Thema des Tages
12-09-2016 14:40
Wieso gibt es so viele Wüsten am Wendekreis?
Wenn man das Wort "Wüste" hört, denken viele wahrscheinlich zuerst an
die in Nordafrika liegende Wüste "Sahara". Sucht man diese auf einer
Weltkarte, so könnte dem ein oder anderen auffallen, dass sich neben
der Sahara auch noch andere Wüsten auf diesen Breitenkreisen an der
nördlichen bzw. südlichen Grenze der Tropen befinden. Hierbei handelt
es sich um die sogenannten "Wendekreiswüsten".
Diese Namensgebung kommt dadurch zustande, dass die trockenen Gebiete
vor allem im Bereich der Wendekreise zu finden sind, die circa den
23. Breitengrad auf der Nord- bzw. Südhalbkugel markieren. Doch warum
befinden sich genau in der Gegend um die Wendekreise solch trockene
Regionen? Will man die Ursache für die Entstehung der
Wendekreiswüsten verstehen, so muss man zunächst die globale
Zirkulation der Luftmassen auf der Erde betrachten. Am Äquator
erwärmen sich die Landmassen durch die Sonne besonders stark, wodurch
sich die darüber liegende Luft erhitzt und schließlich aufsteigt. Am
Boden entstehen somit Tiefdruckgebiete, die sich in Äquatornähe um
den ganzen Planeten erstrecken. Die aufsteigende Luft nimmt mit
zunehmender Höhe an Temperatur ab und es kommt zur Kondensation des
sich in der Luft befindlichen Wassers. Es entstehen Wolken, aus denen
es dann in Äquatornähe kräftig zu regnen beginnt. Das bedeutet
wiederum, dass der Luft Feuchtigkeit entzogen wird.
Da die Natur außerdem bestrebt ist, Druckunterschiede auszugleichen,
fließen Luftmassen aus Regionen mit höherem Druck nördlich und
südliche des Äquators in Richtung des tieferen Drucks am Äquator. Die
nachgeströmte Luft erwärmt sich dann dort wieder durch die stärkere
Sonneneinstrahlung und steigt folglich erneut auf. Die darüber
liegende Luft, die schon kühler und vor allem trockener ist, wird
nach Norden und Süden abgedrängt. Bei der Bewegung in Richtung der
Pole kühlt sich die Luft weiter ab und sinkt schließlich in Höhe der
Wendekreise wieder zu Boden, d.h. der Luftdruck steigt dort in
Bodennähe an. In den Regionen der Wendekreise entstehen durch die
absinkenden Luftmassen also Hochdruckgebiete, von denen aus die
trockene Luft nun wieder in Richtung der Tiefdruckrinne am Äquator
fließt. Hierbei handelt es sich um den sogenannten "Passatkreislauf",
der durch seine wolkenlosen und trockenen Regionen in Höhe der
Wendekreise für die Entstehung der Wüsten sorgt. Der Passatkreislauf
setzt sich aus dem sogenannten "Passatwind" und "Antipassatwind" in
der Höhe zusammen (sowohl Nord- als auch Südhalbkugel).
Die Wüsten entstehen an den Wendekreisen also deshalb, weil die vom
Äquator herkommende Luft nach dem Ausregnungsprozess im
Passatkreislauf auf dem Weg in Richtung Pole keine bzw. kaum
Feuchtigkeit besitzen und durch das Absinken noch weiter austrocknen,
sodass dort kein Regen fallen kann. Durch den sehr starken
Wassermangel können in diesen Regionen nur wenige Tier- und
Pflanzenarten überleben, die sich trotz allem an diese Trockenheit
angepasst haben.
Praktikantin Sarah Westbrook mit Dipl.-Met. Lars Kirchhübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 12.09.2016