DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-11-2021 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.11.2021 um 10.30 UTC



Herbstlich kühl, anfangs mit Sturm und Regen in der Nordhälfte. Im Süden häufig
ruhiges Herbstwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 11.11.2021


Zum Start in die Mittelfrist befindet sich Deutschland am Sonntag am Südrand
eines Tiefdruckkomplexes über Skandinavien in einer strammen westlichen
Strömung. Der Jet schlängelt sich am Tief entlang mit den höchsten
Geschwindigkeiten in 300 hPa von Schottland über die Nordsee bis nach
Norddeutschland. Entsprechend ist es bei uns windig bis stürmisch, im Bergland
und teils auch auf den Nordseeinseln mit schweren Sturmböen (Bft 10). Vereinzelt
sind am linken Jetausgang in höhenkalter Luft (etwa über Nordfriesland) Gewitter
möglich. Das Tief verlagert sich nur langsam über die Ostsee zum Baltikum,
sodass der Gradient nur schwer auffächert und auch in der Nacht zum Montag noch
für Regen und stürmischen Wind sorgt.

Am Montag liegt das Tiefzentrum über dem Baltikum und Nordrussland, der Gradient
fächert auf und der Wind lässt final nach. Der zugehörige Trog reicht aber bis
an den östlichen Alpenraum, sodass sich zunächst dichte Wolken und leichte
Niederschläge halten. Mit 0 Grad in T850 über weiten Teilen Deutschlands kann es
auf den Mittelgebirgsgipfeln sowie in den Alpen oberhalb von etwa 1600 m
bisweilen leicht schneien oder schneeregnen. Von Westen her schiebt sich im
Tagesverlauf hoher Luftdruck ins Land. Gestützt wird dieser von einem breiten
Keil über dem Atlantik. Damit trocknet die Luftmasse zusehends ab.

Am Dienstag sorgt der Zustrom milderer Luft aus Westen dafür, dass sowohl
Schneefall- als auch Nullgradgrenze wieder ansteigen. Bis zum Abend erreicht die
Keilachse Deutschland, dabei wird der Alpenraum von +8 Grad in 850 hPa
überrannt. Hoher Luftdruck bringt weitere Abtrocknung und meist ruhiges
Herbstwetter. Nur der Norden Deutschlands wird von einem Ausläufer eines Tiefs
bei Island gestreift, entsprechend sind dort die Wolken dichter und vereinzelt
fällt etwas Regen.

Dieses Tief induziert einen wenig amplifizierten Trog über dem Atlantik, der
sich Mittwochmittag vom Nordmeer bis etwa zur Mitte Großbritanniens erstreckt.
Die Achse des Hochkeils zieht nach Osteuropa und wir liegen zwischen Keil und
Trog in zunehmender Südwestströmung. Damit frischt der Wind vor allem im
Küstenbereich und in der Höhe wieder etwas auf. Im Norden und Nordwesten des
Landes fließt feuchtere Luft ein und es regnet. Das Bodenhoch zieht sich nach
Südosteuropa zurück, kann aber über der Mitte und dem Süden Deutschlands noch
für weitgehend ruhiges Herbstwetter sorgen.

Am Donnerstag schwenkt das "Trögchen" von West nach Ost über Deutschland. Am
signifikantesten ist der Gradient, der sich über Norddeutschland kurzzeitig
verschärft und frischen Wind an den Küsten und im küstennahen Bereich bringt.
Zudem fällt aus kompakten Wolken gelegentlich etwas Regen. Bei +1 (Norden) bis
+8 (Süden) Grad in T850 ist Schnee kein Thema.

Am Freitag baut sich schon wieder ein Keil über Mitteleuropa auf, der sich,
trotz angedeutetem Trog über Nordeuropa, voraussichtlich auch über das
Wochenende halten kann. Damit wäre ein Wintereinbruch in Deutschland weiter
unwahrscheinlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufes zum gestrigen 0 UTC Lauf ist über den
gesamten Mittelfristzeitraum sehr gut. Die Unterschiede im mitteleuropäischen
Raum sind marginal. Der gestrige 12 UTC Lauf stellt hingegen einen kleinen
Ausreißer dar. Er simulierte ab Mittwoch eine Tiefdruckrinne von Skandinavien
bis nach Tunesien. Der aktuelle Lauf hat wieder einen stabilen Rücken über
Mitteleuropa drin mit tiefem Luftdruck über Nordeuropa und Nordafrika. Da auch
die übrigen Modelle zu ihren gestrigen Läufen konsistent sind und den Schwung
des IFS nicht mitgemacht haben, ist dieser nur als Ausreißer zu bewerten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Selten so eine Einigkeit der Globalmodelle in der Mittelfrist gesehen! Die
Unterschiede für Mitteleuropa sind marginal und betreffen, wenn überhaupt, nur
Norddeutschland. Dort wird die Trograndlage nächste Woche Mittwoch/Donnerstag
(t+156 h!) leicht unterschiedlich berechnet. Die Amplitude ist ähnlich, aber das
Timing unterschiedlich, so ist GFS etwa 12 Stunden vor IFS und der Trog bereits
Mittwochabend über Norddeutschland. ICON ist etwa 4-6 Stunden vor IFS und
rechnet die Trogachse am frühen Donnerstagmorgen über Deutschland. Aufgrund der
geringen Wetterwirksamkeit des Troges und der zeitlichen Weite von heute kann
man das als "normale Unschärfe" bewerten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles sind zu Beginn der Mittelfrist quasi einheitlich, der Spread ist
klein. Fürs Geopotenzial bleibt der Spread die gesamte Mittelfrist über
vernachlässigbar. Die Ensembles weichen nur wenig ab und die Mehrheit sammelt
sich um Haupt- und Kontrolllauf. Bei der Temperatur in 850 hPa gehen die
einzelnen Läufe ab Dienstag auseinander. Dabei weichen die Läufe in Richtung
"wärmer" aus. Es könnte also durchaus schneller wärmere Luft mit dem Keil zu uns
fließen.
Am Mittwoch und Donnerstag lässt sich aus den Ensembles wenig ableiten. Eine
Mehrheit findet sich um den Kontrolllauf ein. Der Hauptlauf liegt temperatur-
und geopotenzialtechnisch leicht darüber. Der zeitliche Durchgang und die
Amplitude des Troges scheinen also noch etwas unsicher zu sein, das zeigt ja
aber auch der Modellvergleich.
Die erweiterte Mittelfrist bietet ab Freitag wieder steigendes Geopotenzial. Bei
der Temperatur ist alles möglich, es scheint sich aber ein Trend um 0 Grad in
850 hPa einzustellen.

Der erste Zeitschritt der Mittelfrist bietet 6 Clusterlösungen, wobei alle
ähnliche Strukturen aufweisen und entweder als NAO+ oder Atlantischer Rücken
klassifiziert werden. Haupt- und Kontrolllauf liegen in Cluster 2.
Zeitschritt 2 (+120 bis +168 h) liefert 3 Cluster in der Klasse NAO+ mit Haupt-
und Kontrolllauf in Cluster 3. Die Analyse stützt also die große Einigkeit der
Modelle mit nur marginalen Unterschieden.
Der Zeitschritt >168 h liefert Lösungen mit einer blockierenden Lage oder
atlantischem Rücken. So oder so herrscht in Deutschland hauptsächlich
Hochdruckeinfluss.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


An der Nordsee besteht am Sonntag eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für
schwere Sturmböen (Bft 10), das lässt sich sowohl im EFI als auch SOT erkennen.
Die EPSe von ICON und COSMO-LEPS liefern bis zu 30% für Böen Bft 10 über der
Nordsee und vor allem den nordfriesischen Inseln.

Sonst gibt es keine Anzeichen für signifikantes Wetter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn