch höheres Temperaturniveau zu erwarten ist bei allerdings nun
verminderter Niederschlagsaktivität.
Die aufkommenden Diskrepanzen pflanzen sich auch in die erweiterte Mittelfrist
ab Samstag fort, was sich vor allem beim zeitlichen Timing des Übergangs vom
Hochdruckwetter zum wieder zurückkehrenden Tiefdruckeinfluss zeigt. Einig sind
sich die Modelle aber dahingehend, dass milde oder sehr milde Luft vorherrschend
bleibt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim GFS geht der Übergang zu milderem Wetter im Nordosten nicht ganz so schnell
vonstatten, bis Mittwochabend ist der Prozess aber auch abgeschlossen. Zudem
wölbt sich der Rücken im Gegensatz zum EZMW in der zweiten Wochenhälfte weiter
westlich auf, sodass auf der Rückseite eines kräftigen Skandinavientiefs mit
nördlicher Strömung vorübergehend wieder kalte Luft mit T850 hPa von -1 bis -6
Grad bei uns Fuß fassen kann. Diese wird dann am Wochenende jedoch auch wieder
ausgeräumt.
ICON folgt dem EZMW zunächst weitgehend, am Freitag bleibt jedoch
Tiefdruckeinfluss vorherrschend, wobei die Temperaturen in nordwestlicher statt
südwestlicher Strömung etwas niedriger liegen (T850 hPa 0 bis 5 Grad).
GEM zieht bei der Version des EZMW voll mit.
NAVGEM wandelt ebenfalls auf EZMW-Spuren, hat jedoch am Donnerstag und Freitag
ähnlich dem GFS zumindest im Nordosten einen kleinen Kälterückfall im Programm.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


RAUCHFAHNEN:
Die Rauchfahnen des EZWM bestätigen für diverse deutsche Städte größtenteils das
oben beschriebene Szenario, betten sich Haupt- und Kontrolllauf meist gut im
engen Median ein. Dabei werden sowohl der Temperatur- als auch der
Geopotenzialanstieg bekräftigt. Die bis Donnerstag häufig vorhandenen
Niederschlagssignale sprechen für den vorherrschenden Tiefdruckeinfluss. Die
Spreads öffnen sich zwar ab Dienstag oder Mittwoch etwas, meist sind es aber nur
wenige kältere bzw. niedrigere Ausreißer, die dafür sorgen. Dadurch bewegen sich
Median, Haupt- und Kontrolllauf am oberen Rand der Streuungen. In der
erweiterten Mittelfrist zeigen die Rauchfahnen gemäß obigen Aufführungen einen
Rückgang der Temperatur und des Geopotenzials.

CLUSTER:
Die 4 Cluster zwischen Mittwoch und Freitag gehören fast alle der NAO
positiv-Fraktion an. Große Unterschiede lassen sich über Mitteleuropa kaum
finden. In C3 mit 11 Membern wird angedeutet, dass es im Nordosten am Donnerstag
in nordwestlicher Strömung vorübergehend noch mal etwas kühler wird
(NAVGEM-Lösung).
Zwischen Samstag und Montag werden nur noch 3 Cluster ausgegeben (2 x NAO
positiv, 1 x Blockierung). In diesen Clustern gibt es größere Unterschiede, vor
allem bezüglich des Abbaus des Rückens. Eines haben aber alle gemeinsam: ein
größerer Kälteeinbruch wird nicht berechnet.


FAZIT:
Nach dem wochenlangem "Dümpelwetter" unter Hochdruckeinfluss und vorübergehender
Spannung über das heute beginnende Weihnachtsfest hinweg stehen die Zeichen
danach voll auf Kurs "Nullwinter". Dabei wird die anfangs noch kalte Luft in
Nordostdeutschland spätestens ab Dienstag vertrieben und fortan dürfen
Tiefdruckgebieten mit wechselhaftem und teils windigem Wetter aus Westen feuchte
und milde Luft nach Deutschland lenken. Zum Wochenende hin gerät diese unter
vorübergehenden Hochdruckeinfluss, wobei uns mit Drehung der Strömung auf
Südwest noch mildere Luft mit T850 hPa verbreitet über 10 Grad untergejubelt
werden könnte. Von einem Wintereinbruch fehlt dagegen fast jede Spur, Winter-
und Schneefans müssen schweren Zeiten entgegenblicken.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


GLATTEIS:
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag es im Nordosten mit Frontdurchgang bzw.
beim Übergang zu milderem Wetter weiterhin die Gefahr von Glatteisregen gegeben,
Unwetter sind dabei nicht ausgeschlossen.

DAUERREGEN/TAUWETTER:
Am Dienstag und Mittwoch sind in Staulagen des südlichen Berglands (vor allem
Schwarzwald, Allgäu, Alpen, Bayerischer Wald) von den Ensembles erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 l/m2 in 24 Stunden vorhanden. Bei stark
ansteigender Schneefallgrenze ist damit auch Tauwetter ein Thema, eventuell
sogar bis in den Unwetterbereich. EFI gibt zwar am Dienstag noch keine Hinweise,
am Mittwoch aber werden Werte bis 0.8 angezeigt.

WIND:
EFI weist am Mittwoch in Süddeutschland Signale bis 0.6 auf. In den Ensembles
werden für das zentrale und südliche Bergland gute Wahrscheinlichkeiten für
stürmische Böen Bft 8 und noch geringe für Sturmböen Bft 9 ausgegeben.
Am Donnerstag hat EFI zwar keine Hinweise mehr, die Ensembles geben allerdings
stürmische Böen an der See, im Erzgebirge und im Bayerischen Wald her.

TEMPERATUREN:
Diese sind zwar kein signifikantes Wetterereignis, aber dennoch bemerkenswert.
So breiten sich bei EFI Werte von 0.8 bis 1 ab Mittwoch über ganz Deutschland
aus, um mindestens bis Vorhersagetag 9 (kommende Woche Sonntag) zu bleiben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler