DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-10-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.10.2021 um 10.30 UTC



Bis zum Beginn der Woche ruhiges Herbstwetter, ab Dienstag wieder zunehmend
regnerisch und windig. Nach anfangs kühlem Wetter wieder mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 27.10.2021


Am Samstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, greift nach IFS allmählich ein
Höhenrücken von Westen her auf Deutschland über. Seine Achse erreicht am Abend
Benelux und Ostfrankreich. Zugleich schwenkt ein Höhentrog über Ostmitteleuropa
ostwärts, so dass die Höhenkaltluft unser Land verlässt und von Westen
antizyklonale Verhältnisse wetterbestimmend werden. Der Schwerpunkt eines
Bodenhochs weitet sich von Frankreich her nach Deutschland aus, während der
Nordosten noch im Übergangsbereich zu einem Tief über der Karasee liegt. Dort
verringert sich aber im Laufe des Tages der Gradient deutlich und der anfangs
noch frische Westwind lässt rasch nach. Ansonsten herrschen unter
Hochdruckeinfluss ruhige Windverhältnisse. Die eingeflossene Luftmasse ist recht
kalt mit Werten zwischen -3 und 0°C in 850 hPa, bodennah dürften sich teils zähe
Hochnebelfelder halten, Niederschlag wird kaum erwartet.
In der Nacht zum Sonntag zieht das Hoch unter Verstärkung nach Osten, so dass
der südliche bis östliche Wind wieder etwas zunimmt und nur in ungünstigen Lagen
Nebel entsteht. Tagsüber schwenkt der Höhenrücken über unser Land hinweg rasch
ostwärts, der Schwerpunkt der Bodenhochs kommt schon bis zur Ukraine voran. Von
Westen ziehen hohe Wolkenfelder auf, abgesehen von diesen dürfte es nach
Auflösung der wenigen Nebelfelder sonnig werden und von Westen gelangt wieder
eine deutlich mildere Luftmasse zu uns mit (abgesehen vom Norden) vielfach 8 bis
10°C in 850 hPa.
Am Montag kommt der Höhenrücken nur noch langsam nach Osten voran und über dem
Südosten Mitteleuropas bildet sich zunehmend eine abgeschlossene
Höhenantizyklone. Das zugehörige Bodenhoch ist mit seinem Schwerpunkt über
Rumänien und der Ukraine zu finden. Gleichzeitig zieht ein Trog von der Biskaya
nach Frankreich und die Kaltfront eines Islandtiefs gelangt im Tagesverlauf in
den Nordwesten Deutschlands. Der Wind dreht dabei ohne merklich aufzufrischen
Richtung auf Süd bis Südwest. Abgesehen von dichtem Wolken ganz im Nordwesten,
aus denen auch etwas Regen fällt, dürfte es nach Auflösung von Nebelfeldern
sonnig werden. Die Luftmasse wird aber von Westen her schon wieder etwas kühler.

In der Nacht zum Dienstag erreicht der Trog von Westen her Deutschland und
überquert uns tagsüber. Auch die Kaltfront überquert mit leichtem Regen das Land
und rückseitig fließt eine etwas kühlere Atlantikluft ein. Auf der Rückseite der
Kaltfront kommt es bei wechselnder Bewölkung zu Schauern. Zwischen tiefem
Luftdruck über dem Nordmeer und einem sich vom Azorenhoch aus nach
Süddeutschland schiebenden Hochdruckkeil nimmt der Westwind etwas zu.
Im weiteren Verlauf setzt sich im Bereich des nahen Atlantik sehr hohes
Geopotential fest, an dessen Flanke stellt sich nach Norden und Nordosten zu
eine recht kräftige Höhenströmung ein, die sich in Deutschland aber zunehmend
antizyklonal präsentiert. Mit dieser werden sowohl in der Nacht zum Mittwoch als
am Mittwoch in der zweiten Tageshälfte Tiefausläufer nach Deutschland gesteuert,
die wiederholt durchaus mäßigen Regenfälle bringen, die aber flott durchziehen.
Die recht kräftige Höhenströmung paust sich auch bodennah durch mit einem
starken Gradienten zwischen einem Hochkeil, der zu den Alpen gerichtet ist und
tiefem Luftdruck im Bereich der nördlichen Nordsee, wo Randtiefs durchziehen.
Folglich gibt es kräftigen Südwestwind, wobei bei stabiler Schichtung vor allem
die Berge Sturm abbekommen.
Im weiteren Verlauf nährt sich der breite Höhenrücken an, wir verbleiben in
einer kräftigen Strömung, wobei sich von Süden wieder Hochdruckeinfluss
durchsetzt, während im Norden die Fronten mit Regen schleifen. Bei der durchaus
sehr windigen Lage kann es sehr mild werden, da sich eine überaus milde
Luftmasse mit um 10°C in 850 hPa durchsetzt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ist die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen
beiden Vorgängern hervorragend. Danach gibt es bezüglich der Positionierung der
Tröge und dem Timing des Übergreifens von Fronten leichte Unschärfen, der grobe
Fahrplan ist aber unverändert. Auffällig ist die Tendenz zu einer windigen Lage
am Dienstag, die in den Vorläufen (vor allem im 12-UTC-Lauf) noch nicht in
diesem Maße zu sehen war. Am Mittwoch war dann nach den Vorläufen der Süden
schon stärker unter Hochdruckeinfluss, so dass Wind und regenbringende Fronten
eher etwas nach Norden verschoben waren.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


IFS, GFS und ICON (sowie UKMO, so lange verfügbar) zeigen bis kommenden Mittwoch
eine sehr ähnliche Entwicklung und höchstens Unterschiede im Detail. Etwas
anders präsentiert sich GEM am Mittwoch. Es lässt den starken Höhenrücken über
dem nahen Atlantik überhaupt nicht entstehen, stattdessen wird dort ein flacher
Trog simuliert. Nach Abzug des kurzwelligen Troges würde dann nur kurzfristig
ein schmaler Keil übergreifen, bevor sich im weiteren Verlauf zunehmend eine zu
Föhn neigende Südwestlage einstellen würde. Also tatsächlich ein deutlich
anderes Geopotentialmuster.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das IFS-EPS verteilt sich im Zeitraum von Montag, 00 UTC bis Mittwoch, 00 UTC
auf drei Cluster. Diese sind sich recht ähnlich: Alle zeigen das zunehmend hohe
Geopotential, das sich über dem Atlantik aufbaut und den Anfang der Woche
durchschwenkenden Trog. C1 (21 Mitglieder) lässt der Trog recht flach und flott
durchgehen, auch der Rücken über dem Atlantik ist recht flach und
dementsprechend die Westströmung stark. Bei C2 (19 Mitglieder, incl.
Kontrolllauf, +Hauptlauf) greift der Trog etwas weiter nach Süden aus,
gleichzeitig wölbt sich der Rücken über dem Atlantik etwas stärker auf. Auch bei
C3 (11 Mitglieder) ist der Rücken stark, der Trog ist schwach und tropft ab, es
zieht aber am Mittwoch schon ein neuer über die Nordsee. Vor allem über England
ist die Westströmung sehr stark.
Die IFS-Rauchfahnen wollen wir heute in Nord (Hamburg) und Süd (Augsburg)
betrachten: Im Norden zeigt sich ein deutlicher Geopotentialberg am Sonntag und
ein Minimum am Dienstag. Ab Mittwoch soll das Potential bei deutlich zunehmender
Unsicherheit wieder zunehmen. Bei der Temperatur in 850 hPa zeigt sich ein
markanter Anstieg am Sonntag (von -3 auf +7°C), danach geht es bis Dienstag
wieder auf 1°C zurück, am nachfolgend wieder deutlich anzusteigen, die Mehrheit
der Ensemblemitglieder geht auf 7 bis 9°C hoch und die Unsicherheit nimmt nur
langsam zu. Nach einem trockenen Sonntag gibt es ab Montag wieder reichlich
Niederschlagssignale. Ähnlich sieht die Rauchfahne auch im Süden aus, allerdings
darf dort noch ein trockener Montag erwartet werden und auch nachfolgend sind
die Niederschlagssignale etwas schwächer als im Norden.
Die GFS-Rauchfahnen für die oben genannten Städte sehen sehr ähnlich aus wie die
IFS-Rauchfahnen. Die Niederschlagssignale fallen aber tendenziell etwas
schwächer aus.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI liefert keine Hinweise auf signifikantes Wettergeschehen.

Nach Cosmo-LEPS und IFS-EPS gibt es am Samstag noch eine erhöhte
Wahrscheinlichkeit für letzte stürmische Böen an der Ostsee. Ab Dienstag steigt
nach dem IFS-EPS die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen an der Nordsee
zunächst leicht, am Mittwoch gibt es dann stärkere Signale an Nord- und Ostsee.

Ab Dienstag nimmt auch vor allem im Norden und in der Mitte die
Niederschlagsneigung zu. Für Dienstag und Mittwoch zeigt IFS geringe Signale
(unter 10%) für Schwellenwertüberschreitungen vor allem im 48-stündigen
Zeitraum. Davon betroffen sind vor allem der Norden und die westlichen
Mittelgebirge. Dazu passt, dass auch der EFI für den Wasserdampffluss von Westen
her zu den Britischen Inseln und die Nordsee sehr hoch ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann