DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-10-2021 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.10.2021 um 10.30 UTC



Bis Sonntag noch ruhiges Herbstwetter. Ab Wochenbeginn wechselhaft, tagsüber
kühler und im Nordwesten sowie im Norden teils stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 13.10.2021


Am Samstag liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der sich vom Azorenraum über
die südlich Nordsee bis zu den Baltischen Staaten erstreckt. Südöstlich davon
hält sich ein Höhentief mit Zentrum über dem südöstlichen Mitteleuropa. Durch
diesen Keil wird eine Hochbrücke gestützt, die vom mittleren Nordatlantik bis
nach Westrussland reicht und über Deutschland für ruhiges Herbstwetter sorgt.
Mit einer östlichen bodennahen Windkomponente wird gealterte Festlandsluft
advehiert, was der Erwärmung Grenzen setzt. Zudem dürften sich im Süden, teils
aber auch in der Mitte, zähe Nebelfelder bis weit in den Tag hinein halten.
Die Frontalzone verläuft von Neufundland zonal bis in den mittleren Nordatlantik
hinein und südlich an Island vorbei weiter nordostwärts nach Lappland und zum
nördlichen Ural. Ein darin eingelagerter Trog zapft von Ostgrönland Polarluft an
und weitet sich am Sonntag in die Nordsee aus. Die diesem Trog vorgelagerte
Kaltfront dringt bis zum Abend in den Nordwesten und äußersten Norden
Deutschlands vor, gelangt dort unter antizyklonalen Einfluss und bringt nur in
Nordseenähe geringe Niederschläge. Ansonsten hält sich noch die Hochbrücke,
wenngleich diese durch trogvorderseitigen Druckfall allmählich schwächer wird.
Am Montag schwenkt die Achse des Troges nach Westpolen. Die vorgelagerte
Kaltfront wird rasch zu den Alpen gedrückt. Für ein paar Millimeter Niederschlag
reicht es nur an den Nordseiten der Mittelgebirge. Unmittelbar nördlich von
Schottland zeichnet sich ein weiterer Teiltrog ab. Ein über der mittleren
Nordsee liegendes Bodentief gelangt zu diesem Trog in eine entwicklungsgünstige
Position und intensiviert sich, wodurch im Nordwesten und rasch bis in die Mitte
hinein eine markante Gradientzunahme erfolgt. Die Folge wären in der Nacht zum
Dienstag in diesen Gebieten auch abseits der Küste und der Gebirge Böen bis
Sturmstärke. Dieses Tief wird bis Dienstagabend rasch und unter Auffüllung zu
den Beskiden gesteuert. Der Wind dürfte hierdurch etwas schwächer werden,
abgesehen vom Nordosten und vom äußersten Westen und Südwesten besteht jedoch in
freien lagen weiterhin die Gefahr von stürmischen Böen und Böen bis Sturmstärke
an der Nordsee sowie im höheren Bergland. In Verbindung mit dem Trog sind
schauerartige Niederschläge zu erwarten, einzelne kurze Gewitter können nicht
ganz ausgeschlossen werden. Der meiste Niederschlag (um 20 l/m² innerhalb von 12
Stunden) zeichnet sich in Nordseenähe sowie in den Staulagen der östlichen
Mittelgebirge ab. An und in den Alpen gehen die Niederschläge oberhalb von 1300
bis 1500 m in Schnee über, wobei die Schneefallgrenze im Laufe des Dienstags
relativ unverändert bleibt.
Am Mittwoch wird das über dem südöstlichen Mitteleuropa und dem Karpatenraum
liegende Höhentief durch den von Westpolen hereinlaufenden Trog regeneriert. Der
nachfolgende Trog etabliert sich über Skandinavien. Zwischen diesem Trog nebst
südosteuropäischen Höhentiefkomplex und einem sich von der Iberischen Halbinsel
bis ins Nordmeer aufwölbenden breiten Höhenkeils ergibt sich über dem
Vorhersagegebiet ein steile nordwestliche Strömung. In dieser macht sich der
Einfluss des über Südengland liegenden Bodenhochs zusehends bemerkbar. Während
vor allem in den Staulagen der Mittelgebirge und der Alpen weitere schauerartige
Niederschläge zu erwarten sind und die Schneefallgrenze wahrscheinlich bis in
Lagen knapp über 1000 m absinkt, dürfte sich im Norden und Westen Absinken
durchsetzen, wodurch dann auch größere Auflockerungen vorstellbar wären. Die
Temperaturen gehen eher noch etwas zurück; gebietsweise wird kaum noch die 10
Grad-Marke erreicht. In den Nächten besteht bei Aufklaren Gefahr von leichtem
Frost oder zumindest Bodenfrost.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verbleibt Deutschland an der
Vorderseite eines sich wiederholt regenerierenden Höhenkeils und somit unter
einer steilen nordwestlichen Strömung. Im Bodendruckfeld stellen sich zusehends
geringe Luftdruckgegensätze ein. An der Nordostflanke des Keils laufen schwache
Frontensysteme nach Südosten ab, die den Wettercharakter leicht unbeständig
gestalten. Während sich tagsüber keine Temperaturänderung abzeichnet, wird es in
den Nächten dann nicht mehr ganz so kalt wie bisher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den gestrigen
Modellrechnungen weitgehend konsistent. Prognoserelevante Unterschiede lassen
sich bis dahin nicht ableiten. Die kräftige Zyklogenese über der südlichen
Nordsee und das hieraus resultierende Tief, das die Gefahr einer Sturmlage in
Teilen Deutschlands in sich birgt, hatten die beiden gestrigen Modellläufe nicht
im Programm. Diese Entwicklung gilt es, weiterhin zu monitoren. Danach, d.h. ab
der Nacht zum Mittwoch, werden die Unterschiede zu den weiter zurückliegenden
Modellläufen wieder geringer. Dies gilt auch für den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum. Allerdings ist der gestrige 12 UTC-Lauf am Mittwoch
zyklonaler geprägt.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag ergeben sich anhand der verfügbaren Modelle keine
prognoserelevanten Unterschiede. Da ändert sich in der Nacht zum Montag. Während
EZMW dann bereits einen Trog auf Deutschland übergreifen lässt, halten GFS und
auch ICON diesen Trog etwas zurück. Das kanadische Modell zeigt dagegen nicht
mal diesen Trog, sondern eine nahezu zonale westliche Strömung.
Die kräftige Tiefentwicklung in der Nacht zum Dienstag, die das EZMW simuliert,
ist bei keinem anderen Modell zu finden. GFS und ICON beschränken die
Gradientzunahme auf den Norden und Nordosten, wodurch die Böen etwa 1 bis 2 Bft
schwächer ausfallen dürften, als wenn sich die vom EZMW prognostizierte
Entwicklung einstellt. Sturmböen wären demnach dennoch an den Küsten sowie in
höheren Berglagen vorstellbar. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes
entwickelt dieses Tief deutlich schwächer, was nur im Küstenbereich
warnrelevante Böen ergeben würde.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ähnelt GFS dem EZMW, wobei GFS
antizyklonaler geprägt ist. Beide Modelle belassen einen Höhentiefkomplex über
Südosteuropa. Das kanadische Modell bringt eine markante Zyklogenese über der
Nordsee zustande, was über dem Norden und der Mitte Deutschlands eine Sturmlage
ergeben würde. Im Vergleich zu den anderen Modellen ist dieses Szenario als
relativ unwahrscheinlich anzusehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt die Entwicklung des hauseigenen deterministischen
Modells, wobei sich nach Mitte der kommenden Woche sogar eine nahezu nördliche
Strömung einstellen könnte. Die kräftige Tiefdruckentwicklung in der Nacht zum
Dienstag, die EZMW im Programm hat, lässt sich nur bei 2 EPS-Membern finden,
wobei hier das Tief weiter nördlich liegt und dann nur der Norden und Nordosten
hiervon betroffen sein dürfte. Der Spread ist bis einschließlich Dienstag
relativ gering und wird erst danach kontinuierlich größer.
Das EPS des EZMW liefert immerhin mit etwa einen Fünftel der EPS-Member Indizien
für eine Tiefentwicklung, die mit der des deterministischen Laufes vergleichbar
ist. Dies lässt auch bei den Clustern finden. Zwar werden Signale für Sturmböen
bis weit ins Binnenland hinein geboten; Indizien für eine schwere Sturm- oder
gar Orkanlage lassen sich nicht finden. Bemerkenswert ist jedoch, dass anhand
der Cluster die im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum vom
kanadischen Modell angebotene Zyklogenese für wahrscheinlicher gehalten wird (29
Member) als das erneute Zustandekommen einer ruhigen Hochdruckrandlage, was nur
von 22 Membern gestützt wird. Wie beim EPS des GFS ist auch beim EPS des EZMW
bis zur Mitte der kommenden Woche der Spread relativ gering.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag und Freitag sind abgesehen von Sturmböen auf höheren
Schwarzwaldgipfeln keine markanten Wettererscheinungen zu erwarten.
Am Samstag und am Sonntag dauert das ruhiges Herbstwetter an, sehr
wahrscheinlich ohne dass markant zu bewarnenden Wetterereignisse auftreten.
Am Montag wird eine Umstellung der Wetterlage eingeleitet. An der Nordsee sowie
mit geringer Wahrscheinlichkeit auch auf exponierten Berggipfeln muss dann mit
Sturmböen Bft 8/9 gerechnet werden, sonst drohen wahrscheinlich noch keine
markanten Wettergefahren.
In der Nacht zum Dienstag sind in Verbindung mit einer möglichen
Sturmtiefentwicklung im Nordwesten und Norden, am Dienstag im Norden und im
Nordosten bis ins Binnenland hinein Sturmböen nicht auszuschließen. An der
Nordsee, in exponierten Lagen an der Ostseeküste sowie im höheren Bergland
besteht dann die Gefahr schwerer Sturmböen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + deterministischer Lauf
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann