DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist
08-12-2021 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.12.2021 um 10.30 UTC
Anfangs im Bergland Winter. Dann Wetterberuhigung und vorübergehend milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 15.12.2021
Am Samstag liegen wir unter dem Einfluss eines Langwellentroges, der von
Skandinavien bis ins zentrale Mittelmeer reicht im Zustrom kalter Meeresluft.
Ein kleinräumiges Tief im Bodendruckfeld löst sich auf, da wir auf die Rückseite
des ostwärts abziehenden Troges gelangen. Mit Annäherung eines markanten
Höhenrückens über Westeuropa setzt sich vor allem im Norden schwacher
Zwischenhocheinfluss durch. Im Nordosten hält sich bodennah sogar eine
trockenkalte Festlandsluft, in der kaum 0°C überschritten werden, sonst liegen
die Temperaturen zwischen 1 und 6°C und vor allem im Bergland über der Mitte und
dem Süden schneit es teilweise noch für längere Zeit.
Am Sonntag folgen von Westen her die Ausläufer eines Sturmtiefs bei Island, die
eine deutliche Milderung einleiten. In der einströmenden milden Meeresluft
werden im Westen 8 bis 9°C erwartet, im Osten, wo sich die Kaltluft noch hält,
liegen die Maxima nur wenig über dem Gefrierpunkt. Der Höhenrücken folgt nur
langsam, weshalb durch die kräftige Warmluftadvektion auch entsprechende
Niederschläge ausgelöst werden, die von Westen bis über die Gipfellagen der
Mittelgebirge hinaus in Regen übergehen. Je nach Timing besteht auch im
Tiefland, ansonsten vor allem im Bergland nach Osten und Süden hin vorübergehend
Glättegefahr, teils auch durch gefrierenden Regen. Der Gradient verschärft sich
nur sehr moderat.
Am Montag wird die Ostprogression des Höhenkeils nach wie vor durch einen Trog
über Osteuropa gebremst. Die langsam in den Osten vordringende Warmfront
schwächt sich durch folgenden Rücken zwar ab, vor allem im Südosten und durch
Stau dort teils verstärkt dürften noch einige Zeit Niederschläge auftreten,
möglicherweise am Alpenrand auch bis an die Warnschwellen für Dauerregen.
Ansonsten liegen wir im Warmsektor des Islandtiefs, da die Kaltfront durch die
Entwicklung eines Wellentiefs über den Britischen Inseln aufgehalten wird. Dabei
stellt sich schwacher Hochdruckeinfluss ein. Im Westen steigt die Temperatur bis
+10°C, aber auch ganz im Osten dürfte sich eine leichte Milderung bemerkbar
machen.
Am Dienstag entwickelt sich vor einem kürzerwelligen Trog ein weiteres
Wellentief, das nach Südskandinavien zieht. Dabei wird zum einen der Rücken
abgebaut und nach Südosten geführt, darüber hinaus kommt die wetteraktive
Kaltfront beschleunigt über Deutschland nach Südosten voran. In den Norden
gelangt postfrontal eine stark erwärmte Meereskaltluft, ansonsten hält sich
teilweise, vor allem nach Südwesten die Hochdruckzone und ein wirklicher
Luftmassenwechsel findet dort nicht statt.
Am Mittwoch greift die Frontalzone rasch über Nordeuropa nach Osten aus und auf
deren warmer Seite bildet sich über West- und Mitteleuropa erneut eine kräftige,
hochreichende Antizyklone. Nur der Norden könnte andere Rand von Tiefausläufern
gestreift werden.
Die erweiterte Mittelfrist sieht nach aktueller Lesart stark antizyklonal
geprägt aus mit einem kräftigen Hochdruckgebiet über Mitteleuropa.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
In groben Zügen stimmen die letzten Läufe des europäischen Modells überein.
Schon zu Beginn zeigen sich aber Abweichungen, wenn zum Beispiel die Warmfront
am Sonntag im aktuellen Lauf deutlich aktiver über Deutschland nach Osten ziehen
soll. Danach nimmt der antizyklonale Einfluss zwar zu, was auch die Vorläufe so
gesehen haben, der heutige 00z Lauf hat am Dienstag aber noch einen Dämpfer
drin, mit einer recht aktiven Kaltfrontpassage, die in den Vorläufen gar nicht,
oder stark abgeschwächt simuliert wurde. Die Konsistenz ist also mit einigen
Abstrichen als brauchbar anzusehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch der Vergleich mit ICON und GFS kommt am Wochenende zu ähnlichen
Ergebnissen, wie die Konsistenzbetrachtung. Der Samstag passt weitgehend, am
Sonntag zeigen ICON und GFS nach Süden hin eine Hochdruckzone, die im IFS weiter
nach Süden verschoben ist. Am Montag haben alle Modelle den sich verstärkenden
Hochdruckeinfluss auf der Karte. Die Konfiguration sieht aber jeweils anders
aus, weshalb die Stauniederschläge am Alpenrand im GFS schwächer sind und bei
ICON fehlen. Auch die Passage der Kaltfront am Dienstag sieht jeweils anders,
während zum Mittwoch der Hochdruckeinfluss wieder unisono gerechnet wird. Von
daher passt auch hier der Ablauf im Groben, die Details bleiben freilich offen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Haupt- und des Kontrolllaufs weitgehend. Mittelfrist erfolgt ein
deutlicher Anstieg des Geopotentials und der Temperaturen in der unteren
Troposphäre, was freilich nicht heißt, dass es überall mild wird. Schon gar
nicht bei dem avisierten Hochdruckeinfluss, der sich aus dem hohen Geopotential
zwar mit Abstrichen, aber einigermaßen deutlich ableiten lässt. Für die
kräftigen Regenfälle an den Alpen liefern die Ensembles kaum Signale und auch
die Kaltfront am Dienstag wird in den Ensembles schwächer simuliert.
Die Clusterung zeigt fast durchweg antizyklonale Strukturen in den Basisfeldern.
Zwar werden auch bis 168h schon viele Cluster ins Blocking einsortiert, die
Frontalzone über Nordeuropa wird aber auch gezeigt, weshalb bis dahin auch die
Großwetterlagenmuster West antizyklonal oder Brücke Mitteleuropa nicht
unwahrscheinlich sind.
In der erweiterten Mittelfrist weitet sich die positive Geopotentialanomalie
über Europa nach Norden aus, was die Strömung dann stärker Richtung Blocking
tendieren lässt mit eventuell auch langsam zurückgehenden Temperaturen. Auf
beides spricht auch der dann verstärkt auf östliche Richtungen drehende
Bodenwind in den 15 Tage ENS Meteogrammen an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Anfangs sind in kalter Meeresluft noch Glättewarnungen mit Schnee im Bergland
und Glätte bis ganz runter an der Tagesordnung. Ob am Sonntag oder Montag im
Südosten noch mal Glatteis dabei ist, muss abgewartet werden, ausgeschlossen ist
es jedenfalls nicht.
In der Folge wird signifikantes Wetter Mangelware. Je nach Lage der
Hochdruckzone und eventueller Tiefausläufer wären an den Küsten und im höheren
Bergland markante Böen zumindest nicht ausgeschlossen. Wie schon erwähnt werden
die kräftigen Regenfälle an den Alpen (So/Mo) in den Ensembles kaum gestützt. Im
EFI wird lediglich der Trend zur Milderung angedeutet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), Mos Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner