Thema des Tages

20-12-2021 08:50

In eigener Sache: Neuerscheinung über das Leben und Wirken von Gustav
Hellmann

Während Biografien von großen Physikern in großer Fülle existieren,
sind literarische Werke über bedeutende Meteorologen eher selten. Im
DWD-Selbstverlag ist nun ein zweibändiges Werk über Gustav Hellmann
erschienen, der nicht nur aus wissenschaftshistorischer Sicht von
großer Besonderheit ist.

Größen wie Alfred Wegener oder Vilhelm Bjerknes mögen noch geläufig
sein - aber Gustav Hellmann? Der Gelehrte ist selbst unter
Meteorologen meist nur wegen des gleichnamigen Regenmessers bekannt.
Doch Prof. Dr. Gustav Hellmann (1854-1939) war nicht nur Leiter des
Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts und
leidenschaftlicher Historiker, sondern betrieb auch intensive
Niederschlagsforschungen und war maßgeblich an der Schaffung eines
Netzes zuverlässiger meteorologischer Beobachtungen beteiligt.
Angesichts der bedeutsamen Forschungsarbeiten und großen
Hinterlassenschaften erscheint es also fast verwunderlich, dass seine
Spuren verblasst sind und er nicht im kollektiven Gedächtnis
geblieben ist.

Im Selbstverlag des Deutschen Wetterdienstes ist nun eine umfassende
Publikation über Gustav Hellmann erschienen, die durch Einblicke in
sein Leben und durch eine Zusammenschau seiner wichtigsten Werke das
Andenken Hellmanns erneuern möchte. Der Autor Dr. Joachim Pelkowski
führte dazu über mehr als vier Jahre akribische Recherchearbeiten
durch: Das Wälzen historischer Schriften in seiner Privatbibliothek
gehörten genauso dazu wie Reisen nach Berlin zur Staatsbibliothek
oder das (unverhoffte) Auffinden Hellmanns Grabstätte. Herausgekommen
ist ein zweiteiliger Band mit dem Titel "Gustav Hellmann - Preußens
ergiebigster Meteorologe", wobei sich der erste Teil dem "Leben und
Wirken" widmet, während Teil 2 "Eine Werkschau" darstellt.

Das insgesamt 650 Seiten starke Werk ist so aufgebaut, dass jedes
Kapitel einzeln gelesen werden kann: Wer sich in aller Kürze über
Hellmanns berufliches Wirken informieren will, liest Kapitel 1. Wer
sich tiefergehend für das berufliche und private Leben des
Meteorologen interessiert, findet im zweiten und längsten Kapitel
nicht nur Antworten, sondern auch den ein oder anderen
schmunzelerregenden Brief von der Mutter an den jungen Hellmann. In
Kapitel 3 wird das Bild seines Lebens eingebettet in ein Umfeld von
Fachgenossen, zu denen er engere Beziehungen pflegte oder die sein
Wirken in irgendeiner Weise begleitet haben. Es folgen Hintergründe
zur Gründung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft in Kapitel
4, bei der Gustav Hellmann Gründungsmitglied war. Die Leserschaft,
die ihn als Urheber seines berühmten Regenmessers kennt (der teils
auch heute noch unverändert verwendet wird), und nur dazu Auskunft
wünscht, liest Kapitel 5 im ersten Teilband.

Der zweite Teilband schließt mit einer Schau Hellmanns wichtigster
Arbeiten an - eine Werkschau. Dem berühmten Regenwerk gebührt dabei
genauso ein eigenes Kapitel wie dem Oderwerk über Vb-Wetterlagen oder
dem 1921 veröffentlichten "Klimaatlas von Deutschland", der eine
richtungweisende und erstmalige Publikation zur Klimakunde
darstellte. Der Autor schreibt zum zweiten Teilband: "Nicht bloß
Verzeichnis seiner Schriften, die zahlenmäßig an die 400
heranreichen, sondern vielmehr mehrstimmig referierende "Ergographie"
will der zweite Teil dieser Schrift sein. Darin kommen vor allem
urteilsfähige zeitgenössische Fachgelehrte zu Wort. Zu einem "Denker"
im landläufigen Sinne wird man Hellmann kaum erheben können, aber in
seinen Schriften wird gewiss ein klarer, gründlicher und geistreicher
Kopf "sichtbar". Sie sind der Schlüssel zum Verständnis seiner
Persönlichkeit."

Sie sind neugierig geworden oder noch auf der Suche nach einem
besonderen Weihnachtsgeschenk für historisch und meteorologisch
Interessierte? Die zwei Teilbände sind seit dem 17.12.2021 über den
Wettershop des DWD (www.dwd-shop.de) und im Buchhandel erhältlich.
Zugegeben, die Preise von 165 ? (Teilband 1) bzw. 145 ? (Teilband 2)
löst bei Schnäppchenjägern vermutlich erst einmal Schnappatmung aus,
ergeben sich (wie häufig bei wissenschaftlichen Publikationen kleiner
(Selbst)Verlage) jedoch aus der hohen Seitenzahl bei gleichzeitig
geringer Auflage. Doch es lohnt sich: Denn eindrucksvoll ist dieser
Band in der Reihe "Geschichte der Meteorologie in Deutschland" nicht
nur wegen seiner großen wissenschaftshistorischen Bedeutung und
Verwendung bisher unveröffentlichter Quellen, sondern auch durch das
besondere Talent des Autors, die deutsche Sprache in seinem
Facettenreichtum und seiner Schönheit mit geistreicher Leichtigkeit
zu Papier zu bringen. Zitate über oder von Gustav Hellmann als
Einstieg eines jeden Kapitels erscheinen dabei wie ein ästhetisches,
poetisches i-Tüpfelchen.

Dipl.-Met. Magdalena Bertelmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 20.12.2021

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